Ein sensibler Lebensraum: Malaysias beeindruckende Unterwasserwelt

Glasklares Wasser, bunte Korallenbeete und exotische Fische. Beim Schnorcheln in Malaysia kommt man als Wasserratte auf seine Kosten. Nie zuvor habe ich eine derartige Farbenpracht und Vielfalt an Pflanzen und Fischen erlebt. Rund um die Perhentian Islands kann man an einigen Flecken eine noch intakte Meereswelt entdecken. Doch auch hier zeigen sich die Ausmasse der Zerstörung durch Touristen und Umweltverschmutzung.

Wer einmal, diese bezaubernde Unterwasserwelt mit eigenen Augen gesehen hat, wird dies so schnell nicht mehr vergessen.

“Traust du dich?” – “Klar”, sage ich und klinge zuversichtlicher, als ich es bin. Bev, Tauchlehrer und Schnorchelexperte im „Mari Mari“ hat mir ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht: Wir gehen nachtschnorcheln. Zuvor haben wir zusammen ein Buch über die malaysische Unterwasserwelt durchgeblättert. Die Tiere hier sind bunt und gross und manchmal auch giftig, wie die Steinfische zum Beispiel. Bev erklärt uns, wie wichtig das richtige Verhalten unter Wasser ist. „Nicht auf Korallen treten“ ist das erste Gebot. Die Erhaltung der Unterwasserwelt ist im Mari Mari Dauerthema. Mit ihrem sanften Tourismus wollen sie die Menschen für diesen Lebensraum sensibilisieren. Ich habe etwas Muffensausen, denn ich bin nicht sehr erfahren, was das Schnorcheln betrifft, schon gar nicht bei Nacht.


Glasklares Wasser: Eine gute Voraussetzung zum Schnorcheln. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Riffhaie in Greifnähe

Meine Erfahrung beruht im Grossen und Ganzen auf einem Schnorchelausflug wenige Tage zuvor. Aber was soll ich sagen? Ich habe mich Hals über Kopf in diese beeindruckende Welt unter Wasser verliebt. Ich will mehr davon! Zuerst liehen wir uns nur für eine Stunde das Equipment und paddelten etwas in Strandnähe an der Coral Bay herum. Was sich uns hier zeigte, war ein trauriges Bild, verstörend. Ein Schutthaufen befand sich unter uns. Massen an abgestorbenen Korallen, allesamt blass und leblos. Ich hatte eine Gänsehaut und kam mir vor, als würde ich durch einen Friedhof gleiten. Lautlos und traurig.

Am nächsten Tag begleiteten wir eine malaysische Schulklasse auf einem Schnorchelausflug rund um die zwei Inseln der Perhentian Islands, den wir bei einer Unterkunft an der Coral Bay gebucht hatten. Hier bot sich nun ein anderes Bild. Wir sahen die Vielfalt an Fischen und schwammen über einem in bunten Farben schillernden Korallenbeet.
Der Höhepunkt für mich war die Begegnung mit einem Riffhai, der majestätisch neben mir schwamm. Gerade als wir am “Shark Point” ankamen, zeigte unser Guide auf einen grossen Schatten im Wasser. Endlich, ein Hai. Ich fackelte nicht lange und hüpfte ins Wasser. Und da war er, genau vor mir. Ich folgte ihm einige Meter und war ganz fasziniert von seiner Ruhe.

Es war beeindruckend, alles andere als beängstigend. Ganz im Gegenteil, es war so still, majestätisch irgendwie. Unter Wasser war alles gedämpft, die lauten Stimmen der asiatischen Schulgruppe, das Rattern der Motoren, alles war plötzlich so weit weg. Das Einzige, was an meine Ohren drang, war mein eigenes gleichmässiges Atmen. Unter mir befand sich das riesige und wunderschöne Korallenbeet. Es leuchtete in allen Farben, fast schon surreal. So kostbar und so fragil.
Ich erlebte die Momente inmitten der Fische als etwas ganz Besonderes. Ich war ganz bei mir. Es ist so: Mein Atmen ist im Wasser mein Orientierungspunkt, meine Gedanken sind dabei ganz ruhig. Im Wasser fühle ich mich leicht, so, als würde ich schweben.


Faszinierende Tiere unter Wasser. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Nachtaktiv: Schnorcheln im Dunkeln

Zwei Tage später stehen wir jetzt also wieder da, mit Taucherbrille und Schnorchel. Ohne Flossen dafür aber mit der Angst auf die giftigen Steinfische zu treten, die laut Bev einen Menschen in nur wenigen Sekunden töten können. Er drückt mir eine Taschenlampe in die Hand, erklärt mir, wie ich sie halten soll. Wir bleiben in Zweierteams zusammen, achten darauf, dass wir dicht beieinander sind. Nachts schnorcheln ist anders als bei Tageslicht, sagt Bev und meint damit die Verletzungsgefahr durch freilaufende Seeigel und sonstige Spässe. Denn die sind, wie viele andere Meeresbewohner nachtaktiv. „Ready?“ Wir nicken und tauchen ab. Mit dem Schein der Taschenlampe arbeiten wir uns voran. Es ist magisch, ein bisschen unheimlich und so wundervoll still im nächtlichen Wasser. Mein Herz pocht und mein Atmen geht schneller als beim Tagesschnorcheln. Es ist schwierig im Viererpack zu schwimmen ohne zusammenzustossen, die Zeichensprache zu verstehen und den Anschluss nicht zu verpassen. Wir sehen auf unserer Tour Papageienfische, Garnelen, Lippfische und viele andere, deren Namen ich vergessen habe.

Später in der Nacht bin ich wahnsinnig müde, auf positive Art. Mein Kopf ist leer, ich fühle mich entspannt und wohl. Das Einzige was stört, ist der wahnsinnige Sonnenbrand, der sich über meine komplette Rückseite erschreckt. Innerlich höre ich meine Mutter “Kniekehlen nicht vergessen” sagen und ärgere mich ein wenig. Am nächsten Tag wurde Kerry vom Mari Mari übrigens beunruhigt von den Nachbarn angerufen: Sie wollten wissen, was wir gesucht haben und dachten, dass etwas passiert sei. Also haben wir nicht nur bei mir für etwas Unruhe gesorgt.


Die Perhentian Islands in Malyasia. Ein Paradies. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Artikelbild: © Julia Schattauer / bezirzt.de

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Mehr zu Julia Schattauer

Julia Schattauer ist freie Autorin und leidenschaftliche Bloggerin. Geschichten vom Reisen sind ihr Steckenpferd. Neben nützlichen Fakten geht es ihr in erster Linie ums Storytelling. Darum, den Leser in die Welt mitzunehmen und sein Fernweh zu wecken. Als studierte Kunsthistorikerin, Tourismus-, und Literaturwissenschaftlerin schreibt sie ausserdem über Themen aus Kunst und Kultur.

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