Der Speyerer Dom – Wahrzeichen des Mittelalters
von Stephan Gerhard Alle Länder Europa
Speyer – südliche Atmosphäre
Der Dom und die Stadt scheinen nicht recht zueinander zu passen. Speyer verströmt mit seinen gerade mal 50’000 Einwohnern eher kleinstädtischen Charme. Die Atmosphäre der am warmen Oberrhein in einer der sonnigsten Regionen Deutschlands gelegenen Stadt mit ihren Cafés und Biergärten wirkt fast schon ein bisschen südlich. Neben dem riesigen mittelalterlichen Bauwerk ducken sich die Häuser Speyers eher bescheiden um die historischen Plätze, Strassen und Gassen. Auch stilistisch überwiegt der Kontrast. Während der Dom sich in formvollendeter Romanik präsentiert, ist die Altstadt nach Zerstörung Ende des 17. Jahrhunderts eher durch Barock und spätere Baustile geprägt.
Von den Saliern geprägt
Die Geschichte des Speyerer Doms ist eng mit dem Königs- und Kaisergeschlecht der Salier verbunden. Die Herrscher aus dieser Dynastie regierten das Heilige Römische Reich für gut hundert Jahre zwischen 1027 und 1125. Ihre Heimat war die heutige Pfalz, was den Standort Speyer für den Dombau erklärt. Der bekannteste Salier-Kaiser ist bis heute Heinrich IV., dessen Name mit dem berühmten Gang nach Canossa verbunden ist, und dessen Herrschaft den Höhepunkt in der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst um den Vorrang markiert.
Ein imperiales Monument
Der Begründer der Dynastie, Konrad II. – ab 1027 Kaiser – war es, der im Jahre 1025 den Grundstein für die Kathedrale legte. Von Anfang an war der Speyerer Dom als ein imperiales Monument gedacht. In der Krypta befindet sich die Grablege salischer Kaiser und anderer deutscher Herrscher. Auch zu seiner Zeit stand der Dom wie ein Fremdkörper in der Nähe der Auenlandschaft des Rheins. Zur Erbauungszeit im Mittelalter dürfte Speyer kaum mehr als 500 Einwohner gezählt haben. Im elften Jahrhundert war der Bau ein Riesenprojekt, das mehrere Generationen beschäftigte. Eine erste Version wurde wieder abgerissen, um Platz für noch grössere Dimensionen zu schaffen. 1106, fast schon gegen Ende der salischen Dynastie war der Dom schliesslich fertig.
Stilreine Romanik
Wer die Kathedrale durch die Vorhalle, ein Werk des 19. Jahrhunderts, betritt, ist von der Weite und der klassischen Strenge des Bauwerks tief beeindruckt. Die Gesamtlänge des dreischiffigen Doms beträgt 134 Meter, das Mittelschiff hat eine Breite von 14 Metern und eine Höhe von 33 Metern. Stilreine Romanik mit den typischen Rundbogenformen ist sowohl innen wie aussen prägend. Der Innenraum kommt fast ohne Schmuck aus, das verstärkt die monumentale Wirkung des Mauerwerks auf den Betrachter. Klare Symmetrie beherrscht die Architektur.
Ehrwürdig – kaiserliche Grablege
Den Höhepunkt eines Besuches stellt die Krypta dar, eine eigene Kirche für sich. Sie bildet die grösste romanische Säulenhalle Europas. Am östlichen Ende des Mittelschiffes der Krypta befindet sich die Grablege der Salierkaiser. Neben ihnen sind hier weitere deutsche Könige sowie Kaiser- und Königsgemahlinnen bestattet. Auch die Bischöfe von Speyer haben an anderer Stelle ihre letzte Ruhestätte gefunden. Es ist ein ehrwürdiger Ort, an dem die Zeit vor tausend Jahren wieder gegenwärtig wird. Niemand, der den Dom in Speyer besucht, kann sich der Faszination der Vergangenheit entziehen, als die Welt von ganz anderen Massstäben und Denkvorstellungen bestimmt wurde. Der Kaiserdom in Speyer bewahrt die Erinnerung an diese Epoche.
Oberstes Bild: Der Speyerer Dom – Wahrzeichen des Mittelalters. (© Joachim Köhler, Wikimedia, GNU)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Speyer,+Deutschland&hl=de&sll=46.813187,8.22421&sspn=2.154157,5.410767&oq=Speyer&hnear=Speyer,+Rheinland-Pfalz,+Deutschland&t=m&z=12″ size=“350″]