Braşov - auf Entdeckungsreise im mittelalterlichen Siebenbürgen
VON Andrea Rathjen Alle Länder Europa
Braşov liegt aber auch in bequemer Reichweite zu einigen der attraktivsten Reiseziele Siebenbürgens. Neben luxuriösen Wintersport-Zentren wie Poiana Braşov, dem Nationalpark Piatra Craiului und den unzähligen mittelalterlichen Städtchen der Umgebung ist es vor allem Schloss Bran, das alljährlich Besucher aus aller Welt anlockt. Die mächtige Burganlage in 30 km Entfernung von Braşov soll einst die Wohnstätte Draculas gewesen sein, des legendären transsilvanischen Vampirs.
Vom europäischen Wirtschaftszentrum zur Sowjetmetropole
Brașovs Lage zwischen Ost und West, zwischen europäischem, osmanischem und sowjetischem Machtbereich hat die Stadt zu einem facettenreichen Ort mit vielfältigen kulturellen Einflüssen gemacht. Gegründet wurde Brașov zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Brüdern des Deutschritterordens. Unter dem Namen Corona, Kronstadt, war Brașov damals die südöstlichste deutsche Stadt und entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum der Siebenbürger Sachsen.
Kronburg war Teil des Königreichs Ungarn und des Fürstentums Siebenbürgen, wurde nach dem 1. Weltkrieg jedoch von Ungarn an Rumänien abgetreten. Während der Sowjet-Ära entwickelte sich Brașov zu einem wichtigen Zentrum der Schwerindustrie, die die Stadt bis heute wirtschaftlich prägt. Während der Herrschaft von Nicolae Ceaușescu zählte Brașov zu den ersten rumänischen Städten, in denen sich eine Widerstandsbewegung bildete. Den Kämpfern des Aufstands von Brașov am 15. November 1987 ist in der Stadt heute ein Denkmal gewidmet.
Mittelalterliche Altstadt von Brașov
Brașov hat eine ausserordentlich gut erhaltene mittelalterliche Altstadt, die geprägt ist von spätmittelalterlichen Bürgerhäusern und eleganten Bauwerken aus dem 19. Jahrhundert. Den Mittelpunkt der Altstadt bildet der Marktplatz, der mit seiner ungewöhnlichen, asymmetrischen Form ebenso überrascht wie mit den beiden herausragenden Gebäuden: dem Alten Rathaus von Braşov und der Schwarzen Kirche.
Das Alte Rathaus von Brașov war über 500 Jahre lang Sitz der Stadtverwaltung, bis es 1876 durch ein neues Gebäude in der Purzengasse ersetzt wurde. Charakteristisch für das Alte Rathaus ist der markante Turm, der an einen Kirchturm erinnert und ursprünglich als Wachturm diente. Im 14. Jahrhundert erfolgte zunächst der Anbau eines Verkaufsgebäudes; im Jahr 1420 folgte die Ratsstube. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Hauptgebäude und Turm immer wieder erweitert, bis das Rathaus im Jahr 1689 einem verheerenden Brand zum Opfer fiel. Erst ab 1770 wurde das Gebäude in seiner heutigen Form wieder aufgebaut und beherbergt heute das Regionalmuseum von Brașov.
Ein nicht weniger markantes Wahrzeichen von Brașov ist die Schwarze Kirche an der Südseite des Platzes, die im 13. Jahrhundert errichtet wurde und als bedeutendstes gotisches Kirchengebäude in Südosteuropa gilt. Ihren Namen verdankt die Schwarze Kirche nicht etwa dem dunklen Mauerwerk, sondern den starken Brandschäden, den die Kirche beim grossen Brand von 1689 erlitt. Mehr als 80 Jahre lang ragte die russgeschwärzte Kirche anschliessend im Zentrum der Stadt empor, bis sie schliesslich restauriert wurde. Neben dem ungewöhnlichen Namen imponiert die Kirche auch mit ihren Massen von 42 m Höhe und 90 m Länge. Ausserdem ist sie berühmt für ihre Buchholz-Orgel, deren grösste Pfeife rund 13 m misst.
Neben der Heiligen Bartholomäus-Kirche aus dem 13. Jahrhundert, dem ältesten Gebäude der Stadt, sind besonders die mittelalterlichen Befestigungsanlagen einen Besuch wert. Als Museum öffentlich zugänglich sind das prachtvolle Katharinentor aus dem Jahr 1559 und die Weberbastei, ausserdem der Weisse und der Schwarze Turm, zwei mächtige Wehrtürme. Die alte Festungsanlage bietet aber auch traumhafte Ausblicke über die Stadt und die umliegenden Berge. Wer einen noch spektakuläreren Blick geniessen möchte, kann mit der Seilbahn einen Ausflug zum Hausberg Tâmpa machen. Am Tâmpa thront weithin sichtbar auch ein ungewöhnliches Wahrzeichen von Braşov: Der Namenszug der Stadt wurde hier in echter Hollywood-Manier am Berghang installiert.
Besuch auf Draculas Schloss
Der Südosten Siebenbürgens ist eine der reizvollsten Regionen Rumäniens, berühmt für seine mächtigen Burgen, mittelalterlichen Dörfer und unberührten Bergwälder. Eine Figur jedoch hat Siebenbürgen, dem historischen Transsilvanien, in aller Welt zu schauriger Berühmtheit verholfen: Graf Dracula, der wohl berühmteste Vampir der Literaturgeschichte aus Bram Stokers gleichnamigem Roman.
Das Vorbild für die Romanfigur, Vlad III. Drăculea, war ein walachischer Heerführer, der für seine Grausamkeit und seine angeblichen Gräueltaten bekannt war. Rund 30 km von Braşov entfernt liegt das Dracula-Schloss, auf dem Vlad III. Drăculea angeblich gelebt haben soll und das als Vorlage für Bram Stokers Roman diente. Obwohl nach wie vor nicht belegt ist, dass Drăculea das Schloss überhaupt jemals betreten hat, ist die mittelalterliche Burganlage bis heute in aller Welt als Draculas Schloss bekannt.
Schloss Bran wurde im 14. Jahrhundert als Zoll- und Grenzburg gebaut und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder – meist vergeblich – belagert. Nachdem Siebenbürgen nach dem 1. Weltkrieg an Rumänien abgetreten wurde, schenkte die Stadt Kronburg das Schloss Königin Maria von Rumänien. Ihre Erben verwalten das Schloss bis heute, und das öffentliche Museum im Schloss umfasst viele bedeutende Erbstücke der Familie Habsburg.
Oberstes Bild: Marktplatz von Brașov am Abend (© Constantin Barbu / Wikimedia / CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“]