Jakobswege – alles rund ums Pilgern

Einmal den Jakobsweg gehen – dieser Wunsch ist über 1000 Jahre alt, doch das Pilgern erlebt heute eine wahre Renaissance. Dabei ist die Bezeichnung „der“ Jakobsweg eigentlich nicht richtig, denn es gibt viele Jakobswege. Ein ganzes Netz an Pilgerwegen spannt sich durch Europa, die alle schliesslich in Santiago de Compostela enden, am Grab des Apostels Jakobus.

Das Pilgern ist beliebter als je zuvor, doch ein Spaziergang ist es nicht. Vor einer Pilgerreise gilt es, einige Vorbereitungen zu treffen, und wir versorgen Sie mit den nötigen Tipps und allem Wissenswerten rund um die Jakobswege.

Jakobswege in Europa

Die Jakobswege gehen übrigens zurück auf den Apostel Jakobus, Bruder des Evangelisten Johannes. Er starb im Jahr 44 n. Chr. in Jerusalem. Begraben ist er aber in Compostela. Das Grab wurde 813 wiederentdeckt, und die Pilgerreisen zum Grab des Apostels begannen. Die erste Wegbeschreibung des Camino Francés gab es bereits im Jahr 1139 unter dem Namen Codex Calistinus.

Da es „den“ Jakobsweg also streng genommen nicht gibt, lässt sich auch die Frage nach dem Anfang des Pilgerweges nicht so einfach beantworten. Man könnte sagen, der Jakobsweg beginnt mit dem ersten Schritt einer Reise, die das Ziel Santiago de Compostela hat. Im Laufe der Jahrhunderte etablierte sich jedoch eine Reihe an Routen.

Der bekannteste der Jakobswege ist der „Camino Francés“. Dieser ist in der Regel gemeint, wenn man von „dem“ Jakobsweg spricht. Er führt von Saint-Jean-Pied-de-Port, der letzten Station auf französischem Boden, die noch zum Jakobsweg „Via Podiensis“ gehört, durch die französischen Pyrenäen über den Ibañeta-Pass nach Pamplona und schliesslich nach Santiago de Compostela. Die Strecke ist knapp 800 Kilometer lang und in rund 32 Tagesetappen aufgeteilt.

Viele Wege führen nach Santiago de Compostela: Neben dem Camino Francés gibt es den „Camino Primitivo“ an der Nordküste Spaniens, den „Camino de Portugués“ durch Portugal und Jakobswege durch Deutschland und die Schweiz. Um die begehrte „Camino“, die Pilgerurkunde, zu bekommen, muss man aber nicht den ganzen Camino Francés gelaufen sein. Lediglich 100 Kilometer Wegstrecke auf dem Pilgerpfad müssen vorgezeigt werden.

Wie lang der Jakobsweg ist, kann also jeder für sich selbst entscheiden. Von der rund einwöchigen 100-km-Tour bis zur monatelangen 3000er-Strecke ist alles möglich.


Jakobswege in Europa (Bild: Manfred Zentgraf, Wikimedia, CC)

Wieso pilgern?

Doch wieso pilgern Menschen überhaupt? Und wieso gehen immer mehr Menschen dieser urchristlichen Tradition nach, obwohl immer mehr aus der Kirche austreten? Jedes Jahr steigen die Zahlen der Pilger, die das Grab des Jakobus erreichen. Waren es im Jahr 2000 noch knapp über 50’000, wurden 2014 schon über zwei Millionen Pilger in Santiago verzeichnet. Vor allem Spanier und Deutsche zieht es auf den Camino.

In Deutschland spricht man dabei vom sogenannten „Kerkeling-Effekt“. Nach dem Erscheinen des Bestsellers „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling im Jahr 2006 stieg die Zahl der deutschen Pilger im darauffolgenden Jahr sprunghaft an. 70 % mehr Deutsche als im Vorjahr begaben sich auf Spur des Komikers und marschierten nach Spanien.



Pilgerten die Menschen früher fast ausschliesslich aus religiösen Motiven, motivieren heute vermehrt persönliche Gründe zum Pilgern. Stressabbau, zu sich selbst finden oder die Verarbeitung von Problemen sind Gründe, die Pilger für ihre Reise nennen. Die Pilgerreise kann eine Rückschau auf das bisherige Leben bieten, die Verarbeitung eines Trauerfalles oder einer Krankheit, eine Auszeit vom Alltagsstress oder die Orientierungssuche in einer Übergangsphase des Lebens wie der Zeit zwischen Studium und Beruf oder nach einer Scheidung. Das Pilgern dient als Ritual, um diese Phasen zu gestalten und zu meistern. Egal, ob Pilger bei ihrer Reise sich selbst oder Gott suchen, sie erhoffen sich Antworten auf entscheidende Lebensfragen.

Natürlich kann auch eine Fernwanderung auf anderen Wegen bei diesem Vorhaben helfen, doch das „Format“ Jakobsweg bietet ideale Voraussetzungen in Form gut ausgebauter Infrastruktur mit Herbergen und Wegkennzeichnung und zudem ein Gemeinschaftsgefühl mit anderen Pilgern.


Pilgerten die Menschen früher aus religiösen Motiven, motivieren heute vermehrt persönliche Gründe zum Pilgern. (Bild: hanswichmann – fotolia.com)

Vorbereitungen: Von Fusspflege über Pilgerpass zur Herberge

1. Route und Ausrüstung

Die Spanier haben ein Sprichwort, welches besagt: „Der Jakobsweg beginnt bei dir zu Hause.“ Das Pilgern bedarf einiger Vorbereitung. Einfach loswandern, ohne Ziel und Plan, das würde sich schnell rächen.

Als Erstes steht die Entscheidung an, welchen Jakobsweg oder welchen Teil davon Sie gehen wollen. Die Entscheidung hängt meist von der verfügbaren Zeit ab. Wenn Sie nur drei Wochen Zeit haben, werden Sie zum Beispiel nicht die knapp 2500 Kilometer von Konstanz nach Santiago zurücklegen können. Auch Faktoren wie Landschaft, Beliebtheit und somit Nutzung des Weges spielen eine Rolle, ebenso die Jahreszeit, zu der Sie pilgern wollen. Der Camino Francés lässt sich am besten im Frühjahr und Herbst laufen, denn im Sommer ist es viel zu heiss. Um Ostern herum ist der Jakobsweg überfüllt, auch das sollten Sie beachten. Unbekanntere Jakobswege wie zum Beispiel die Via Averna in Frankreich sind weniger gut mit Infrastruktur ausgestattet, dafür aber ruhiger.

Wenn Sie sich für einen Weg entschieden haben, geht es an die nähere Planung. Der Zeitraum muss festgelegt, An- und Abreise organisiert, Ausrüstung besorgt und die Strecke geplant werden. Das alles nimmt einige Zeit in Anspruch, die sie einplanen sollten. Informieren Sie sich, was Sie an Ausrüstung wirklich brauchen, denn jeder unnötige Gegenstand wird Ihren Rucksack zusätzlich schwer machen.

Schreiben Sie eine Packliste, die Ihnen hilft, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, und fangen Sie frühzeitig mit den Besorgungen an. Kaufen Sie hochwertige und passende Kleidung und vor allem Schuhe und laufen Sie sie vorab etwas ein. Blasen an den Füssen werden Ihnen nicht erspart bleiben, aber man kann sie reduzieren. Denken Sie auf alle Fälle an ausreichend Pflaster, Polster, die die Schuhe etwas weicher machen, und Salbe, die die beanspruchten Füsse etwas pflegt.

Fangen Sie frühzeitig an, sich körperlich auf das Wandern vorzubereiten. Wandern Sie regelmässig Touren in der Umgebung und machen Sie sich mit dem Wandern mit Gepäck vertraut. So können Sie Ihre Fitness und Ausdauer trainieren und zudem besser abschätzen, wie viele Kilometer Sie etwa pro Tag zurücklegen können.

Um Ihre genaue Strecke zu planen, kaufen Sie sich einen speziellen Reiseführer, informieren Sie sich im Internet und tauschen Sie sich mit anderen Pilgern aus. Es ist gut, wenn Sie sich möglichst genau über Ihre Route und Stationen informieren, aber denken Sie bei aller Planung auch daran, dass Sie unterwegs flexibel bleiben sollten. Es bringt nichts, wenn Sie einen straffen Zeitplan aushecken, den Sie nicht einhalten können. Planen Sie Ihre Reise, aber lassen Sie sich Lücken für Spontaneität.


Für das Pilgern auf dem Jakobsweg muss die Ausrüstung besorgt und die Strecke geplant werden. (Bild: narstudio – fotolia.com)

2. Pilgerpass

Damit Sie ganz offiziell zum Pilger werden, benötigen Sie einen Pilgerpass. In diesem sammeln Sie auf dem Weg Stempel, die bescheinigen, dass Sie die Strecke tatsächlich gelaufen sind. Nebenbei, man kann den Jakobsweg auch mit dem Fahrrad oder dem Pferd bestreiten. Aber nur wer mindestens die letzten 100 Kilometer gelaufen oder die letzten 200 Kilometer mit Rad oder Pferd zurückgelegt hat und die entsprechenden Stempel nachweisen kann, bekommt bei der Ankunft in Santiago de Compostela mit einer Urkunde die Pilgerreise bestätigt. Einen solchen Pass bekommt man entweder vom „Dachverband Jakobsweg Schweiz“ oder in einer der ersten Herbergen auf dem Weg. Wer eine lange Strecke laufen möchte, braucht eventuell zwei Pässe, da sonst der Platz nicht ausreicht.


Pilgerausweis für den Jakobsweg (Bild: Liesel, Wikimedia, public domain)

3. Unterkünfte

Die Unterkünfte der Jakobswege sind keine Luxushotels. Doch es gibt durchaus verschiedene Möglichkeiten, wie und wo Sie während der Reise übernachten können. In den hoch frequentierten Abschnitten in Spanien gibt es eine grosse Auswahl an verschiedenen Unterkünften. Es gibt traditionell Klöster, die Pilger aufnehmen, Privathäuser, die vom Geschäft mit den Pilgern leben, aber auch einfache Zeltlager oder Turnhallen, in denen Sie besonders günstig schlafen können. In grösseren Städten gibt es zudem Pensionen, Jugendherbergen und Hotels, auf die sie natürlich auch zurückgreifen können.

Ganz klassisch übernachten die meisten Pilger in den Schlafsälen der Pilgerherbergen. Diese sind nicht immer komfortabel, haben Gemeinschaftsduschen und -toiletten, dafür sind sie günstig und in manchen Regionen, in denen die touristische Infrastruktur weniger gut ausgebaut ist, sind sie die einzige Übernachtungsmöglichkeit. Die sogenannten „Refugios“ kosten in der Regel zwischen sechs und acht Euro pro Nacht, private Herbergen können bis zu 20 Euro kosten. Traditionell werden die Betten nicht reserviert, da man die Tagesstrecke nicht immer abschätzen kann. Mittlerweile bieten aber viele, vor allem private, Häuser eine Reservierungsmöglichkeit an.

Damit man in einer Pilgerherberge übernachten kann, muss man den täglich abgestempelten Pilgerausweis vorweisen. Die Betten in den Mehrbettzimmern werden dann nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ verteilt. Radfahrer oder Reiter müssen gegebenenfalls den Fussgängern Vortritt lassen. In den Herbergen müssen zudem einige Regeln beachtet werden, wie die Schliessungszeiten gegen 23 Uhr und der Maximalaufenthalt von einer Nacht.

In der Hochsaison im Juli und August sind die Herbergen schnell ausgebucht. Dann bleibt meist nur die Möglichkeit, im Zelt oder auf dem Boden zu schlafen oder auf eine teurere Unterkunft auszuweichen.


Pilgerherberge Granon (Bild: Henri Bergius, Wikimedia, CC)

Camino Francés: „Der“ Jakobsweg

Der Camino Francés ist die Hauptroute und die Strecke, die man meint, wenn man vom Jakobsweg spricht. Seit 1993 gehört der berühmteste Teil der Jakobswege zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Strecke bietet sich auch für Anfänger an, da sie leicht Anschluss zu anderen Pilgern finden, viele Unterkünfte vorhanden sind und die Beschilderung sehr gut ist. Auch ohne Spanischkenntnisse kommen Sie hier zum Ziel.

Die Route ist in 32 Tagesetappen eingeteilt. Natürlich hängt das tatsächliche Vorankommen von der persönlichen Fitness, dem Wetter und anderen Umständen ab. Der Start ist in Frankreich in Saint-Jean-de-Pied-de-Port.


Der Camino Francés in Dordogne, Frankreich. (Bild: Delphotostock – fotolia.com)

Navarra und Pamplona

Die erste Woche auf dem Camino führt durch die Provinz Navarra mit der Hauptstadt Pamplona und somit durch die südlichen Pyrenäen. Die erste, rund 25 km lange, Etappe führt sie dabei über den Ibañeta-Pass nach Roncesvalles. Die Pyrenäen-Überquerung gleich zu Beginn des Jakobsweges ist eine der anstrengendsten Etappen des ganzen Weges, die aber auch landschaftlich einiges zu bieten hat. Buchenwälder und grandiose Aussichten prägen die Strecke nach Roncesvalles.

Dort gibt es bereits seit 1132 eine Pilgerherberge in der Abtei eines Augustinerklosters auf dem Pass. Von Roncesvalles starten Sie am zweiten Tag und legen von dort ca. 20 km nach Zubiri zurück, von wo es weiter durch trockene und karge Gegenden nach Pamplona geht. Die Stadt ist vor allem wegen der Stierrennen berühmt und eine der historischen Königsstädte. Die vierte Etappe endet dann in Puente la Reina, wo der aragonesische Jakobsweg auf den Camino Francés trifft. Die Sehenswürdigkeit des Städtchens ist die sechsbögige Steinbrücke aus dem 11. Jahrhundert, die der Stadt ihren Namen gab. In Puente la Reina gibt es gleich mehrere Pilgerkirchen und Hospize, unter anderem die ehemalige Templerkirche „Iglesia del Crucifijo“. In den nächsten zwei Tagen geht es über Estella nach Logrono.


Puente la Reina (Bild: KIKETXO – shutterstock.com)

La Rioja und Burgos

Die Landschaft ist auf dieser Strecke abwechslungsreich. Hügellandschaften mit Bergketten werden nach und nach zur mediterranen Weinlandschaft. Logrono ist die Hauptstadt der spanischen Provinz Rioja, die wegen ihres Weinanbaugebietes weltberühmt ist. Dort wurde bereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts die Brücke „Puente de Piedra“ erbaut, um den Massen an Pilgern Herr zu werden.

Zu Füssen des Gebirges Sierra de la Demanda und des Berges Yuso liegt Santo Domingo de la Calzada. Der Heilige Santo Domingo gründete im Jahr 1044 diese Kleinstadt mit einem Pilgerspital für die vorbeiziehenden Wanderer. In der Kathedrale können Sie sich auf die Spuren des „Hühnerwunders“ begeben, an das noch heute ein Käfig mit einem weissen Hahn und einer Henne erinnert.

Der Legende nach kam eine Pilgerfamilie aus Xanten durch Santo Domingo de la Calzada und übernachtete in einem Wirtshaus. Die Wirtstochter wollte sich dem Sohn der Familie nähern, der ihr Angebot ausschlug. Aus Rache versteckte die Wirtstochter einen Silberbecher in seinem Gepäck und brachte den Jungen so an den Galgen. Die Eltern setzten ihre Pilgerreise fort und kamen auf dem Rückweg erneut vorbei, als sie ihren Sohn lebendig am Galgen hängend vorfanden, nachdem ihn der heilige Jakobus errettet habe. Die Eltern eilten zum Richter, der gerade zwei Hühner zum Abendessen verspeiste, und erzählten ihm von dem Wunder. Der Richter widersprach, dass ihr Sohn so tot sei wie die beiden Hühner vor ihm. Daraufhin flatterten diese davon und die Wirtstochter wurde anstatt des Sohnes aufgehängt.

Von hier aus geht es weiter nach Belorado. Auf dem Weg haben Weizenfelder die Weinreben abgelöst, und im Süden erhebt sich die über 2000 Meter hohe Sierra de la Demanda. Durch eine abwechslungsreiche Landschaft geht es über die Hochebene Meseta durch Villafranca. Von dort wandert man durch Eichenwälder und passiert den Pedraia-Pass zum Kloster San Juan de Ortega.

Der Weg führt von nun an durch hügeliges Land nach Atapuerca, das durch seine prähistorischen Fundstellen weltberühmt wurde. Schliesslich erreicht man ungefähr am zwölften Tag das auf 900 m liegende Burgos, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Stadt wurde als Festung gegen die Mauren 850 gegründet und stieg im 11. Jahrhundert zur Krönungsstadt auf.

Die prächtige gotische Kathedrale von Burgos wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben und ist definitiv einen Besuch wert. Auch sonst lohnt es sich, in dem idyllischen Städtchen eine Rast einzulegen und sich etwas von den Strapazen zu erholen. Schliesslich liegt noch mehr als die Hälfte der Strecke vor Ihnen.


Die Kathedrale von Burgos (Bild: bbsferrari – fotolia.com)

Nordkastilien und León

Durch eine karge Landschaft führt der Jakobsweg für einen bis zwei Tagesmärsche weiter nach Fromista. Dieser Ort beherbergt die bedeutende romanische Kirche San Martín, die als eine der schönsten des spanischen Jakobsweges gilt. Sie stammt aus der Mitte des 11. Jahrhunderts und gehört damit zu den frühesten romanischen Kirchen Spaniens.

Der Weg folgt nun einer Landstrasse mit Blick auf das kantabrische Küstengebirge zum Ufer des Rio Carrión. Einige Abschnitte des Weges führen an der Autobahn vorbei und über Landstrassen, doch nach der ca. 19. Tagesetappe erreichen Sie über die Brücke am Fluss Esla die beliebte Pilgerstadt León. Hier lohnt sich ein Zwischenstopp, um die vielen Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Die Kathedrale von León gilt als eine der schönsten Spaniens, und auch sonst kommen Architekturfans auf ihre Kosten: Antoni Gaudí entwarf in León ein Handelshaus im neogotischen Stil, welches heute als Bankgebäude fungiert. Sehenswert ist auch das Vergebungstor, die „Puerta del Perdon“, wo Pilger, die es nicht bis nach Santiago de Compostela schafften, trotzdem ihre Sünden vergeben bekamen.

Der weitere Weg führt über Foncebadón durch die Berge von León. Sie wandern auf rund 1500 Metern Höhe und können hier den Blick über die Landschaft geniessen. Sie passieren die Ortschaft Foncebadón, die durch die Landflucht zeitweise komplett entvölkert war und nun nur noch von Pilgern bewohnt wird. Eine echte Geisterstadt, die auch im Buch „Auf dem Jakobsweg“ von Paulo Coelho erwähnt wird, da dort der Protagonist mit dem Bösen in Form eines schwarzen Hundes kämpft.

Am höchsten Punkt des Gebirges, dem „Cruz de Ferro“, können Sie nach alter Tradition auf dem Eichenstamm einen Stein ablegen. Er soll die Sünden symbolisieren, die der Pilger ablegt.

Die nächste grössere Stadt ist Ponferrada, über der die Burg der Tempelritter aus dem 12. Jahrhundert thront, die zum Schutz der Pilger vor Raubüberfällen errichtet wurde. In der Nähe der Stadt befinden sich auch die alten römischen Goldminen, „Las Médulas“ genannt, die zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Ein kleiner Abstecher zu den bizarren Felsformationen lohnt sich.


Burg der Tempelritter in Ponferrada (Bild: Mik Man – fotolia.com)

Galicien und Santiago de Compostela

Über La Faba und Laguna de Castilla geht es weiter nach O Cebreiro und somit in die Provinz Galicien. Das kleine Dorf wurde durch ein Hostienwunder im Jahr 1300 berühmt. Ein Mönch soll Brot und Wein in das Fleisch und Blut Jesu verwandelt haben. Vom kleinen Dorf aus hat man einen tollen Ausblick auf die umliegenden Berge. O Cebreiro liegt auf einem Höhenzug zwischen den Gebirgen O Courel und Ancares. Über den Pass

Alto do Poio auf 1337 Metern geht es immer weiter durch verschiedene Dörfer nach Triacastela. Leider sind von den namensgebenden drei Burgen keine Reste mehr erhalten.

Nun sind es nur noch circa drei Tagesmärsche bis zum Ziel. Der restliche Weg führt über Gonzar und Ligonde nach Palas de Rei, was so viel wie „Königspalast“ bedeutet. Ob es hier tatsächlich eine königliche Residenz gab, ist jedoch nicht belegt. Vom letzten Dorf vor Santiago, San Marcos, kann man bereits die Kathedrale erkennen. Der Endspurt beginnt.

Vom Ortsschild von Santiago bis zum Ziel aller Pilger, der Kathedrale, ist es noch ungefähr eine Stunde Fussmarsch. An der Kathedrale angekommen, erreichen Sie das symbolische Ziel, den Meilenstein „0“.


Die Kathedrale von Santiago de Compostela (Bild: Pabkov – fotolia.com)

In der Kathedrale umarmen die Pilger dem Brauch folgend die Jakobstatue von hinten und danken dabei für die überstandene Pilgerschaft. Im Pilgerbüro erhalten Sie nach der Vorlage Ihrer Stempel die lang ersehnte Urkunde, die „Compostela“, die Sie offiziell zum Pilger macht. Um zwölf Uhr findet die tägliche Pilgermesse statt, bei der die Nationalitäten und Startpunkte der Neuankömmlinge verlesen werden.

Manche Pilger gehen von Santiago aus noch weiter bis ans „echte“ Ende des Jakobsweges, nach Finisterre zum imposanten Leuchtturm. Von Santiago aus sind es weitere 90 Kilometer, bis man dem Namen nach das „Ende der Welt“ erreicht.



Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. Johannes 14,6

gott.ch

 

Oberstes Bild: © StevePeacewalker – fotolia.com

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Mehr zu Julia Schattauer

Julia Schattauer ist freie Autorin und leidenschaftliche Bloggerin. Geschichten vom Reisen sind ihr Steckenpferd. Neben nützlichen Fakten geht es ihr in erster Linie ums Storytelling. Darum, den Leser in die Welt mitzunehmen und sein Fernweh zu wecken. Als studierte Kunsthistorikerin, Tourismus-, und Literaturwissenschaftlerin schreibt sie ausserdem über Themen aus Kunst und Kultur.

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