Idylle am Untersee – Steckborn

Das Städtchen Steckborn im Kanton Thurgau breitet sich in leichter Hanglage am Südufer des Untersees aus – dem südwestlichsten Zipfel des Bodensees mit der Insel Reichenau als Mittelpunkt. Rheinsee wird dieser Abschnitt des Riesengewässers auch genannt, denn es stellt quasi das Verbindungsstück zwischen dem Hochrhein und dem Seerhein dar, der schliesslich in das weite Becken des Obersees mündet.

Es ist eine ruhige Landschaft mit Wiesen und Feldern, die von sanften, mit Waldflächen bedeckten Höhen umrahmt werden. Die Dramatik der Schweizer Bergwelt, die anderswo so prägend ist, wird man in und um Steckborn vergebens suchen.

Das tut der Attraktivität des Ortes aber keinen Abbruch. Dazu trägt alleine schon die Seelage bei. Tatsächlich präsentiert sich dieser Teil des Bodensees mehr als See oder breiter Strom denn als „Schwäbisches Meer“. Steckborn liegt dabei praktisch auf halber Strecke zwischen Konstanz und Stein am Rhein, südwestlich der Insel Reichenau und gegenüber von Gaienhofen, das bereits zu Deutschland gehört.


Stein am Rhein (Bild: © Oleg_Mit – shutterstock.com)

In Gaienhofen und seinem Umland wirkten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannte Künstler und Schriftsteller, unter anderem lebte und arbeitete dort Hermann Hesse zwischen 1904 und 1912. Mit solchen Berühmtheiten kann Steckborn nicht aufwarten – dafür aber mit einem reizvollen historischen Ortsbild, das durch den See noch zusätzlich gewinnt. 


Insel Reichenau (Bild: © Bildagentur Zoonar GmbH – shutterstock.com)

Mit dem Kloster Reichenau verbunden

Die Geschichte des Städtchens ist eng mit der nahen Insel Reichenau verbunden. Die erste urkundliche Erwähnung stammt bereits aus dem 9. Jahrhundert – nicht viele Schweizer Orte können dies aufweisen. Es ging damals wohl um die Schenkung der Siedlung an das mächtige Benediktinerkloster auf der Insel. Es war Abt Diethelm von Kastell, der im 14. Jahrhundert von römisch-deutschen Kaiser die Stadtrechte für Steckborn erwirkte.


Kloster Reichenau (Bild: © Roman Babakin – shutterstock.com)

Die entsprechende Urkunde von Kaiser Heinrich VII. datiert auf den 26. Januar 1313. Nur wenige Jahre zuvor war in Steckborn bereits der Turmhof entstanden, der bis heute das Wahrzeichen des Ortes bildet. Der repräsentative Bau diente den Reichenauer Äbten als Sitz im Bereich des Untersee-Südufers.

Besiedelt ist die Gegend um Steckborn aber wesentlich länger. Schon in der Jungsteinzeit – etwa ab 4‘300 vor Christus – entstanden an dieser Stelle Pfahlbausiedlungen, wie man sie auch andernorts am Bodensee entdeckt hat. Funde aus dieser Zeit – Keramikgefässe, Steinklingen oder Feuerstein-Artefakte – werden im Museum im Turmhof gezeigt. Die Römer haben ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Auch in Steckborn wird deutlich – die Bodensee-Region ist uralter menschlicher Kulturraum. 


Kloster Reichenau (Bild: © Alexander Chaikin – shutterstock.com)

Der Turmhof – Wahrzeichen von Steckborn

Mit seinen markanten Dachhaube, den vier Dachreitern und dem Seitenturm wird der Turmhof seinem Namen voll gerecht. Unmittelbar am Seeufer gelegen scheint der mehr an ein Schloss erinnernde Bau förmlich aus dem Wasser herauszuwachsen. Er ist fraglos der eindrucksvollste Bau der überschaubaren Altstadt von Steckborn.

Lange konnten sich die Reichenauer Äbte daran nicht erfreuen, bereits im 14. Jahrhundert musste die Immobilie verpfändet werden. Seither weist der Turmhof eine sehr wechselvolle Geschichte mit zahlreichen Besitzern und unterschiedlichen Funktionen auf. Ab 1937 hat hier das Heimatmuseum seine Heimstatt gefunden.

Rings um den Turmhof breiten sich die Gassen des historischen Zentrums aus. Hier ist noch viel alte Bausubstanz erhalten. Fachwerk und massive Steinbauten scheinen sich dabei fast abzuwechseln, das meiste davon ist zwischen Mittelalter und Barock entstanden. Einer der schönsten Fachwerkbauten ist zweifelsohne das Rathaus mit seinem Uhrturm.


Der Turmhof von Steckborn (Bild: © Bildagentur Zoonar GmbH – shutterstock.com)

Aber auch Wohnhäuser wie „zur Rose“, „zum Kehlhof“ oder „zum Schwanen“ zeigen prächtige Fachwerkkunst. Dagegen wirkt das im 15. Jahrhundert als Badstube errichtete Gasthaus „zum Alten Schloss“ mit seinen Steinmauern geradezu trutzig.

Vergleichsweise schlicht ist die reformierte Kirche im Zentrum gehalten. Sie ist sichtbares Zeichen der Hinwendung der Steckborner zum Protestantismus im Zeitalter der Reformation. Rund um die Altstadt zeugen noch Reste der alten Stadtbefestigung und einige erhaltene Türme vom einstigen städtischen Selbstbewusstsein.



Ideal für Ausflüge rund um den Bodensee

Dagegen fällt das etwas ausserhalb gelegene Schloss Glarisegg mit seinem klassizistischen Erscheinungsbild fast aus dem Rahmen. 1779 klopfte hier Goethe auf einer Reise einmal vergeblich an. Immerhin haben heutige Reisende genügend Alternativen dazu. Ob Reichenau, Konstanz, Stein am Rhein, Schaffhausen oder die Rheinfälle – von Steckhausen aus sind diese Ziele nur wenige Kilometer entfernt und dank moderner Verkehrsmittel innerhalb maximal einer halben Stunde zu erreichen.

Fazit

Das am Untersee im Kanton Thurgau gelegene Steckborn ist ein idyllisches Städtchen mit sehenswerter Altstadt und ein idealer Ausgangspunkt für Ausflugstrips in die Bodensee-Region.

 

Artikelbild: © LaMiaFotografia – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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