Titicacasee - Ort der Mythen und Legenden

Er ist der höchste schiffbare See der Welt und zugleich Ursprung unzähliger Sagen und Mythen: der Titicacasee, Lateinamerikas grösstes Binnengewässer zwischen Peru und Bolivien.

An den Ufern und auf den Inseln des Sees sind uralte Traditionen und Legenden bis heute lebendig – von den schwimmenden Inseln der Uro bis zur Geburtsstätte des ersten Inkas.

Höhenluft schnuppern am Titicacasee

In 3810 m Höhe umfasst der Titicacasee eine Fläche von 8288 km² und bildet zugleich die Grenze zwischen Bolivien im Osten und Peru im Westen. Eingerahmt von den schneebedeckten Gipfeln der Anden, sorgt die Höhenlage des Sees nicht nur dafür, dass unerfahrenen Besuchern im wahrsten Sinne des Wortes die Luft wegbleibt. Auch die einzigartige tiefblaue Farbe des Titicacasees ist den Spiegelungen der glasklaren Höhenluft zu verdanken.


Alpakas grasen friedlich auf den Feldern. (Bild: © sharptoyou – shutterstock.com)

An den Ufern und auf den Inseln des Sees fühlen sich europäische Gäste in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Lamas und Alpakas grasen hier friedlich zwischen Feldern, die noch heute ohne maschinelle Hilfe von Hand bestellt werden; die farbenfrohen Trachten der indigenen Andenbewohner sind ebenso allgegenwärtig wie die traditionellen Binsenboote, die auf dem Titicacasee seit Jahrhunderten als Transportmittel dienen. Touristen kommen rund um den See mit grundlegenden Spanischkenntnissen zwar gut zurecht; die wichtigste Sprache ist hier jedoch nach wie vor Aymara, die Sprache des gleichnamigen Volkes, das fast die Hälfte der bolivianischen Bevölkerung ausmacht.


Titicacasee, der Weg nach Bolivien (Bild: © chiakto – shutterstock.com)

Anfahrt von Puno und La Paz

Der Titicacasee ist kaum mehr als 50 km von der bolivianischen Hauptstadt La Paz entfernt und liegt direkt an der Schnellstrasse ins peruanische Puno, sodass die Küstenorte mit öffentlichen Verkehrsmitteln einfach zu erreichen sind. Besonders schnell geht es in den kleinen Regionalbussen freilich nicht immer voran, aber der Blick über den tiefblauen See entschädigt für so manche Verzögerung.


Der Titicacasee ist kaum mehr als 50 km von der bolivianischen Hauptstadt La Paz entfernt (Bild: © Andrés Cuenca – shutterstock.com)

Die Küstenorte Copacabana und Juliaca locken mit der beschaulichen Atmosphäre kleiner Marktstädtchen, während es im peruanischen Puno, dem wichtigsten An- und Durchreisepunkt am See, eher geschäftig zugeht. Die Hauptstadt der gleichnamigen Region ist berühmt für ihre aussergewöhnliche Vielfalt an traditionellen Trachten, Tänzen und Bräuchen, die der Mischung aus Aymara- und Quechua-Kultur zu verdanken ist.


Fähre über Titicacasee (Bild: Henning Schmidt / pixelio.de)

Besuch auf den schwimmenden Inseln der Uro

Eines der faszinierendsten Reiseziele auf dem Titicacasee sind die schwimmenden Inseln der Uro. Rund 2.000 Angehörige dieses alten Volkes leben heute noch am Titicacasee, davon einige Hundert auf den traditionellen Schilfgrasinseln. Das Schilf des Sees dient den Uro nicht nur als Baumaterial für die künstlichen Inseln; auch die darauf befindlichen Hütten und die charakteristischen Schilfboote der Uro werden aus diesem natürlichen Baumaterial gefertigt. In wenigen Kilometern Entfernung von Puno gewähren die Uro Besuchern einen Einblick in ihre traditionelle Lebensweise und bieten auch handgefertigte Decken zum Verkauf an.


Traditionellen Schilfgrasinseln (Bild: © pikselstock – shutterstock.com)


Charakteristischen Schilfboote der Uro (Bild: © Gail Johnson – shutterstock.com)

Copacabana – Küstenstadt und Wallfahrtsort

Weit draussen im See liegt die Halbinsel Copacabana und auf ihr die gleichnamige Kleinstadt. Das bolivianische Copacabana erinnert mit seiner strandgesäumten Bucht und dem Ausblick auf den tiefblauen See vielerorts an den berühmten Strand von Rio de Janeiro, auch wenn am Ufer des Titicaca statt leichtbekleideter Badegäste die farbenfrohen Trachten der Anden das Stadtbild prägen. Copacabana ist aus touristischer Sicht zwar nach wie vor ein Geheimtipp, zugleich aber auch der wichtigste Wallfahrtsort in Bolivien.


Copacabana (Bild: © Rafal Cichawa – shutterstock.com)

Copacabana (Bild: © Christian Kohler – shutterstock.com)

Copacabana (Bild: © Elisa Locci – shutterstock.com)

In der Basilika der Stadt lockt die Virgen Morena, die dunkelhäutige Jungfrau, regelmässig Scharen von Pilgerern aus dem ganzen Land an. Auf dem Aufstieg zum Hausberg Cerro Calvario, der auch einen atemberaubenden Ausblick über den See bietet, ist auf 14 Stationen der Leidensweg Jesu dargestellt, und an den Wochenenden bietet sich Besuchern ein weiteres, ebenso ungewöhnliches wie farbenfrohes Schauspiel. Aus dem ganzen Land und selbst aus dem benachbarten Peru finden sich in Copacabana Pilgerer und Familien ein, die ihre Autos vor der Basilika wahlweise von einem Mönch oder einem traditionellen Schamanen segnen lassen.


Hausberg Cerro Calvario (Bild: © Matyas Rehak – shutterstock.com)

Der Titicacasee und seine heiligen Inseln

Rund 40 Inseln umfasst der Titicacasee neben den künstlichen Inseln der Uro, und viele davon sind den Bewohnern des Sees bis heute heilig. Eine besondere Rolle spielen in der indigenen Mythologie die Isla del Sol und die Isla de la Luna, die Sonnen- und die Mondinsel. Auf der Isla del Sol wurde der Sage nach der erste Inka, Manco Cápac, erschaffen. Die rund 15 km² grosse Insel, die vom nahegelegenen Copacabana mit der Fähre zu erreichen ist, beherbergt ebenso wie die Isla de la Luna bis heute viele Ruinen aus den Glanzzeiten der Inka.


Die Isla del Sol (Bild: © Joel Blit – shutterstock.com)

Auf den Inseln Amantaní und Taquile wiederum können sich Touristen ein Bild vom Alltag am Titicacasee machen. Beide Inseln beheimaten Volksgruppen der Quechua, die hier bis heute auf einfachste Weise leben. Wer sich entscheidet, die Nacht bei einer der einheimischen Familien zu verbringen, wird zurückversetzt in eine Zeit ohne Strom, fliessendes Wasser oder maschinelle Hilfsmittel. Die Insel Taquile ist ausserdem für eine besondere Kuriosität bekannt: ihre strickenden Männer, die bereits im Alter von acht Jahren den Umgang mit Wolle und Stricknadeln erlernen. Das „Strickrecht“ ist hier ausschliesslich Männern vorbehalten, die auch ihren Beziehungsstand durch die Farbe ihrer selbstgestrickten Wollmützen anzeigen.

 

Artikelbild: © Rafal Cichawa – shutterstock.com

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