Lombok – Traumstrände und ein Vulkan im Schatten Balis
VON Stephan Gerhard Asien
Den Namen der indonesischen Insel Bali kennt fast jeder. Er steht für Traumziele in der Ferne, palmengesäumte Strände, Surf- und Taucherlebnisse und exotische Tempelfeste. Wenig bekannt ist dagegen Balis Nachbarinsel Lombok – zu Unrecht, denn ihre Naturschönheiten und Attraktionen können sich durchaus mit denen Balis messen.
Im Unterschied zu Bali ist Lombok touristisch noch längst nicht so überlaufen. Wer hierherkommt, findet mehr Ruhe, mehr Authentizität und noch unberührte Natur. Ferien in Lombok sind daher eine lohnende Alternative zu einer Bali-Reise.
Heimatinsel der Sasak
Nur wenige Dutzend Kilometer trennen Bali und Lombok voneinander. Zwischen den beiden Inseln erstreckt sich eine Meerenge, die den Indischen Ozean mit der Balisee verbindet. Mit einer Fläche von rund 4700 Quadratkilometern ist Lombok etwas kleiner als Bali und auch nicht ganz so dicht besiedelt. Kulturell gibt es deutliche Unterschiede zur nahen Nachbarin. Die Bewohner gehören zu fast 90 % der Volksgruppe der Sasak an, einem ethnisch und sprachlich zwar mit den Balinesen verwandten Stamm. Im Unterschied zu den Bewohnern Balis bekennen sie sich aber traditionell zum Islam. Es herrscht ein starkes Eigenbewusstsein. Die übrigen 10 % der Bevölkerung bestehen zum grössten Teil aus Balinesen, die sich vor allem im Westen der Insel angesiedelt haben. Sie sind fast ausschliesslich Hinduisten. Deshalb findet man auf Lombok neben vielen Moscheen – ähnlich wie auf Bali – auch einige bedeutende hinduistische Heiligtümer.
Die Bewohner Lomboks haben sich noch viel von ihrer Kultur bewahrt. Dazu gehört traditionelles Kunsthandwerk – zum Beispiel typische gemusterte Keramik und Tikat-Weberei. Bekannt ist die Insel auch für ihre Feierfreudigkeit. Es gibt zahlreiche, zum Teil skurril anmutende Festivals, und nicht selten geraten Besucher in eine der zahlreichen aufwendigen Familienfeiern hinein, die bis heute das Dorfleben prägen.
Senggigi als touristisches Zentrum
Die Erschliessung Lomboks für den Tourismus setzte wesentlich später ein als auf Bali und hat bis heute längst nicht die Dimensionen der Nachbarinsel erreicht. Erst seit Beginn der 1980er-Jahre begann man, Lombok als Reiseziel systematisch zu entwickeln. Der Badeort Senggigi an der Westküste, etwa 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Mataram, ist dabei so etwas wie die Keimzelle des Tourismus. Bis heute ist Senggigi mit seinen Nachbarorten das Ferien-Zentrum der Insel und bietet die dafür typische Infrastruktur mit Restaurants, Hotels, Strandbars sowie diversen Tauch- und Surfschulen. Die Lage des Ortes an einem kilometerlangen, von Kokospalmen umrahmten Sandstrand prädestiniert geradezu dafür. Auch Sehenswürdigkeiten hat der Ort zu bieten. Der Pura-Batu-Bolong-Tempel auf einem Felsvorsprung im Meer gilt als wichtiges hinduistisches Heiligtum Lomboks.
Im Umfeld von Senggigi gibt es ebenfalls touristische Angebote. Ein Geheimtipp sind die nahen Gili-Inseln. Die drei kleinen Eilande Gili Air, Gili Meno und Gili Trawangan sind als Schnorchel- und Tauchziel vor allem für Backpacker bekannt. Am besten erschlossen ist Gili Trawangan. Die Korallenriffe und das Meer rund um die Inseln bieten eine faszinierende Unterwasserwelt.
Nach Süden hin geht der Badeort allmählich in die Vororte der Inselhauptstadt Mataram über. Die Stadt bildet das politische und wirtschaftliche Zentrum der Insel und ist aus mehreren ursprünglich selbstständigen Kommunen zusammengewachsen. Diese unterschiedlichen Ursprünge prägen auch heute noch das Stadtbild. Zu den Wahrzeichen Matarams, das einst Sitz einer hier regierenden Hindu-Dynastie war, gehört der dreitürmige Tempel Pura Meru. Hinterlassenschaften der Hindu-Könige sind auch die bezaubernden Parkanlagen Mayura Garden und Narmada Park. Das Lombok Museum in Mataram zeigt Ausstellungen zur Kultur und Geschichte der Insel und ist für Reisende interessant, die mehr über Lombok erfahren wollen.
Vulkanerlebnisse am Mount Rinjani
Senggigi bietet sich auch als ein sehr guter Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Highlights im Inselinneren an. Besonders eindrucksvoll ist ein Trip in den Mount-Rinjani-Nationalpark. Er erstreckt sich im nördlichen Teil der Insel rund um den markanten Vulkan Mount Rinjani. Mit einer Höhe von 3726 Metern erreicht der Berg durchaus hochalpine Masse. Es ist der zweithöchste Feuerberg des vulkanreichen Indonesiens und verweist auf die geologische Entstehung Lomboks. Der Vulkanrand umschliesst einen Krater, in dem sich malerisch ein türkisfarbener See ausbreitet. Vom Kraterrand bieten sich atemberaubende Blicke auf Lombok und das Meer bis hin zum benachbarten Bali.
Der Aufstieg ist nicht ohne Mühe, lohnt sich aber. Für die Tour werden geführte Wanderungen angeboten, die je nach Route zwischen zwei und fünf Tagen dauern. Viele Besucher beschreiben die Atmosphäre dort oben als magisch. Der Mount Rinjani schläft nur, ist aber durchaus ein aktiver Vulkan. Die letzten grösseren Ausbrüche ereigneten sich in den Jahren 2009 und 2010. Mit etwas Glück erlebt der Reisende sogar etwas frische, rot glühende Lava. Besucher, die sich die Anstrengungen des Aufstiegs ersparen möchten, können in den Regenwäldern entlang der Berghänge Wanderungen unternehmen. Hier gibt es unter anderem heisse Quellen und Wasserfälle.
Es gibt noch Geheimtipps
Wer ganz auf Einsamkeit erpicht ist und dem vergleichsweise hektischen touristischen Trubel rund um Senggigi entfliehen möchte, kann vor allem im Süden Lomboks noch nahezu unberührte Traumstrände und Buchten entdecken. In der Sekotong-Bucht finden Taucher mit den winzigen Inseln Nanggu, Gede, Poh und Kedis ein ideales Gebiet, um sich unter Wasser zu bewegen. Surfer erleben eindrucksvolle Brandung beim Fischerdorf Kuta.
Weitere Geheimtipps sind die Buchten von Gerupuk, Mawi und Tanjung Aan. Wahrhaft paradiesisch wirkt auch der Strand bei Tanjung Ringgit auf der Pemonkong-Halbinsel. Seinen Namen trägt der „Pink Beach“ zu Recht. Zu feinem Sand zermahlene Reste roter Korallen geben dem Strand seine rosa Farbe.
Bei der Tourismus-Entwicklung auf Lombok setzt Indonesien inzwischen bevorzugt auf den Typus „Boutique-Hotel“ – kleine, persönlich geführte und nicht selten luxuriöse Unterkünfte. Das Angebot zielt auf den qualitätsbewussten und zahlungskräftigen Reisenden, der auch bei einem Fernreiseziel nicht auf Komfort und Verwöhntwerden verzichten möchte. Der Rucksack-Tourismus früherer Jahre steht dagegen nicht mehr so sehr im Fokus. In den letzten Jahren sind daher an einigen besonders schönen Plätzen der Insel mit Förderung der Regierung entsprechende Angebote entstanden. Auf Lombok folgt man damit einem Trend, der auch bei anderen Reisedestinationen in Asien zu beobachten ist.
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