Must-See in der Bundeshauptstadt: das Historische Museum Bern

Wer in Bern unterwegs ist, sollte sich das Historische Museum nicht entgehen lassen. Kunst-, Kultur- und Geschichtsinteressierte können hier getrost den ganzen Tag verbringen, ohne weite Wege gehen zu müssen. Der ursprüngliche Bau ist selbst historisch interessant und gehört – wie viele andere Gebäude in den alten Stadtteilen Berns – zu Recht in das Inventar bedeutender Kulturgüter.

Das Historische Museum am Helvetiaplatz in Bern befindet sich in guter Gesellschaft. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Alpine Museum der Schweiz, das Naturhistorische Museum, das Museum für Kommunikation sowie die Kunsthalle Bern.

„In Bern verwurzelt – mit der Welt verbunden“

So lautet das Motto des zweitgrössten historischen Museums der Schweiz. Die Sammlungen des Hauses umfassen 500’000 Objekte aus den Themenbereichen Archäologie, Geschichte und Ethnografie. Der zeitliche Rahmen reicht dabei von der Steinzeit bis in die Gegenwart, der geografische über den ganzen Globus. Exponate wie die Burgundertapisserien, das Königsfelder Diptychon oder die Hydria von Grächwil, diverse Medaillen und Münzen sowie eine Reihe von ethnografischen Objekten beschreiben den hohen Rang innerhalb der Museumswelt. Ausser diesen Highlights sind in der Dauerausstellung auch der spektakuläre Berner Skulpturenfund von 1986 sowie zwei Schultheissen-Throne aus der Stadt zu bewundern.

Darüber hinaus ist in das Haus auch das Einstein Museum integriert, in dem Leben und Werk des herausragenden Physikers dargestellt und im Kontext der Welthistorie präsentiert werden. Mit Hilfe von Experimenten und Animationen veranschaulicht die Ausstellung die bahnbrechenden und revolutionären Theorien des genialen Wissenschaftlers.


Das Einstein Museum, in dem Leben und Werk des herausragenden Physikers dargestellt werden. (Bild: © Sailko – CC BY-SA 3.0)

Für Wechselausstellungen steht eine Fläche von etwa 1’200 Quadratmetern zur Verfügung. Das Historische Museum besticht immer wieder mit temporären innovativen Schauen zu urgeschichtlichen, kulturhistorischen und ethnografischen Themen. Als Beispiel mag die beeindruckende Präsentation „Die Pfahlbauer – Am Wasser und über den Alpen“ von 2014 dienen. Hier wurden die Artefakte gezeigt, die man zuvor auf dem Schnidejoch gefunden hatte.

Ein Blick in die Geschichte des Museums

1882 wurde als Vorläufer das Antiquarische Museum der Stadt Bern am heutigen Casinoplatz eröffnet. Es beherbergte historische, archäologische und ethnografische Sammlungen aus dem Kanton und der Gemeinde. Im Zusammenhang mit der Planung eines Nationalmuseums beschlossen der Kanton, die Stadt und die Burgergemeinde einige Jahre später, in exponierter Lage im Kirchenfeld einen Neubau zu errichten. Das Schweizer Landesmuseum entstand dann nach dem Beschluss der eidgenössischen Räte zwar in Zürich, aber das Berner Projekt wurde weiter vorangetrieben. Das Bernische Historische Museum, wie es offiziell heisst, wurde schliesslich 1894 am heutigen Standort Helvetiaplatz eröffnet. Ein Jahr zuvor hatte man die „Stiftung Schweizerisches Nationalmuseum“ bereits in „Stiftung Bernisches Historisches Museum“ umbenannt. Neben den drei Trägern der Stiftung Kanton Bern, Stadt Bern und Burgergemeinde Bern beteiligen sich seit 1998 auch die Agglomerationsgemeinden an der regelmässigen Finanzierung.


Ein Blick in die Geschichte des Museums (Bild: © Sailko – CC BY-SA 3.0)

Ein „Schloss“ als Museum

Das zwischen 1892 und 1894 errichtete Haupthaus geht auf Pläne von André Lambert zurück. Der Architekt aus Neuenburg orientierte sich sowohl an Bauformen aus dem 15. und 16. Jahrhundert, als auch an historischen Schlössern. Hintergrund war die Absicht, mit dem Baustil jene Zeit am Leben zu erhalten bzw. zu neuem Leben zu erwecken, aus denen wichtige Sammlungen des Museums stammen. Mit den verschiedenen Zeitaltern der Historie setzt sich auch das farbenprächtige Glasmosaik über dem Hauptportal auseinander, geschaffen von Léo-Paul Robert.


Der Haupteingang des Historischen Museums (Bild: © wiki.org)

Es dauerte nur wenige Jahre, bis die Räumlichkeiten für die stetig wachsenden Sammlungen nicht mehr ausreichten. Vor allem die Schenkung bedeutender orientalischer Werke von Henri Moser, verbunden mit der Verpflichtung, diese auszustellen und zu konservieren, machten einen Anbau notwendig. Die rückwertige Erweiterung wurde 1922 fertiggestellt und heisst seitdem Moser-Anbau. Die Moser-Sammlung wird allerdings schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr gezeigt, für die Räume gibt es eine andere Verwendung.

Der Kubus

Danach gingen mehr als acht Jahrzehnte bis zur nächsten Erweiterung ins Land. Lediglich die Dachkonstruktion und die Dachhaut des alten Gebäudes wurden zwischendurch verändert bzw. erneuert. Zwischen 2006 und 2009 entstand dann der Kubus, ausgeführt nach Plänen des Büros :mlzd. Seine Fasssaden aus einer kunstvollen Betonhaut an der Südseite und der nordwärts gerichteten Vollverglasung stehen in einem reizvollen Kontrast zum alten „Schloss“. Ermöglicht wird dieser spannungs-, aber respektvolle Dialog von Neu und Alt durch den dazwischen liegenden Platz. Im Kubus befinden sich Depoträume, Büros und eine grosse Ausstellungshalle. Diese wurde mit einer grossen Exposition über das Leben und Werk Albrecht von Hallers, einem Universalgelehrten und Sohn der Stadt Bern, feierlich eröffnet. Nach der Fertigstellung des Kubus konnten auch Objekte zurückgeholt werden, die seit 1954 im Schloss Oberhofen ausgelagert waren.



Der Park

Über eine grosszügige Freitreppe gelangt man in den Museumspark, der ebenfalls von André Lambert entworfen wurde und wie das Schloss unter Denkmalschutz steht. Ursprünglich sollte die Bepflanzung nur mit einheimischen Gehölzen erfolgen, was aber dann doch nicht durchgeführt wurde. Der heutige Bestand stammt noch etwa zur Hälfte aus der Entstehungszeit des Museums gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Zu erwähnen sei noch das Welttelegrafen-Denkmal von Giuseppe Romagnoli auf dem Helvetiaplatz direkt vor dem Haupteingang des Historischen Museums.

 

Oberstes Bild: © Gidoca – CC BY-SA 3.0

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Ulrich Beck

hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-16').gslider({groupid:16,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});