Cinque Terre – zauberhafte Küstenorte an der italienischen Riviera

Zweifelsohne bietet Italiens Tausende Kilometer lange Küste eine Vielzahl an malerischen und spektakulären Stellen.

Zu den schönsten gehört aber sicher der Küstenabschnitt nordwestlich von La Spezia, in dem sich fünf Dörfer in einzigartiger Weise an die Felsen am Meer schmiegen.

Die fünf Ortschaften – auf Italienisch „Cinque Terre“ – bilden zusammen mit ihrem Hinterland den gleichnamigen Nationalpark, der fast zeitgleich mit der Ernennung des Gebietes zum UNESCO-Welterbe Ende der 1990er-Jahre eingerichtet wurde. Das Territorium ist Teil der Region Ligurien und liegt fast am südöstlichen Ende der italienischen Riviera, die sich hier als „Riviera di Levante“ bis an die Küsten der Toskana erstreckt.

Bergland mit wenig Platz für fünf Dörfer

Es handelt sich um ein eng begrenztes Gebiet. Der Nationalpark umfasst eine Fläche von weniger als 40 Quadratkilometern und ist damit der kleinste in Italien. Und der zugehörige Küstenabschnitt misst gerade mal zwölf Kilometer. Selbst zu Fuss sollte es daher grundsätzlich kein Problem sein, die Region binnen Tagesfrist einigermassen zu entdecken, wenn auch die gebirgige Landschaft durchaus Anforderungen an den Wanderer stellt.


Die Berge der Cinque Terre präsentieren sich im Hinterland mit sanft geschwungenen, begrünten Höhen. (Bild: © Patryk Kosmider – fotolia.com)

Denn das Gebiet der Cinque Terre ist Bergland. Ein ausgedehnter Bergrücken schneidet die fünf Dörfer vom Binnenland und der Bucht von La Spezia ab. Das Gebirge verläuft dabei parallel zur Küste, ist tief zergliedert und variiert beträchtlich in seinen Höhen. Der höchste „Gipfel“ ist der Monte Malpertuso, der 815 Meter misst. Andere Spitzen erreichen dagegen nur gut die Hälfte.

Die Berge der Cinque Terre präsentieren sich im Hinterland mit sanft geschwungenen, begrünten Höhen. Zum Meer hin fallen sie mit schroffen Felsen steil – ja fast senkrecht – ab. Zwischen Bergen und Meer ist nur noch an wenigen Stellen Platz für ein schmales Stück Land. Insgesamt fünf Geländeeinschnitte im Bergland öffnen sich talartig zum Meer hin, wodurch es dort etwas mehr Raum für menschliche Besiedlung gibt. Hier wurden die fünf Dörfer vor Jahrhunderten angelegt. Jedes nimmt dabei genau einen Taleinschnitt ein.

Im Einflussbereich Genuas

Wie auf einer Perlenkette reihen sich Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore entlang des kurzen Küstenabschnitts auf. Bis auf Corniglia liegen alle Dörfer unmittelbar am Meer. Menschen hielten sich in der Gegend schon in der Vorzeit auf. Darauf weisen archäologische Funde hin. Und auch die Römer bewegten sich bereits in der Region. Die Dörfer in ihrer heutigen Form wurden aber erst im 11. Jahrhundert erbaut. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Dokumente. Es waren wohl vor allem Bewohner des im Hinterland gelegenen Val di Vara, die die günstigen klimatischen Bedingungen und die grösseren Freiheiten des Lebens an der Küste nutzten. Im 13. Jahrhundert gerieten die Cinque Terre schliesslich in den Einflussbereich der mächtigen Seerepublik Genua, deren politische Geschicke sie seither teilten.


Bis auf Corniglia liegen alle Dörfer unmittelbar am Meer. (Bild: © porojnicu – fotolia.com)

Verschachtelte Bauten auf Felsgestein

Jeder der fünf Orte hat seinen ganz eigenen Charakter und lohnt einen Besuch. Alle Dörfer sind durch ausgesprochenen Platzmangel gekennzeichnet. Oft drängen sich die Häuser in fast atemberaubender Weise an die Felsen, der enge Raum zwang dabei zu mehrstöckiger Bauweise. Dazwischen liegen winzige Gassen und kleine Plätze. Alles macht einen äusserst verschachtelten Eindruck. Hier ein kurzer Überblick über die fünf Ortschaften:

  • Monterosso al Mare ist die grösste und nördlichste Kommune der Cinque Terre. Der Ort gliedert sich in zwei Teile – das historische Dorf und das eher touristische Fegina. Beide Teile sind durch einen Felsen getrennt, auf dem der Wachturm „Torre Aurora“ steht. Beide Viertel werden durch einen Tunnel verbunden. Das Wahrzeichen der „Altstadt“ ist die Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer aus dem 13. Jahrhundert, die sich äusserlich in einem auffälligen Schwarz-Weiss-Muster präsentiert. In Monterosso gibt es einen kleinen Badestrand. Der Ort ist daher das Zentrum des eher bescheidenen Badetourismus in den Cinque Terre.
  • Weiter südlich schliesst sich Vernazza Das Fischerdorf zeigt sich mit seinem Hafen noch sehr authentisch. Es besitzt eine besonders spektakuläre Felsenlage mit alten Befestigungen und dem markanten Kastell Doria. Ein weiteres Wahrzeichen ist die Pfarrkirche Sankt Margareta von Antiochien. Bemerkenswert sind die rund um den Ort an Hängen angelegten Terrassen – Zeichen langer landwirtschaftlicher Kultivierung, die auch andernorts zu finden sind.
  • Corniglia liegt als einziges der fünf Dörfer nicht direkt am Meer, sondern erhebt sich auf einem hoch aufragenden Felsen oberhalb des Wassers inmitten von Weinbergen. Wichtigstes Baudenkmal des Ortes ist die Pfarrkirche Sankt Peter, die sich in einer Mischung aus Gotik und Barock zeigt. Dank der „Hochlage“ hat man von Corniglia aus besonders schöne Blicke auf das Meer und die Küstenlandschaft.
  • Manarola ist vielleicht der älteste Ort der Region. Auch dieses Dorf besticht durch seine Anlage auf einem Felsen unmittelbar am Wasser. Fischfang hat hier eine ebenso lange Tradition wie der Weinbau. Römische Schriften berichten bereits von dem lokalen Wein Sciacchetrà.
  • Der südlichste Ort Riomaggiore wurde an steilen, gegenüberliegenden Felshängen in einem engen, durch einen Bach geformten Tal errichtet. Die beiden Hänge bilden im wahrsten Sinne des Wortes eine Häuserschlucht. Die Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer ist ein Werk der Gotik aus dem 14. Jahrhundert.

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Wandertouren und Eisenbahnerlebnisse

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Cinque Terre auf Wanderungen zu entdecken. Eine beliebte Route ist der sogenannte „blaue Wanderweg“, der unten entlang der Steilküste verläuft und die Dörfer direkt miteinander verbindet. Der erste Abschnitt zwischen Riomaggiore und Manarola ist besonders schön und heisst poetisch „Via dell‘ Amore“. Daneben gibt es einen „roten Wanderweg“, der auf Höhenlagen verläuft. Er passiert mehrere Wallfahrtskirchen und führt durch Olivenhaine, Weinberge und Wälder. Ausserdem existiert eine Vielzahl weiterer Wandermöglichkeiten auf unterschiedlichen Ebenen und mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Die Wanderrouten sind zum Teil gebührenpflichtig, einige sind nach Unwettern – zum Teil auch längere Zeit – immer wieder gesperrt.



Alternativ dazu oder in Kombination kann die Region auch mit der Bahn entdeckt werden. Seit fast 150 Jahren verläuft hier die Strecke Genua–La Spezia. Die Route führt zum Teil direkt am Meer entlang und durchquert zahlreiche Tunnel – sie stellt ein besonderes Eisenbahnerlebnis dar. Und wenn nicht gerade Hochsaison ist und sich Besucherscharen durch enge Gassen drängen, besteht durchaus noch die Chance, den gemächlichen Rhythmus der fünf Dörfer zu erleben und zu geniessen.

 

Oberstes Bild: © Patryk Kosmider – fotolia.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem grossen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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