Luxuszüge – die Welt auf Schienen entdecken   

Reisen mit dem Zug hat eine lange Tradition. Schon zu Zeiten unserer Grosseltern und Urgrosseltern wusste man in diesem Zusammenhang Komfort und Luxus zu schätzen.

Luxuszüge wurden von denjenigen, die es sich leisten konnten, schon immer gerne genutzt, wenn es darum ging, grosse Entfernungen zu überbrücken. In unserer Zeit wird diese Form des bequemen Reisens wieder entdeckt.

Luxuszüge verkehren heute in der Regel nicht mehr im normalen Linienverkehr. Sie sind aber ein beliebtes Verkehrsmittel bei Schienenkreuzfahrten. Eine Schienenkreuzfahrt ist eine an die Schiene gebundene Urlaubsfahrt, die wie beim Kreuzfahrtschiff an mehreren Stationen halt macht und Gelegenheit für Erkundungstouren und Besichtigungen bietet. Solche Kreuzfahrten auf der Schiene werden üblicherweise auf landschaftlich besonders reizvollen Strecken durchgeführt.


Rocky Mountaineer-Bahn (Bild: © Natalia Bratslavsky – shutterstock.com)

Vorbild: der legendäre Orient-Express

Luxuszüge sind so etwas wie rollende Hotels. Neben Schlafabteilen verfügen sie oft über üppig ausgestattete Restaurant- und Salonwagen. Als erster Luxuszug in Europa galt der legendäre Orient-Express, der im Jahre 1883 eingeführt wurde. Er verband die Strecke Paris – Konstantinopel. Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Simplon-Orient-Express eingerichtet, der eine Teilstrecke über die Schweiz durch den Simplon-Tunnel nach Mailand und Triest einschloss. Etliche weitere Streckenverbindungen folgten. Betreiberin der Luxuszüge war die Compagnie Internationale des Wagons-Lits. Der Zweite Weltkrieg und der anschliessende Kalte Krieg setzten der Ära der Luxuszüge zunächst ein Ende. Erst in einer Zeit, in der das luxuriöse Reisen wiederentdeckt wurde, kamen auch die Luxuszüge wieder in Mode. Es gibt inzwischen rund um den Globus eine Vielzahl an Angeboten für Schienenkreuzfahrten mit besonderem Komfort. Auch der Orient-Express erlebte dabei als Venedig-Simplon-Orient-Express eine touristische Neuauflage. Hier ein Überblick über die schönsten Züge.


Luxuszüge sind so etwas wie rollende Hotels. (Bild: © Keith Levit – shutterstock.com)

British Pullman

Der British Pullman ist ein Schwesterzug des berühmten Simplon-Orient-Express. Die Wagen stammen original aus den 1920er Jahren und wurden aufwändig restauriert. Benannt ist der Zug nach dem amerikanischen Industriellen Pullman, der die ersten Luxus-Schlafwagen erfand. Die Waggons präsentieren sich im typischen Art-Deco-Stil ihrer Zeit. Der Zug besteht aus elf Loungewagen, die bis zu 250 Passagiere aufnehmen können.  Der British Pullman wird bevorzugt in England eingesetzt und steuert von London aus verschiedene Ziele im Vereinigten Königreich an. Dazu wird ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm geboten, das kulinarische Erlebnisse, Sightseeing oder Sport-Events einschliesst.   



Royal Scotsman

Bei diesem Zug handelt es sich um das schottische Pendant zum British Pullman. Auch hier kommen historische Pullman-Wagen zum Einsatz. Der Royal Scotsman nimmt nur 36 Passagiere auf und verbreitet in seinen Waggons beinahe Wohnzimmer-Atmosphäre. Ausgangspunkt der Fahrten ist die schottische Hauptstadt Edinburgh, die Touren führen zu den landschaftlichen Höhepunkten Schottlands, zum Beispiel in die Highlands.



Moskau-Nizza-Zug

Diese Strecke kann ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblicken. Bis 1914 verkehrte regelmässig ein Zug als Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen der russischen Hauptstadt und der Cote d’Azur. Heute dauert die Fahrt dank Zwischenstopps und gemächlicherem Tempo länger. Russische Zaren und der Hochadel nutzten den Zug gerne für ihre Reisen nach Monte Carlo. Der Erste Weltkrieg und die russische Revolution setzten dem Zugbetrieb dann ein Ende. Erst vor wenigen Jahren wurde der Verkehr wieder aufgenommen. Eine Besonderheit ist der Spurwechsel an der weissrussisch-polnischen Grenze. Die Reise führt durch insgesamt sieben europäische Länder und passiert dabei u.a. Warschau, Wien und Mailand. Im Unterschied zu den anderen Luxuszügen handelt es sich hier um eine reguläre Verbindung. Nur vier der insgesamt zwölf Waggons gehören der Luxuskategorie an.


Russische Zaren und der Hochadel nutzten den Zug gerne für ihre Reisen nach Monte Carlo. (Bild: © Olivier Le Queinec – shutterstock.com)

Indian Maharaja

Der Indian Maharaja bedient die Strecke Mumbai – Neu Delhi und führt vor allem durch Rajasthan – ein Land, das durch zahlreiche historische Fürstentümer geprägt ist und daher viele beeindruckende Orte und Sehenswürdigkeiten bietet. Zwei Highlights der insgesamt achttägigen Reise sind die Stadt Jaipur und das berühmte Mausoleum Taj Mahal. Der Zug selbst bietet Reminiszenzen an die britische Kolonialzeit. Er verfügt über eine eigene Lounge, einen Barwagen, eine Bibliothek und Spieltische für Poker- und Bridgepartien. Sogar ein eigener Wellness-Waggon mit Dampfbad und Ayurveda-Massagen gehört zur Ausstattung. Eine besonders ausgeklügelte Federung sorgt dafür, dass die holprigen indischen Eisenbahnschienen kaum zu spüren sind.


Ein Highlight der insgesamt achttägigen Reise ist die Stadt Jaipur mit ihren Festungsanlagen. (Bild: © Banana Republic images – shutterstock.com)

Pride of Africa

Mit einer Streckenlänge von rund 6000 Kilometern dürfte der Pride of Africa wohl die längste Route der Luxuszüge befahren. Er verkehrt zwischen Kapstadt und Daressalam. Auf seiner Fahrt duchquert der „Stolz Afrikas“ die Länder Südafrika, Simbabwe, Sambia und Tansania. Eine Fahrt mit dem Zug ist vor allem Landschafts- und Naturerlebnis in luxuriöser Atmosphäre. Der Zug passiert Savannen, Steppen, Seen und afrikanische Wälder. Selbstverständlich sind Safari-Touren im Angebot und ein Höhepunkt ist sicher der Besuch der berühmten Victoriafälle an der Grenze zwischen Simbabwe und Sambia. Auch bei diesem Zug wurden historische Waggons aus den 1920er und 1930er Jahren restauriert. Der Pride of Africa bietet mit 36 Suiten Platz für 72 Reisende.


Ein Höhepunkt ist der Besuch der berühmten Victoriafälle. (Bild: © e2dan – shutterstock.com)

The Ghan

The Ghan ist ein touristisch ausgerichteter Fernverkehrszug, der zwischen Darwin im Norden Australiens und Adelaide ganz im Süden fährt. Die Strecke schneidet den australischen Kontinent damit praktisch in der Mitte in zwei Teile. Die Route hat eine Länge von fast 3.000 Kilometern und passiert unter anderem Alice Springs. The Ghan ist die Abkürzung für „The Afghan Express“. Der Name erinnert an die afghanischen Kamelkarawanenführer, die früher für Transporte im Inneren Australiens sorgten. Ähnlich wie der Moskau-Nizza-Zug ist The Ghan kein reiner Luxuszug. Er bietet eine Luxusklasse, daneben eine normale erste und zweite Klasse.


The Ghan ist ein touristisch ausgerichteter Fernverkehrszug (Bild: © Reinhard Dietrich – wiki.org)

Rocky Mountaineer

Wenn ein Name selbsterklärend ist, dann der der Rocky Mountaineer-Bahnen. Die Züge der erst in den 1990er Jahren gegründeten Gesellschaft haben sich auf Bahnreisen durch die schönsten Landschaften Kanadas – bevorzugt die Rocky Mountains – spezialisiert.



Ihr Angebot ist ganz auf touristische Bedürfnisse ausgerichtet. Dabei gibt es ebenfalls mehrere Kategorien, mit dem GoldLeaf-Service ist auch ein Luxus-Angebot vorhanden.

Ein ganz billiges Vergnügen sind die Luxuszug-Reisen nicht. Einige Tausend Franken pro Person sind dabei durchaus einzukalkulieren. Dafür bietet das rollende Hotel aber auch einzigartige Reiseerlebnisse, die so sonst nicht zu haben sind. Das Publikum besteht vor allem aus Reisenden, die besondere Ansprüche an Personal und Service stellen. Das Alter der Passagiere liegt vielfach zwischen fünfzig und sechzig, was nicht weiter überrascht, da man sich oft erst dann ein solches Vergnügen gönnen kann. Besonders im angelsächsischen Raum erfreut sich diese Art des Reisens grosser Beliebtheit. Es ist wohl kein Zufall, dass viele der Luxuszüge im ehemaligen britischen Kolonialreich verkehren und in ihrer Ausstattung an diese Zeit erinnern.

 

Oberstes Bild: © Pres Panayotov – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem grossen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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