Mit dem Glacier-Express durch die Schweizer Bergwelt

Er wird als „langsamster Schnellzug der Welt“ bezeichnet: Der Glacier-Express ist eine Bahn, mit der die Schweizer Berge auf eine ganz besondere Art erkundet werden. Ein Tag in dem luxuriösen Zug bringt dem Reisenden die Landschaft auf eine Weise näher, die viel mit der früheren Art des Reisens zu tun hat.

Es geht nicht um ein möglichst schnelles Ankommen, sondern hier ist der Weg das Ziel. Gleichzeitig ist die Fahrt mit dem berühmten Zug auch eine Fahrt der Superlative. Denn die Bahn überwindet 291 Brücken, fährt durch 91 Tunnel und erklimmt den Oberalppass mit einer Höhe von 2.033 Metern.


Glacier-Express zwischen Reichenau-Tamins und Bonaduz (Bild: David Gubler, Wikimedia)


Noch einmal in die Schweiz!

Die Schweiz war das Ziel der Hochzeitsreise meiner Eltern – vor fünfzig Jahren. Damals allerdings unter ganz anderen Bedingungen: Ich hörte oft Geschichten vom Zweimannzelt und von einfachen Mahlzeiten auf dem Gaskocher, von langen Wanderungen und sparsam dosiertem Einkehren in Gaststätten. Mehr konnten sie sich nicht leisten. Im Lauf der langen Ehe änderte sich natürlich einiges. Doch der Traum, einmal mit der bekannten Bahn zu fahren, blieb bis zur Goldenen Hochzeit unerfüllt.

Als dann das Fest zum 50-jährigen Ehejubiläum bevorstand, war der Entschluss schnell gefasst: Es sollte noch einmal in die Schweiz gehen, und dieses Mal war die Fahrt mit dem Glacier-Express fest eingeplant. Die Überraschung über das Geschenk war riesengross! Ich durfte als Reisebegleitung mit.



Wir hatten ein schönes Hotel in Zermatt gebucht. Auch die Jahreszeit war ideal, im Juni blühte es schon ringsum und wir genossen die wunderbare Landschaft. Auch wenn meine Eltern nicht mehr so gut zu Fuss waren wie früher, liessen sie es sich nicht nehmen, die ein oder andere kurze Wanderung zu unternehmen. Mit einigen Pausen kamen wir recht gut voran. Am dritten Tag war es dann soweit. Die Tagesreise im Panoramawagen stand auf dem Programm. Der Glacier-Express bietet schon von Aussen einen beeindruckenden Anblick. Die verglasten Waggons ermöglichen während der ganzen Fahrt eine gute Sicht auf die Berge und Landschaften.

Glacier-Express bei Stalden (Bild: Champer, Wikimedia, CC)


Am frühen Vormittag begann das Abenteuer in Zermatt. Komfortabel war die Inneneinrichtung des Zuges, wir fühlten uns in den bequemen Sitzen sehr wohl. Die Orte St. Niklaus, Brig und Fiesch sind die ersten, die an der Strecke liegen. Weiter ging es nach Oberwald und von dort aus nach Andermatt. Um die Mittagszeit herum bestellten wir im Speisewagen von der Bordkarte, denn im Glacier-Express ist auch für ausgezeichnetes Essen gesorgt. Das Gastronomieangebot im langsamsten Schnellzug der Welt ist schon einen Besuch wert! Wir liessen uns von der guten Küche verwöhnen und genossen während der Fahrt Schweizer Spezialitäten.

Die Strecke führte nun über Disentis, Chur und Valbella, dann Thusis, Tiefencastel und Filisur nach Davos. Die Aussicht war so berauschend, dass wir oft gar nicht wussten, wo wir zuerst hinsehen sollten. Gut, dass wir die Rückfahrt noch vor uns hatten und so ein zweiter Tag durch die Schweizer Berge auf uns wartete. Weitere Stationen waren Samedan und Celerina, bevor der Glacier-Express am späten Nachmittag St. Moritz erreichte.


Bahnstrecke in der Vorderrhein-Schlucht (Bild: Tinelot Wittermans, Wikimedia, CC)


Hier hatten wir in einer bezaubernden kleinen Pension die Übernachtung gebucht. Beim gemeinsamen Abendessen und einer Flasche Wein liessen wir die Eindrücke des Tages noch einmal Revue passieren.

Vom Engadin zum Matterhorn auf Schienen – die Höhepunkte der Fahrt mit dem Glacier-Express

Der Glacier-Express gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wer die Fahrt schon einmal unternommen hat, kann dieser Entscheidung nur zustimmen. Aber nicht die Bahn alleine wurde mit dieser Auszeichnung geehrt. Auch einige Punkte, die der Zug passiert, zählen zu den schützenswerten Bauwerken. Zum Beispiel das Landwasser-Viadukt bei Tiefencastel, eine imposante Brücke mit einer Höhe von 65 Metern und einer Länge von 136 Metern.

Gleich nach der Überquerung des Viadukts fährt der Zug in den Landwassertunnel. Der Wechsel zwischen den Bergpanoramen und den dunklen Tunnelstrecken macht die Fahrt mit der Eisenbahn recht spektakulär. Auf den Ausblick auf die Gipfel folgen schwindelerregende Einsichten in die Tiefe der Täler.


Glacier-Express im Mattertal, Valais (Bild: Terra3, Wikimedia, CC)


Schneebedeckt präsentierte sich der Oberalppass, ein weiterer Höhepunkt der Bahnfahrt. Von diesem Punkt aus hatten wir eine fantastische Sicht, gekrönt von einem strahlend blauen Himmel. Aber auch die Aussichten auf die Vorderrheinschlucht und auf den Rhônegletscher hinterliessen bleibende Eindrücke. Der Gletscher gab dem Glacier-Express übrigens seinen Namen, denn „glacier“ heisst auf Deutsch „Gletscher“.

Die Geschichte des Glacier-Express

Für meinen geschichtsinteressierten Vater war dies das Stichwort. Er hatte sich im Vorfeld der Reise genau informiert und berichtete über die Entstehung der bekannten Eisenbahnstrecke. So erfuhren wir, dass der erste Glacier-Express am 25. Juni 1930 in Zermatt gestartet war.

Die Fahrt nach St. Moritz dauerte damals knappe elf Stunden. Vier Jahre zuvor war die Fertigstellung der Strecke über den Furka- und Oberalppass gewesen, 1930 kam dann die Verbindungsstrecke Visp-Brig dazu. Jahrzehntelang fuhr der Zug nur während der Sommermonate, bis schliesslich der Furka-Basistunnel einen ganzjährigen Betrieb ermöglichte. Aber wir waren ja sowieso im Juni unterwegs. Also interessierten meine Mutter und mich diese Details nur am Rande. Viel mehr freuten wir uns auf den nächsten Tag, wenn wir die schöne Fahrt auf dem Rückweg noch einmal erleben konnten!

 

Oberstes Bild: Glacier-Express auf dem Landwasserviadukt bei Filisur (Bild: Champer, Wikimedia, CC)

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