Die Blumeninsel Mainau, Teil 2: Der Graf Fotograf und sein grüner Daumen

Egal, ob Sie ein Freund der Botanik, Geschichte oder barocker Architektur sind, ob Sie sich schon längst einen Hut kaufen oder gute schwedische Küche probieren wollten – ein Ausflug auf die Blumeninsel Mainau wird Ihre Träume sicherlich wahr machen.

Die Geschichte der Mainau als Blumeninsel fängt noch im 19. Jahrhundert an, als sie zum Besitz des Grossherzogtums Baden wird. Der Grossherzog Friedrich I. erwirbt die Mainau im Jahre 1853 und verwandelt sie in seine Sommerresidenz. Der badische Adelige scheint ein Faible für das stilvolle Spazierengehen gehabt zu haben, und da er statt Briefmarken lieber Bäume sammelte,  gründete er auf der Insel die Grossherzoglich Badische Hofgärtnerei und lässt das botanische Gesicht der Mainau neu gestalten. Der Herzog lebt seine Liebe zur Botanik im grossen Stil aus: Auf dem Hochplateau der Insel lässt er Gehölze von fast allen Kontinenten anpflanzen. So entsteht das Herzstück der Mainau – das Arboretum. Ausserdem bringt er zahlreiche mediterrane und exotische Pflanzen auf die Insel und ordnet an, Gärten, Alleen und ein neues Wegesystem anzulegen.

Nach dem adeligen Hin-und-Her-Erben-und-Schenken wird die Verwaltung der Insel 1932 an den Grafen Lennart Bernadotte, den Sohn vom Prinzen Wilhelm von Schweden übertragen. Der junge und romantisch unvernünftige Graf heiratet eine Bürgerliche und verliert dadurch jegliche Ansprüche auf den schwedischen Thron. Er zieht mit seiner Familie auf die Mainau und findet dort ein eigenes Königreich: In diesem paradiesischen Refugium widmet er sich leidenschaftlich der Gartengestaltung und verwandelt die Insel nach seinen eigenen Worten in ein „Blumenschiff im Bodensee“. Lennart Bernadotte ist nicht nur studierter Land- und Forstwirt, sondern auch ein begabter Fotograf und Filmproduzent. Während des Zweiten Weltkriegs wird er zum Chefredakteur der schwedischen Zeitschrift „Foto“ und einer seiner Filme gewinnt 1951 den Oskar.   


Italienischer Rosengarten auf der Blumeninsel(Bild: Insel Mainau)


Auf der Mainau verbindet der Graf seine zwei Leidenschaften – die Gärtnerei und die Fotografie. Mit einem feinfühligen Verständnis für Bildästhetik und Gestaltung umgibt er sich mit Gartenräumen, die mehr nach Kunstwerken ausschauen. Liebevoll schreibt er über die Mainau: „Sie ist eine kokette kleine Dame, diese Mainau, die stets und ständig grosse Aufmerksamkeit fordert, noch mehr Liebe und vor allem unaufhörlich neue Kleider.“

Da Lennart Bernardotte doch „gärtnern um den Menschen willen“ möchte, macht er nach dem Zweiten Weltkrieg den Park zugänglich für die Besucher. Mit Hilfe seiner Frau und später auch seiner Kinder verwandelte der Graf die Mainau in eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten im Bodenseeraum.

 


Das Arboretum (Bild: Insel Mainau)


Nach wie vor schlägt das 150 Jahre alte grüne Herz der Insel im Arboretum. Läuft man durch diese aussergewöhnliche Baumkollektion, wird es einem klar, dass der Ausdruck „die Seele baumeln lassen“ unter diesen Bäumen geboren sein muss. Den Botanikfreaks wird es ganz wirr im Kopf von so vielen fremdländischen und exotischen Gehölzarten wie riesige Mammutbäume, Libanon-Zedern, Metasequoien oder Tulpenbäume. Und die Normalsterblichen werden vielleicht nicht vor jedem Baumnamensschild entflammen, dafür aber die Urruhe und grüne Stille ganz tief und naturnah spüren und hoffentlich auch tanken.

Im Schmetterlingshaus der Blumeninsel (Bild: Insel Mainau)


Natürlich ist es unmöglich, auf der Blumeninsel Mainau an dem Schmetterlingshaus vorbeizulaufen. Besonders empfehlenswert ist der Besuch des Schmetterlingshauses für die Verliebten: Hier wird es ihnen ad oculos demonstriert, wie es in ihren Bäuchen gerade zugeht. Inmitten einer tropischen Vegetation und bei den Temperaturen bis 30°C und einer bis 90%-gen Luftfeuchtigkeit kann man 120 verschiedene Schmetterlingsarten aus Mittel-und Südamerika, Afrika und Asien beobachten. Das Schmetterlingshaus bekommt wöchentliche Lieferungen von etwa 400 neuen Puppen von den Züchtern in den Herkunftsländern. Die restlichen Falter vermehren sich auf dem natürlichen Wege, was den Besuchern erlaubt, die ganze Entwicklung mitzubekommen: Von Ei über Raupe und bis zur Puppe, aus der dann langsam und schüchtern der zärtliche und noch etwas zerknitterte Falter erscheint.

Im Kinderland (Bild: Insel Mainau)


Der Kinderspielplatz auf der Mainau gehört zu den schönsten am Bodensee. Ein sehr durchdachtes und mit Liebe zum Detail gestaltetes Gelände, das jedes Jahr durch neue Attraktionen erweitert wird, erlaubt den nimmermüden Entdeckern die Natur ganz neu zu erleben: In einem 60 Zentimeter tiefen Wasserbecken befindet sich eine kleine Insel, die man auf den Flössen oder mit einer Seilfähre erreichen kann. Es gibt Platz fürs Klettern und Verstecken, ein Pfauengehege, einen Streichelzoo und Ponyreiten. Da kann man in den Augen mancher Erwachsenen fast schon Neid sehen.


Das Barockschloss und die Schlosskirche zeigen wo die Blumeninsel den Namen her hat (Bild: Insel Mainau)


Das Deutschordensschloss und die Schlosskirche sind eine Augenweide für alle Liebhaber des süddeutschen Barocks. Ein für die Besucher zugänglicher Teil der Schlossanlage dient als Veranstaltungsort für zahlreiche Events. Die barocken Bauten bilden eine prachtvolle Kulisse für Tagungen, Ausstellungen oder Hochzeiten. Nicht nur zu Spezialanlässen verwöhnt die Mainau gastronomisch ihre Besucher: ob im Schlosscafé, in der Schwedenschenke oder im Schmetterlingsbistro – schmecken tut´s sicher. Und ein adeliges i-Tüpfelchen setzt natürlich das Hutatelier der Gräfin Diana Bernadotte, wo sie ihre eigenen Kreationen zum Verkauf anbietet. In unserer Zeit der Jeans und T-Shirts wird der Besuch im Atelier fast genau so beeindruckend wie im Blumengärten, man kann da nur sagen: „Hut ab!“   

 

Oberstes Bild: Der Sommer auf der Mainau (Bild: Insel Mainau)

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