Schloss Schadau – Gastronomisches und mehr am Thunersee

Es gibt Bauwerke, die entsprechen Klischeevorstellungen. Das gilt zweifelsohne auch für Schloss Schadau in Thun. Direkt an der Einmündung der Aare in den Thunersee erstreckt sich der Bau mit unverstellbarem Seeblick inmitten eines schönen englischen Landschaftsparks.

Er präsentiert sich dem Betrachter in einer interessanten Mischung aus Tudor-Gotik und französischem Renaissance-Stil, wie er für die Loire-Schlösser kennzeichnend ist. Englischer Herrensitz oder französisches Lustschoss, dazwischen kann sich Schloss Schadau nicht recht entscheiden.

Beliebter Stilmix im Historismus

Tatsächlich handelt es sich um einen typischen Bau des Historismus, wie er im 19. Jahrhundert Mode war. Damals ahmte man gerne historische Baustile nach. Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko – alles was als schön und bedeutend empfunden wurde, zog man heran, wenn nötig in einem bunten Mix.

Der Neuenburger Bankier Denis Alfred de Rougemon liess den Bau zwischen 1846 und 1854 errichten und erfüllte sich damit einen ganz persönlichen Wohntraum. Allerdings stiess die Stil-Imitation auch damals nicht auf ungeteilte Zustimmung.


Das wunderschöne Schloss Schadau in Thun. (Bild: © Fat Jackey – shutterstock.com)

„Ein architektonisches Monstrum … eine noch nicht einmal vollendete architektonische Missgeburt, ein wahrhaft Widerwillen erregendes Phantasiegebilde“, lautete ein wenig wohlwollender zeitgenössischer Kommentar. Der heutige Besucher mag angesichts zahlreicher architektonischer Scheusslichkeiten aus neuerer Zeit das nicht mehr recht nachempfinden.

Kirche Scherzligen und Thun-Panorama

Einen Besuch ist Schloss Schadau alleine schon wegen seiner malerischen Seelage und der wundervollen Parkumgebung allemal wert. Dabei hat das Ziel sogar noch mehr zu bieten, zum Beispiel die Kirche Scherzligen, die unmittelbar an das Schlossgelände angrenzt.


Einen Besuch ist Schloss Schadau alleine schon wegen seiner malerischen Seelage wert. (Bild: © WillYs Fotowerkstatt, Wikimedia, CC BY-SA 3.0)

Im Unterschied zu Schloss Schadau handelt es sich um einen absolut authentischen Bau. Scherzligen ist einer der ältesten Orte im Kanton Bern. Schon in römischer Zeit befand sich hier vermutlich eine religiöse Kultstätte. Die unteren Teile des Turmes stammen noch aus dem 9. Jahrhundert, der eigentliche Kirchenraum ist im Zeitalter der Gotik entstanden. Die Kirche enthält ausserdem wertvolle Wandmalereien.

Eine weitere touristische Attraktion im Umfeld des Schlosses bildet das Thun-Panorama. Es wurde zwischen 1809 und 1814 vom Basler Künstler Marquard Wocher gemalt und gilt als ältestes erhaltenes Panorama der Welt. Auf rund 285 Quadratmetern „Rundumsicht“ wird Thun im Jahre 1810 gezeigt, wie es sich dem Betrachter damals aus der Dachperspektive eines Hauses der Altstadt präsentierte. Neben dem künstlerischen Wert ist das Panorama auch ein bedeutendes historisches Zeugnis.


Überblick über den Thunersee (Bild: © Serjio74 – shutterstock.com)

Literarische und tatsächliche Gaumenfreuden

Aber auch Schloss Schadau selbst verfügt über Sehens- und Erlebenswertes. Es beherbergt das Schweizerische Gastronomiemuseum – sozusagen das kulturelle Gedächtnis Schweizer Gastronomie, Hotellerie, Ess- und Trinkkultur. Das Highlight der musealen Sammlung ist die in dieser Form einzigartige gastronomische Bibliothek. Mit rund 12‘000 Werken und Dokumenten zu Kochthemen von der Renaissance bis zur Neuzeit besitzt sie eine der weltweit umfangreichsten Zusammenstellungen dieser Art.

Ältestes Kochbuch ist „de honesta voluptate et valetudine“ (vom Geniessen und Wohlbefinden) des Italieners Bartolomeo Platina aus dem Jahre 1475, seinerzeit ein Bestseller. Offensichtlich wusste man bereits damals italienische Kochkunst zu schätzen.



Wer es nicht beim literarischen Kochgenuss bewenden lassen will, kann in Schloss Schadau auch praktisch Gaumenfreuden geniessen. Das zugehörige Restaurant Arts besitzt Gourmet-Qualität und ist mit 14 Gaut Milleau-Punkten ausgezeichnet. Sicher eine schöne Gelegenheit, einen Ausflug hierher ausklingen zu lassen.

Fazit

Schloss Schadau in Thun ist ein typisches Beispiel des Historismus in der Schweiz. Besucher finden hier nicht nur malerische Seeblicke inmitten eines englischen Landschaftsgartens. Auch Freunde guter Küche kommen auf ihre Kosten.

 

Artikelbild: © Mihai-Bogdan Lazar – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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