Rheinsberg - Ein Bilderbuchort, nicht nur für Verliebte

Kaum einem anderen Ort eilt ein solcher Ruf von Romantik voraus wie dem deutschen Städtchen Rheinsberg. Schuld daran ist die gleichnamige Kurzgeschichte von Kurt Tucholsky. In ihr verarbeitete der Autor einen Sommeraufenthalt mit seiner damaligen Verlobten zu einem im Wortsinn wegweisenden „Bilderbuch für Verliebte“ …

Seitdem sind zahlreiche Paare den Spuren der beiden Buchfiguren gefolgt und haben Rheinsberg zu einem der bekanntesten Erholungsorte Deutschlands gemacht. Die Stadt weiss Tucholskys unterhaltsame Schilderung ihrer Vorzüge gleichermaßen zu würdigen wie zu nutzen: Es gibt nahezu keine Stelle, an der sich nicht irgendein Verweis auf das literarische Denkmal, dessen Verfasser oder den Hintergrund der berühmten Erzählung findet. Dabei hat Rheinsberg diese Fokussierung gar nicht nötig, denn es blickte bereits vor der Entstehung des Werkes auf eine ebenso langjährige wie bewegende Geschichte zurück …


Tucholsky-Literaturmuseum in Rheinsberg (Bild: Schreibkraft, Wikimedia, CC)


Historischer Werdegang

Schon während der Besiedlung durch auswandernde Slawen war die Umgebung des Ortes ein beliebtes Reiseziel. Davon zeugen archäologische Funde auf der Remus-Insel im Rheinsberger See. Nicht ganz so alt sind die Überreste der mittelalterlichen Burganlage, an deren Stelle sich heute das malerisch wirkende Schloss erhebt. Es wurde 1566 im Renaissance-Stil errichtet und diente seitdem immer wieder als Wohn- und Urlaubsdomizil bedeutender Adelsfamilien. Seine Blütezeit erlebte es unter der Herrschaft Friedrichs II. und dessen jüngerem Bruder Heinrich. Die ihnen zu verdankende Innenausstattung sowie die umfangreiche Gemäldesammlung des Schlosses legen heute – nach sorgfältiger Restaurierung – ein umfassendes Zeugnis damaliger Lebensumstände und ‑auffassungen ab.

Auch die Aussenanlage spiegelt den Zeitgeist des 18. Jahrhunderts wider: Prinz Heinrich liess den ursprünglich als Lustgarten angelegten Schlosspark durch zahlreiche Erweiterungen zum Landschaftsgarten umbauen und fügte ihm eine Reihe interessanter Bauwerke hinzu. Die dabei entstandene dreiteilige Feldsteingrotte gehört bis heute zu den grössten und imposantesten Anlagen ihrer Art. Ein weiterer Blickfang ist der hoch aufragende Obelisk, der an die Offiziere des Schlesischen Krieges erinnert. Die an seinem Sockel angebrachten Tafeln geben Auskunft über die Lebensdaten und die militärische Laufbahn des jeweils Genannten.

Kunst und Kultur

Zu den noch immer regelmässig genutzten Anlagen des Schlossparks gehört das Heckentheater. Hier findet unter anderem der jährliche „Internationale Gesangswettbewerb“ der Kammeroper Rheinsberg statt. Seine Austragung schliesst weitere Spielstätten wie das Schlosstheater oder die Kirche Sankt Laurentius ein. Letztere gilt als einer der historisch und architektonisch aufschlussreichsten Sakralbauten Deutschlands. Die Grundmauern datieren aus dem 13. Jahrhundert; andere Gebäudeteile wurden zwischen 1500 und 1951 schrittweise hinzugefügt bzw. modernisiert.

Eine ebenso sukzessive Erweiterung erfuhr die Keramikproduktion in Rheinsberg. Aus den ersten – seit 1762 hier hergestellten – Tonwaren entwickelte sich ein weltweit beliebter Exportschlager, der bis heute unter dem Namen „Fayencen“ bekannt ist. Zur Erinnerung an die Arbeit der Rheinsberger Manufaktur ist im ehemaligen Spritzenhaus ein Keramikmuseum eingerichtet worden, das rund 600 Schaustücke und ein Figurentheater beherbergt.


Am Rheinsberger Schloss (Bild: Botaurus stellaris, Wikimedia)


Ausflugstipps

Weitere Möglichkeiten in die Geschichte Rheinsbergs einzutauchen erhalten Sie durch Ausflüge in die nähere Umgebung. Dabei stehen Ihnen neben einem gut ausgebauten Netz an Rad- und Wanderwegen zahlreiche Wasserstrassen zur Verfügung: Die um Rheinsberg liegenden Seen sind durch ein ausgeklügeltes System an Schleusen und Kanälen miteinander verbunden, sodass Sie die Ortschaften Zechlinerhütte, Kleinzerlang oder Flecken Zechlin per Boot erreichen können. Hier erwarten Sie Sehenswürdigkeiten wie das Alfred-Wegener-Museum, das 200-jährige Naturdenkmal „Friedenseiche“ oder das Lebenswerk des Berliner Landschaftsmalers Eduard Gaertner.

Natur pur

Allen, die sich von den gemalten Vorbildern einen persönlichen Eindruck machen möchten, bieten die weitläufigen Naturparks um Rheinsberg zahlreiche Spazier- und Wanderrouten. Diese beinhalten neben unterschiedlichen Landschaftsformen auch Erlebnisstrecken wie den BARFUSSPFAD oder den Weg durch das Hexenmoor. Tierfreunde können sich auf speziellen Ausflügen von einer Meute quirliger Huskys begleiten lassen oder die Gegend vom Rücken gemütlich dahintrabender Isländer aus erkunden. Für reitunwillige oder -unkundige Pferdenarren stehen Ponykutschen und Planwagen zur Verfügung.


Spritzenhaus in Rheinsberg-Heinrichsdorf in Brandenburg, Deutschland (Bild: Doris Antony, Wikimedia, CC)


PS-starker Stadtverkehr

Doch auch innerorts müssen Sie auf das tierische Fahrvergnügen nicht verzichten: Bei einer geführten Stadtrundfahrt im offenen Zweispänner lernen Sie Rheinsberg auf besonders romantische Art kennen. Dabei passieren Sie auch jene Stelle, an der eine Gedenktafel auf den eingangs erwähnten Besuch von Kurt Tucholsky und Else Weil aufmerksam macht. Sie befindet sich am Marktplatz in unmittelbarer Nähe des Ratskellers.
Wer Pferdestärken lieber in technisierter Form mag, kommt beim jährlichen Bikertreffen des Berliner Harley-Davidson-Clubs im „Haus Rheinsberg“ auf seine Kosten. Im Rahmen der traditionellen Zusammenkunft bieten die Fahrer interessierten Touristen zehnminütige Spritztouren durch den Ort an.

Unterkünfte zu Wasser und zu Land

Als von zahlreichen Gewässern umgebener Ort verfügt Rheinsberg natürlich auch über eine Hafenanlage. Dessen Wahrzeichen ist ein 22 Meter hoher Leuchtturm, der Ihnen Aussicht auf das angeschlossene Feriendorf bietet. Alle der zum Wasser ausgerichteten Häuser sind im skandinavischen Stil erbaut und verfügen über je eine eigene Bootsanlegestelle. Diese Besonderheit ermöglicht es Ihnen, einen Urlaub in Rheinsberg trotz Binnenlage komplett auf dem Wasser zu verbringen.


Der Schwarze See bei Flecken Zechlin nahe Rheinsberg in Brandenburg (Bild: Saxo, Wikimedia)


Im Gegensatz dazu können seeuntüchtige Landratten eine Kajüte ganz ohne Wellengang buchen: An der Reuterpromenade liegt ein stillgelegtes Boot vor Anker und bietet zwei Personen die wohl romantischste Ferienwohnung von Rheinsberg.

 

Oberstes Bild: Schloss Rheinsberg (© preepaula, Wikimedia, CC )[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Rheinsberg,+Deutschland&hl=de&sll=38.266529,-0.689682&sspn=0.037805,0.084543&oq=Rheinsberg&hnear=Rheinsberg,+Brandenburg,+Deutschland&t=m&z=11″ size=“350″]

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Mehr zu Christiane Dietering

Christiane Dietering hat eine handwerkliche, zwei kaufmännische und eine Autoren-Ausbildung absolviert. Sie arbeitet als freie Texterin, Rezensentin und Journalistin in den Themenbereichen Kunst und Kultur. Ihre Hauptauftraggeber sind Veranstalter von Musikaufführungen, Lesebühnen und Erotik-Events.

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