Tampere - zu Besuch im finnischen Manchester

Während Helsinki in Finnland als hippe, europäische Metropole bekannt ist, geniesst das 180 Kilometer nördlich gelegene Tampere den Ruf einer lässigen, alternativen Universitätsstadt, in der das Alltagsleben noch etwas gemächlicher abläuft. Bekannt ist „Manse“ – das finnische Manchester – für seine Künstlerszene, seine historischen Fabrikhallen und eine gewöhnungsbedürftige kulinarische Spezialität.

Unterwegs zwischen Fabrikschloten und endlosen Seen

Tampere war über Jahrhunderte hinweg bekannt als industrielles Zentrum, und rings um die Stromschnelle Tammerkoski, die die Innenstadt in Nord-Süd-Richtung durchquert, prägen bis heute alte Fabrikhallen und Schornsteine im charakteristischen roten Backsteindesign die Innenstadt. Wo die alten Anlagen anderenorts abgerissen wurden, hat sich Tampere den ganz eigenen Charakter einer Arbeiterstadt bewahrt, in der die historischen Gebäude wie selbstverständlich in das moderne Leben eingebunden wurden.


Industriegebäude am Tammerkoski-Strom (Bild: M62, Wikimedia, CC)


In den Fabrikhallen von Finlayson, Tampella und Frenckell sind heute junge Unternehmen und kulturelle Einrichtungen untergebracht, während direkt am zentralen Stadtplatz Keskustori nach wie vor eine Papierfabrik in Betrieb ist. Besonders stolz sind die Bewohner jedoch auf ein Traditionsunternehmen, das ursprünglich wenige Kilometer westlich von Tampere angesiedelt war: In der Kleinstadt Nokia lief 1987 beim gleichnamigen Hersteller erstmalig das Mobiltelefon vom Band, das für Jahrzehnte das Selbstbewusstsein einer ganzen Nation prägen sollte. Dass Nokia ursprünglich ein Fahrradreifenhersteller war, wissen ausserhalb von Finnland allerdings die Wenigsten.

Tampere ist geprägt von seiner aussergewöhnlich schönen Lage zwischen zwei der grössten Seen Finnlands, dem Näsijärvi im Norden und dem Pyhäjärvi im Süden. Besonders vom auf einer Anhöhe gelegenen Stadtteil Pispala westlich der Innenstadt bieten sich dem Besucher traumhafte Ausblicke über die waldgesäumten Seen, allen voran vom historischen Aussichtsturm Pyynikin näkötorni im Pyynikki-Park. Wer etwas höher hinaus will, kann in unmittelbarer Nähe zum Vergnügungspark Särkänniemi dem 173 m hohen Aussichtsturm Näsinneula einen Besuch abstatten, der unter anderem ein Drehrestaurant beherbergt.

Tampere – Künstlerstadt und Musikmetropole

Tampere ist in ganz Finnland bekannt als Künstlerstadt und kulturelle Hochburg, und die Kneipen und Kulturzentren der Stadt locken regelmässig mit (oft kostenlosen) Konzerten, Theatervorführungen und weiteren kulturellen Highlights. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch in Tampere im Juli, wenn anlässlich des fünftägigen Rockfestivals Tammerfest in der ganzen Stadt kostenlose Konzerte abgehalten werden. Zu Gast sind dabei regelmässig einige der bedeutendsten Bands des Landes, von denen nicht wenige in Tampere ihre Wurzeln haben.

An der Hämeenkatu, Tamperes zentraler Einkaufs- und Geschäftsstrasse, sind am Hauptplatz Keskustori zwei ebenso beeindruckende wie bedeutende Gebäude zu finden: Das 1890 fertiggestellte Rathaus diente im Jahr 1905 zur Verlesung des Manifests gegen die russische Herrschaft, während im gegenüberliegenden Stadttheater heute regelmässig viele grosse Namen der finnischen Theater- und Kulturszene auftreten.

Auf den ersten Blick eher ungewöhnlich, aber bei genauerem Hinsehen umso raffinierter ist die Stadtbibliothek Metso gestaltet. Der finnische Name „Metso“ bedeutet auf Deutsch Auerhahn, und der eigenwillige Kuppelbau trägt diesen kuriosen Namen nicht ohne Grund, ist seine architektonische Form doch dem Gefieder des Vogels nachempfunden. Besonders im Inneren beeindruckt die Bibliothek mit ihren hohen, lichtdurchfluteten Kuppeln.


Stadtbibliothek Metso (Bild: Visa580, Wikimedia, CC)


Von Spionen und Mumins

Wer auf der Suche nach ungewöhnlichen Museen ist, kommt in Tampere wie in kaum einer anderen Stadt auf seine Kosten: Neben dem Puppen- und Kostümmuseum, dem Lenin-Museum und dem Eishockeymuseum ist es besonders das örtliche interaktive Spionage-Museum, das Besuchern Gelegenheit zum Staunen, Schmunzeln und Fantasieren bietet. Das weltweit erste Spionage-Museum wurde 1998 eröffnet und ist heute im Finlayson-Gebäude untergebracht, wo die Gäste so aussergewöhnliche Ausstellungsstücke wie unsichtbare Tinte, verborgene Waffen, Fälscherwerkzeug und ein funktionierender Lügendetektor erwarten.


Spionage-Museum in Tampere (Bild: Matti, Wikimedia, CC)


Ein weiteres Museum entführt viele Gäste direkt zurück in die Kindheit: das Mumin-Museum „Muumilaakso“ in der Stadtbibliothek Metso, in dem die weissen Trolle der finnlandschwedischen Autorin Tove Jansson vorgestellt werden. Neben Original-Illustrationen von Tove Jansson umfasst das Museum auch ein mehrere Meter hohes Mumin-Haus, in dem auf fünf Stockwerken das Alltagsleben der Mumins nachgestellt ist.

Nicht jedermanns Sache: die Schwarzwurst von Tampere

Wie kaum eine andere finnische Spezialität spaltet die Mustamakkara, die Schwarzwurst von Tampere, Meinungen und Mägen gleichermassen. Die örtliche Grützwurst mit Blut wird in Tampere traditionell mit Preiselbeermarmelade gegessen, die der Schwarzwurst auf den ersten Blick allerdings nicht viel von ihrem unappetitlichen Äusseren nehmen kann. Kenner schwören dennoch auf den reinen Geschmack der Mustamakkara, und wer Tamperes wichtigste kulinarische Spezialität einmal vor Ort kosten möchte, sollte dazu eine der kleinen Schwarzwurst-Imbissbuden am Stadthafen Laukontori aufsuchen.

Auch ohne die Schwarzwurst zu probieren, bietet der Laukontori mit seinen Eis- und Wurstständen, den Plastiktischen, Strassenmusikern und kleinen Ausflugsbooten einen authentischen Eindruck vom unaufgeregten und dennoch ganz eigenen Alltagsleben in Finnlands drittgrösster Stadt. Besonders während der Sommermonate lädt der Laukontori auch regelmässig mit Kunsthandwerks- und Wochenmärkten zu einem Bummel ein.


Mustamakkara – die Schwarzwurst von Tampere (Bild: Cryonic07, Wikimedia, CC)


Eine weitere Gelegenheit, die typische Schwarzwurst und viele weitere Spezialitäten zu kosten, bietet die historische Markthalle an der Hämeenkatu. Die „Kauppahalli“ wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts errichtet, und auch im Inneren des traditionsreichen Gebäudes fühlen sich Besucher zwischen Gemüseständen, frischem Fisch und Rentierschinken in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Auch das traditionelle Hefebrot Riävä, eine weitere Spezialität der Stadt, kann hier backfrisch erworben werden.

 

Oberstes Bild: Tampere am Ufer vom See Näsijärvi (Bild: Mikko J. Putkonen, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.com/maps?q=Tampere,+Finlandia&hl=es&ll=61.49813,23.761024&spn=0.00406,0.009645&sll=37.0625,-95.677068&sspn=54.533615,79.013672&oq=tampe&hnear=Tampere,+Finland&t=m&z=17″ size=“350″]

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