Die Massai: Das ursprüngliche Ostafrika erleben
VON Kirsten Schlier Afrika Alle Länder
Nahe der Serengeti lohnt sich die Weiterfahrt in das Siedlungsgebiet der Massai. Je weiter es in die Steppe geht, desto traditioneller sind die Ortschaften und das Leben. Souvenirverkäufe dienen den Massai als Nebeneinkünfte.
Geschichte der Massai
Aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen eroberten die Massai seit dem 16. Jahrhundert von Ägypten und dem Sudan ausgehend immer mehr Land im heutigen Kenia und Tansania. In der Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen sie es sogar mit den Küstenstädten Mombasa und Tanga auf. Aus diesem geschichtlichen Zeitabschnitt, in dem grossflächige Annektierungen stattfanden, stammt die heute noch weitgehend herrschende Vorstellung der „kriegerischen Massai“.
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts begegneten die Massai allerdings Gegnern, denen sie nichts entgegenzusetzen hatten. Es wütete eine Rinderpest in Ostafrika, welche die Viehbestände des Stamms stark dezimierte. Anschliessend kamen eine Hungersnot und die Pocken über die Massai, sodass auch die Volksgruppe selbst schrumpfte. In den Jahren 1904 und 1911 riss die britische Kolonialverwaltung insgesamt 60 % des Massai-Landes an sich und verkaufte es an Siedler.
Die Lebensweise der Massai
Die Massai sind eine weitestgehend nomadische Volksgruppe, die allerdings – nicht zuletzt aufgrund des knappen Siedlungsgebiets – mittlerweile sesshaft in Hütten lebt. Sie ist aufgeteilt in Clans, eine Hierarchie gibt es nur zwischen den verschiedenen Altersgruppen und zwischen Mann und Frau. Entscheidungen für den Clan oder das Dorf werden vom Ältestenrat getroffen.
Im Alter zwischen 7 und 15 Jahren werden die Jungen der Massai bei einem grossen Fest gemeinschaftlich in den Rang der Krieger erhoben. Dies geht mit der Beschneidung einher. Auch die Mädchen werden beschnitten, allerdings nicht bei einem Fest. Die Massai leben polygam, ein Mann kann mehrere Frauen haben – so viele, wie er mit Rindern als Brautpreis bezahlen kann.
Sowohl Männer als auch Frauen tragen bei den Massai Körperschmuck – meist an den Ohren. Aber auch Armreifen und Kopf- oder Haarschmuck sind nicht selten. Der Stamm besteht weitestgehend aus Kriegern beziehungsweise Jägern und Viehhirten. Zu Zeremonien sowie auch für die alltägliche Ernährung wird Rinderblut verwendet. Ein Gemisch aus Rinderblut und Milch heisst „saroi“ und ist eines der Hauptnahrungsmittel. Das Blut wird dem lebenden Tier abgenommen; es lebt auch danach weiter, da die Wunde nach der Entnahme geschlossen wird.
Gefährdung der Massai
Durch Landverkäufe und Strassenbaumassnahmen wird das Siedlungs- und Wanderungsgebiet der Massai immer mehr eingegrenzt. Überdies erkrankt das Vieh des Stamms in Gefangenschaft schneller. Da keine Medikamente oder grösseres Weideland erworben werden können, ist der Stamm auch dieser Tatsache ausgeliefert. Auch die Massai hat Aids errreicht. Aufgrund der polygamen Lebensweise sowie fehlender Schutzmassnahmen kann es sich recht schnell ausbreiten.
Die Massai und der Tourismus
Längst sind „westliche“ Güter und Verhaltensweisen in das Leben der Massai eingedrungen. Einige Kinder gehen zur Schule, Technologie und Verkehrsmittel werden genutzt und die Massai-Männer arbeiten teilweise als Türsteher oder Nachtwächter. Entlang der am meisten von Touristen genutzten Routen gibt es überdies Massai-Dörfer, in denen Souvenirs und Fotos mit den Einheimischen erworben werden können. Die Massai verstehen sich zu vermarkten und teilen ihre Kultur recht offen. Je mehr Sie in die Steppe des weiten Landes eindringen, desto intensiver und ursprünglicher werden Sie Siedlungen und Bewohner erleben können.
Oberstes Bild: Die Massai – das ursprüngliche Ostafrika erleben (© Viault, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Serengeti&hl=de&sll=46.813187,8.22421&sspn=2.154157,5.410767&oq=Serengeti&hnear=Serengeti&t=m&z=7″ size=“350″]