Coimbra - Eine Stadt wie aus dem Geschichtsbuch

Coimbra stand bei meinem Portugalbesuch erst einmal nicht auf dem Plan. Geplant waren eigentlich nur Faro, Lagos, Lissabon und schliesslich Porto. Doch auf dem Weg von Lissabon nach Porto, macht ein Halt im bezaubernden Studentenstädtchen einfach Sinn. Hier lässt es sich in alten Traditionen schwelgen und auf historischem Boden wandeln. Von Coimbra hatte ich keinerlei Vorstellung: Keine Bilder, keine Geschichte, keine Vorstellung waren in meinem Kopf an diese Stadt gekoppelt.

Umso besser: Denn so konnte mich die Stadt ganz ohne Erwartungen in ihren Bann ziehen.

Coimbra ist ein kleines Städtchen, so wunderbar zwischen Lissabon und Porto gelegen, dass sich ein Zwischenstopp mit einer Übernachtung lohnt. Vom Busbahnhof geht es, ganz typisch für Portugal, erst einmal bergauf. Durch enge Gässchen über Kopfsteinpflaster, was übrigens ein Wort ist, was ich vor Portugal nicht ansatzweise so oft benutzt habe, vorbei an eindrucksvollen Bauwerken, immer den Rio Mondego im Blick.


Blick von der Universität zum Rio Mondego. Im Hintergrund die berühmte Hängebrücke. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Durch Coimbra weht Geschichte. Die grosse Wehrkirche zeugt vom Einfluss der Mauren, die Universität ist mit ihrer Gründung 1290 die älteste Portugals.
Die Universität und ihre Studenten prägen das Bild der Stadt und den Rhythmus des Jahres. Abschlussfeiern und Erstsemesterwoche halten die Einwohner auf Trab und die Stadt quicklebendig.

Die Studentenhäuser und Fakultätsgebäude sind das Gesicht der Stadt. Die Studenten selbst wirken auf den ersten Blick ein wenig, wie soll man sagen, kurios. Mit ihren traditionellen Umhängen erinnern sie eher an die Schüler einer berühmten Zauberschule und somit selbst die grösste Touristenakttraktion Coimbras.


Wie die Zauberlehrlinge: Coimbras Studenten. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Schwarze lange Mäntel, Lackschuhe, nur der Besen fehlt, um das Bild perfekt zu machen. Faszinierend ist sie sicherlich, diese Welt, die so sehr an Traditionen und Vergangenem festhält. Doch beim Betrachten der Touristengruppen beim Fotoshooting mit dem Zauber-Doublen frage ich mich, wie es mit der Authentizität aussieht.

Sind Verkleidung Stadtmarketing, das Auf-dem-Campus-stehen mehr Nebenjob als Unialltag? Oder ist all das wirklich Teil des Studentseins in Portugal, der Identität. Ich weiss es nicht.

Fakt ist, die Universität in Coimbra könnte leicht als reale Version von Hogwarts durchgehen. Und mal ehrlich, wer würde nicht lieber in Hogwarts studieren, als in gesichtslosen Neubauten?


Das Studentenflair in den Strassen kommt auch vom bunten Schmuck. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Top 5 Sehenswürdigkeiten in Coimbra:

1. Universität
Das Wichtigste in Coimbra ist das Universitätsgelände. Alte herrschaftliche Gebäude und natürlich die in Mäntel gewandeten Studenten. Die Universität befindet sich ganz oben in der Stadt, der Blick auf die Gassen und den Rio Mondego ist wunderbar.

Sehenswert ist auch die zur Uni gehörende Bibliothek „Biblioteca Joanina“ mit etwa 300.000 kostbaren Büchern.


Festlich geschmückt. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

2. Botanischer Garten
Der Botanische Garten (Jardim Botánico) gehört ebenfalls zur Universität und lockt mit alten, exotischen Pflanzen und Tropenhäusern aus dem 18. Jahrhundert.

3. Alte und Neue Kathedrale
In Coimbra gibt es zwei Kathedralen, die alte romanische Kathedrale Sé Velha, welche aus dem Jahr 106 stammt und die neue Kathedrale Sé Nova, eine ehemalige Jesuitenkirche, erbaut 1598.


Die alte Kathedrale von Coimbra ist ein eindrucksvolles Bauwerk. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

4. Queima das Fitas
Wer die Studentenstadt in Aktion erleben möchte, der kommt im Mai. Die Lieblingstradition der Studenten, die Queima das Fitas findet dann statt. Bei der Abschlusszeremonie verbrennen Studenten Bänder verbrennen, um das Ende ihrer akademischen Laufbahn zu symbolisieren. Die Stadt ist dann proppenvoll, es finden Konzerte und ein grosser Strassenumzug statt.

5. Hängebrücke „Ponte Rainha Santa Isabel“
Im ersten Moment fühlt man sich an San Francisco erinnert. Die Ponte Rainha Santa Isabel ist das neue Wahrzeichen der Stadt. Die asymmetrische Hängebrücke, die über den Mondego führt wurde 2004 erbaut.


Pittoreskes Coimbra. Immer eine Reise wert. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

 

Artikelbild: © Julia Schattauer / bezirzt.de

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Mehr zu Julia Schattauer

Julia Schattauer ist freie Autorin und leidenschaftliche Bloggerin. Geschichten vom Reisen sind ihr Steckenpferd. Neben nützlichen Fakten geht es ihr in erster Linie ums Storytelling. Darum, den Leser in die Welt mitzunehmen und sein Fernweh zu wecken. Als studierte Kunsthistorikerin, Tourismus-, und Literaturwissenschaftlerin schreibt sie ausserdem über Themen aus Kunst und Kultur.

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