Coburg – herzogliche Residenz im bayerischen Oberfranken

Im Norden Bayerns nahe der Grenze zum benachbarten Thüringen liegt die alte Residenzstadt Coburg. Ihr Bild wird durch die mächtige Festung auf einem Hügel beherrscht, die zu den grössten und am besten erhaltenen Burganlagen Deutschlands zählt.

Coburg ist beides zugleich: gemütliche Kleinstadt mit vielen alten Bürgerhäusern im historischen Zentrum und ehemalige Residenz mit zahlreichen Repräsentativbauten. Dieser Kontrast bestimmt das Stadtbild bis heute, auch wenn die Zeiten des Herzogtums längst vorbei sind.

Sachsen-Coburg-Gotha – europäische Dynastie

Historisch gesehen befindet man sich hier gar nicht in Bayern, denn die Stadt Coburg und ihr Umland gehören erst seit 1920 zum Freistaat. Damals votierte die Bevölkerung für eine Vereinigung mit dem süddeutschen Land. Damit ging eine kurze Zeit republikanischer Eigenstaatlichkeit zu Ende. Bis 1918 bildete Coburg die Hauptstadt des deutschen Bundesstaates Sachsen-Coburg-Gotha. An der Spitze des kleinen Landes stand ein Herzog. Der letzte Herzog Carl Eduard musste 1918 im Zuge der Novemberrevolution abdanken.

Dennoch endete damit die Geschichte des herzoglichen Hauses Sachsen-Coburg-Gotha nicht. Sie hat nämlich nicht nur eine deutsche, sondern eine geradezu europäische Dimension. Seit dem 19. Jahrhundert lieferte die Fürstenfamilie mit ihren verschiedenen Seitenlinien, Prinzen und Prinzessinnen eine Vielzahl von Heiratskandidaten für diverse Dynastien ausserhalb Deutschlands. Dort, wo männliche Familienmitglieder einheirateten, wurde der Tradition entsprechend der Name Sachsen-Coburg-Gotha gewählt.


Wappen des Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha (Bild: © Hugo Gerhard Ströhl – wiki.org)

Die bekannteste Vertreterin einer Sachsen-Coburg-Gotha-Dynastie ist wohl die englische Königin Elisabeth II. Tatsächlich nannte sich das Königshaus in Grossbritannien bis zum Ersten Weltkrieg so. Dann wurde der Name aus politischen Gründen in Windsor geändert. Auch die belgische Monarchie gründet sich auf Sachsen-Coburg-Gotha. Enge Verbindungen bestehen ferner zum schwedischen Königshaus. Die früheren bulgarischen und portugiesischen Königsfamilien sind ebenfalls Sachsen-Coburg-Gotha-Abkömmlinge.

Rund um den Schlossplatz

Die Zeit als Residenz- und Hauptstadt des Herzogtums ist in Coburg vor allem noch rund um den Schlossplatz im Zentrum gegenwärtig. Der weiträumige Platz wurde im 19. Jahrhundert neu gestaltet. Er sollte als repräsentativer Vorplatz für Schloss Ehrenburg dienen, das herzogliche Residenzschloss. Die ältesten Teile des Baus stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden im Stil der Renaissance errichtet. Die dafür typische Gestaltung ist noch gut an der Südfassade zu erkennen. Nach einem Brand erfolgte dann ein barocker Neu- und Erweiterungsbau, der im 19. Jahrhundert ganz im Sinne der englischen Neugotik umgestaltet wurde. Dazu dienten Pläne des berühmten Baumeisters Karl Friedrich Schinkel als Vorlage. So präsentiert sich Schloss Ehrenburg noch heute. Im Inneren bietet das Schloss zum Teil üppig dekorierte Fest-, Repräsentations- und Wohnräume im Stil des Klassizismus.


An der Südfassade kann man noch gut den Stil der Renaissance erkennen. (Bild: © Störfix – CC BY-SA 3.0)

Rund um den Schlossplatz gibt es noch zwei weitere bedeutende Bauwerke aus der Ära der Herzöge. Das Landestheater Coburg – früher herzoglich sächsisches Theater zu Coburg – ist ein klassizistisches Schauspielhaus, das in seinen Dimensionen fast ein wenig fehl am Platz scheint und für die Theaterbegeisterung der Coburger Herrscher spricht. Es bietet heute Raum für Schauspiel, Opern- und Operetten-Aufführungen. Ebenfalls repräsentativ wirkt das Palais Edinburgh. Es wurde für den Prinzen von Edinburgh und späteren Herzog Alfred im Stil der Neorenaissance gestaltet.

Hofgarten und Veste Coburg

Nach Nordosten hin öffnet sich der Schlossplatz zum Hofgarten, zu dem man über Treppen entlang der den Platz begrenzenden Arkaden gelangt. Es handelt sich um einen typischen englischen Landschaftspark mit offenen Wiesen und geschlossenen Gehölzzonen. Im Park wurde eine Vielzahl an Baumarten angepflanzt, darunter auch etliche exotische. Das circa 30 Hektar grosse Gelände nimmt praktisch den gesamten Raum zwischen dem Schlossplatz und der Veste Coburg ein. Er bildet so etwas wie die grüne Mitte Coburgs.



Die Veste Coburg ist das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt. Sie beherrscht den ganzen Burghügel und ist das erste, was der Reisende sieht, der sich aus der Ferne nähert. Sie wird auch als „Fränkische Krone“ bezeichnet. Die Festung wurde in ihrer mehrhundertjährigen Geschichte niemals zerstört und präsentiert sich heute – dank immer wieder erfolgter Sanierung – noch in sehr gutem Zustand.


Nach Nordosten hin öffnet sich der Schlossplatz zum Hofgarten (Bild: © Brasto – fotolia.com)

Erstmals erwähnt wird die Burg 1255, die Ursprünge gehen aber wohl bereits auf das 10. Jahrhundert zurück. Im 16. und 17. Jahrhundert erfolgte der systematische Ausbau zur Festung mit einem dreifachen Mauerring, spätere Zeiten sahen immer wieder Erweiterungen und Neubauten. 1530 hielt sich Martin Luther zeitweise auf der Veste auf. Die beiden Luther-Zimmer sind noch immer zu besichtigen. Heute sind in der Festung die ehemaligen Kunstsammlungen der Herzöge untergebracht.

Das bürgerliche Coburg

Der Marktplatz von Coburg stellt das bürgerliche Gegenstück zum Schlossplatz dar. Früher kreuzten sich hier die wichtigen Handelsstrassen Nürnberg–Erfurt und Frankfurt am Main–Prag. Der Platz hatte daher seit jeher zentrale Bedeutung. Seine Zierden sind das Rathaus und das Stadthaus. Ersteres wurde im 15. und 16. Jahrhundert errichtet, präsentiert sich dem Betrachter aber heute mit einer prächtigen Rokoko-Fassade. Ganz der Renaissance ist dagegen das Stadthaus verhaftet, ein ehemaliges Kanzleigebäude. Rund um den Platz finden sich zahlreiche schöne Bürgerhäuser, zum Beispiel die Hofapotheke. Unweit des Platzes erhebt sich die Morizkirche, Coburgs ältester Sakralbau – ein Werk der Gotik. Ihr Name bezieht sich auf den Stadtpatron Coburgs, den Heiligen Mauritius. Sein Bild als Mohr ist das Motiv des Coburger Stadtwappens.


Die Morizkirche, Coburgs ältester Sakralbau – ein Werk der Gotik. (Bild: © Tilman2007 – CC BY-SA 3.0)

Während in der Altstadt Coburgs rund um den Marktplatz Renaissance und Fränkisches Fachwerk dominieren, griff man bei Stadterweiterungen im 19. Jahrhundert gerne auf die Neogotik – bevorzugt in der englischen Spielart – zurück. Diese völlig unterschiedlichen Stile bilden manchmal einen etwas eigenwilligen Kontrast im Stadtbild. In den Vororten Coburgs finden sich noch eine Reihe schöner Adelssitze und Schlösser aus der herzoglichen Zeit, viele davon im Geist des Historismus. Das bedeutendste Beispiel ist Schloss Callenberg, die ehemalige Sommerresidenz der Herzöge. Weitere sind Schloss Falkenegg und das Bürglass-Schlösschen.

Samba und Open Air

Ein Höhepunkt des Coburger Veranstaltungs-Kalenders ist das jährlich im Juli stattfindende Samba-Festival, das den Schlossplatz als Bühne nutzt. Es soll sich um die grösste Samba-Veranstaltung ausserhalb Brasiliens handeln, rund 200.000 Besucher zieht sie an. Jedenfalls würde man ein solches Event in Oberfranken kaum vermuten. Eher passt schon der „Open Air Sommer“ hierher – eine bunte Musikveranstaltung, die von einer grossen, in der Stadt ansässigen Versicherungsgesellschaft gesponsert wird.



Die sommerliche Veranstaltung unter freiem Himmel bietet eine breite Palette an Musik von Pop und Rock über Reggae und Hip-Hop bis hin zur Oper.

 

Oberstes Bild: © LianeM – fotolia.com

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