Der verhüllte Reichstag – neue Dauerausstellung in Berlin

Im Jahr 1995 war der verhüllte Reichstag in Berlin ein riesiges Ereignis. Zum 80. Geburtstag des Künstlers Christo soll nun eine umfassende Sammlung zum Thema „Wrapped Reichstag“ zurück nach Berlin kommen und in einer Dauerausstellung im Berliner Reichstagsgebäude zu sehen sein.

Der Unternehmer Lars Windhorst hat die Sammlung einem Bericht des Tagesspiegels zufolge für mehrere Millionen Euro erworben und stellt die Exponate dem Bundestag zunächst für 20 Jahre zur Verfügung. Berichten zufolge wird die Ausstellung nach der Sommerpause starten und zahlreiche Skizzen, 3D-Modelle, Stoffproben und Fotografien präsentieren.


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In den letzten Jahren befanden sich die Entwürfe und Skizzen in einem Basler Depot. Eigentlich hätten die Stücke auch einzeln verkauft werden können und wären damit über die ganze Welt verteilt gewesen. Nun kommen sie als Dauerleihgabe zurück in die deutsche Hauptstadt und erinnern an zwei grossartige Wochen im Sommer 1995. In Berlin hat man sich lange bemüht, Gelder aufzutreiben, um die Ausstellung in den Reichstag zu holen.


Wrapped Reichstag – der verhüllte Reichstag von Christo and Jeanne-Claude, Berlin, 1971-95 (Bild: Wolfgang Volz, © 1995 Christo)

Von der Idee bis zur Realisierung eines unglaublichen Projekts

Von der Idee bis zur Durchführung des Projekts vergingen 24 Jahre; die ersten Entwürfe des Künstlerehepaares Christo und Jeanne-Claude gab es bereits im Jahr 1971. Bereits seit Oktober 1961 soll Christo den Wunsch gehabt haben, ein öffentliches Gebäude zu verhüllen. Dabei wünschte er sich vor allem ein Parlamentsgebäude oder auch ein Gefängnis. Nach der deutschen Wiedervereinigung schien der Reichstag in Berlin perfekt für das Vorhaben des Künstlers geeignet, dennoch gab es im Vorfeld in der deutschen Politik zahlreiche Kontroversen um das Vorhaben. Viele Gegner gingen davon aus, dass eine Verhüllung des Gebäudes einer Kränkung gleichkäme. Die Befürworter leisteten in dieser Zeit eine enorme Überzeugungsarbeit.

Nach der Genehmigung begannen die Vorbereitungen, und am 24. Juni 1995 erstrahlte der Berliner Reichstag in einem wunderbaren Gewand, das innerhalb von zwei Wochen von rund fünf Millionen Menschen betrachtet wurde. Für Berlin war das Projekt eine riesige Imagekampagne.


Der verhüllte Reichstag – von der Idee bis zur Durchführung des Projekts vergingen 24 Jahre. (Bild: Wolfgang Volz, © 1995 Christo)

Spektakuläre Installationen

Der im Jahr 1935 in Bulgarien geborene Christo hat gemeinsam mit seiner Frau Jeanne-Claude, die übrigens exakt am selben Tag wie er geboren wurde, zahlreiche spektakuläre Verhüllungsaktionen realisiert. Dabei nahmen die Künstler nie Gelder an und akzeptierten auch keine Subventionen. All ihre Projekte verwirklichten sie aus eigenen Mitteln.

Bekanntheit erlangte das Ehepaar mit einem breiten Vorhang, der durch ein Tal der Rocky Mountains gespannt wurde. Im Jahr 1972 wurde ein orangefarbener Vorhang, der sogenannte Valley Curtain, angebracht. Sehr bekannt ist auch das Projekt „The Umbrellas, Japan – USA“, bei dem in Kalifornien und Japan zur selben Zeit blaue und gelbe Schirme aufgestellt wurden. Spektakulär war ebenso die Verhüllung des Pont Neuf in Paris im Jahr 1985. Im deutschsprachigen Raum ist das Künstlerehepaar jedoch vor allem für den „Wrapped Reichstag“ bekannt. Jeanne-Claude ist im Jahr 2009 in New York verstorben.

Leider kam es im Nachgang zu der einmaligen Reichstags-Aktion zu einem Rechtsstreit zwischen den Künstlern und einem Berliner Verlag, der Postkarten mit dem verhüllten Reichstag vertrieb. Auch wenn sich das Kunstwerk an einem öffentlichen Ort befand, durften ohne Zustimmung der Künstler keine Bilder öffentlich gezeigt werden. Auf ihrer Website sind Fotos der fertigen Installation zu sehen.


Der verhüllte Reichstag – Luftaufnahme (Bild: Wolfgang Volz, © 1995 Christo)

Die wechselvolle Geschichte des Reichstags

Der Reichstag hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und zählt heute zu den Top-Sehenswürdigkeiten in der deutschen Hauptstadt. Wenn Du einen Besuch in der Kuppel planst, solltest Du ein wenig Zeit mitbringen. Derzeit können Besucher nur nach einer Voranmeldung in die Kuppel und die Dachterrasse des eindrucksvollen Gebäudes. Den Besuch solltest Du zwei Tage vorher auf der Website des Deutschen Bundestages anmelden. Ein spontaner Besuch ist ebenfalls möglich, hier musst Du aber mit einiger Wartezeit rechnen, freie Plätze werden etwa zwei Stunden vor Beginn einer Führung vergeben. Wenn Du länger in der Stadt bist, kannst Du Dich hier auch für einen Besuch in den nächsten Tagen anmelden. Dazu musst Du zur Serviceaussenstelle des Besucherdienstes an der Südseite der Scheidemannstrasse am Reichstag gehen.

Bei einem Besuch erfährst Du Wissenswertes über den Sitz des Deutschen Bundestags. Erbaut wurde der Reichstag zwischen 1884 und 1894 vom Architekten Paul Wallot. Am 9. Juni 1884 legte Kaiser Wilhelm I. den Grundstein für das imposante Gebäude. Während des Hammerschlags ist das Werkzeug, das der Kaiser benutzte, zersprungen.


Im Jahr 1995 war der verhüllte Reichstag in Berlin ein riesiges Ereignis. (Bild: Photo: Roland Bauer, © 1995 Christo)

Der Monarch mochte den Reichstag nicht. Er wollte auf keinen Fall, dass das Gebäude höher wurde als sein Stadtschloss. Bei der Fertigstellung war die Kuppel dennoch höher, und der Kaiser war erbost. Eigentlich sollte nach der Eröffnung die Inschrift „Dem Deutschen Volke“ angebracht werden, das wusste der wütende Kaiser jedoch zu verhindern. Stattdessen nannte er den Reichstag „Reichsaffenhaus“. Die Inschrift wurde dann erst im Jahr 1916 angebracht.

Das Gebäude ist eng mit der deutschen Geschichte verbunden. Im Jahr 1918 rief der SPD-Abgeordnete Philipp Scheidemann von hier aus die Republik aus. 1933 gab es einen grossen Brand, bei dem viele Teile des Gebäudes zerstört wurden. 1945 hisste die Rote Armee die rote Fahne auf dem Gebäude, als Zeichen für den Sieg über Deutschland. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der Reichstag wiederaufgebaut.

Nach der Wiedervereinigung entschloss man sich, den Bau wieder als Parlamentsgebäude zu nutzen, und der Reichstag erhielt die wunderbare Glaskuppel, die tagtäglich unzählige Besucher anzieht. Mit einer Höhe von 40 Metern ist die riesige Konstruktion aus Glas und Stahl sehr sehenswert, und ein Spaziergang über die Rampe bis zur Aussichtsplattform ist ein einmaliges Erlebnis.



Neues Highlight für Reichstagsbesucher

Mit der Dauerausstellung über Christos grossartiges Projekt wird ein Besuch des Reichstags und des Deutschen Bundestags nach der Sommerpause im Jahr 2015 noch interessanter. Christo selbst wird die Ausstellung einrichten, die im Rahmen von Führungen für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll.

 

Oberstes Bild: Christo and Jeanne-Claude, Wrapped Reichstag, Berlin, 1971-95 (Bild: Wolfgang Volz, © 1995 Christo)

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Mehr zu Andrea Hauser

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

Mit meiner Familie erkunde ich in den Ferien fremde Metropolen oder lasse bei einem Badeurlaub einfach die Seele baumeln. Seit ich klein bin, sind Bücher meine große Leidenschaft, wenn es meine Zeit erlaubt, bin ich immer mit einem guten Buch anzutreffen. Mich fasziniert alles, was mit Kreativität zu tun hat: Von Acrylbildern, über Glasmalerei bis hin zu Loombands habe ich schon vieles ausprobiert.

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