Wie Lawrence von Arabien – im jordanischen Wadi Rum  

Eine knappe Autostunde nordöstlich der jordanischen Hafenstadt Aqaba am Roten Meer liegt das Wadi Rum – eine der schönsten und faszinierendsten Wüstenlandschaften des Landes und der Arabischen Halbinsel überhaupt.

Eine Reise nach Aqaba und ins Wadi Rum bewegt sich zwangsläufig auf den Spuren des legendären Lawrence von Arabien. Sein Leben ist eng mit der Geschichte Jordaniens und der ganzen arabischen Region verbunden.

Jordaniens Tor zum Roten Meer

Heute ist Aqaba eine lebhafte Hafenstadt und gleichzeitig ein touristisches Zentrum am Roten Meer. Der schmale Abschnitt an der Küste um den Ort bildet praktisch den einzigen Zugang Jordaniens zur internationalen Seeschifffahrt und ist daher von strategischer Bedeutung für das ganze Land. Bei Reisenden ist die Stadt vor allem wegen ihrer Bademöglichkeiten und der zahlreichen Tauchplätze beliebt. Die bunte Unterwasserwelt des Roten Meeres mit ihren vielfältigen Fischen und natürlichen wie künstlichen Korallenriffen bietet Tauchern und Schnorchlern einzigartige Eindrücke. Da der gesamte Stadtbereich zur Duty-Free-Zone erklärt wurde, lassen sich in Aqaba auch sehr gut Ferien und Shopping-Erlebnisse miteinander verbinden.

Es gibt ein breites Hotelangebot vor Ort, darunter auch etliche der gehobenen Kategorie. Dank des nahegelegenen internationalen Flughafens kann Aqaba gut erreicht werden. Von hier aus ist ein Besuch im Wadi Rum kein Problem. Es bestehen dafür zahlreiche Angebote.


Heute ist Aqaba eine lebhafte Hafenstadt und gleichzeitig ein touristisches Zentrum am Roten Meer. (Bild: © Martin Dworschak – shutterstock.com)

Schillernd: Lawrence von Arabien 

Strategisch wichtig war die Stadt auch vor 100 Jahren, als Aqaba – wie der gesamte Nahe Osten und die Arabische Halbinsel – noch zum Osmanischen Reich gehörte. Hier befand sich eine starke türkische Garnison, die die Herrschaft des Sultans in Konstantinopel in der Region sichern sollte. Im Ersten Weltkrieg stand das Osmanische Reich an der Seite Deutschlands und Österreich-Ungarns. Um den Verbündeten zu schwächen, unterstützten die Engländer damals einen arabischen Aufstand gegen die türkische Oberherrschaft. Eine Schlüsselstellung kam dabei dem britischen Geheimagenten Thomas Edward Lawrence zu, der über eine freundschaftliche Beziehung zum Sohn des Emirs von Mekka verfügte.


Der britische Geheimagenten Thomas Edward Lawrence (Bild: © Wikimedia, GNU)

Lawrence war eine schillernde Persönlichkeit mit besten Kenntnissen der örtlichen Gegebenheiten und der arabischen Kultur. Dank seiner aktiven Mithilfe gewann die arabische Unabhängigkeitsbewegung gegen die Türken während des Ersten Weltkriegs immer mehr an Stärke. Die Eroberung von Aqaba im Juli 1917 stellte einen Höhepunkt des Araber-Aufstandes dar und markierte den Anfang vom Ende der türkischen Herrschaft im Nahen Osten. Sie trug wesentlich zum Ruf des Lawrence von Arabien bei, dessen Leben später auch filmisch verarbeitet wurde – das gleichnamige Epos schrieb in den 1960ern Filmgeschichte. Die Eroberung von Aqaba bildet dabei eine Schlüsselszene, das Wadi Rum diente als Filmkulisse. In Aqaba erinnert heute noch die Fahne der Aufstandsbewegung an einem der höchsten Fahnenmasten der Welt an die entscheidende Schlacht.

Eine rosarote Schönheit 

Wadi ist die arabische Bezeichnung für ein ausgetrocknetes Flusstal, das nur nach starken Regenfällen Wasser führt. Das gilt auch für das Wadi Rum. So wüstenhaft trocken das Tal auf den Besucher beim ersten Blick wirkt, ganz wasserarm ist es nicht. Zwischen Oktober und März regnet es hier durchaus häufiger. Das Regenwasser sammelt sich unterirdisch und tritt an einigen Stellen wieder als Wasserquelle an die Oberfläche. Dadurch wurde es möglich, dass sich seit der Steinzeit immer Menschen in der Gegend aufgehalten haben. Nachweise davon in Form von Felszeichnungen sind noch vorhanden.

Geologisch hat das Wadi seine Entstehung einem gewaltigen Riss in der Erdkruste an der Nahtstelle zwischen der Arabischen und der Afrikanischen Platte zu verdanken. Das auf 800 Metern gelegene Hochtal befindet sich damit in einer Linie mit dem Jordangraben, dem Golf von Aqaba und dem Roten Meer, die vor rund 30 Millionen Jahren auf die gleiche Weise entstanden sind. Das Gestein des Wadi Rum besteht vorwiegend aus Granit und rotem Sandstein. Letzterer war über die Jahrmillionen starken Verwitterungsprozessen ausgesetzt. Die Erosion führte zur Bildung von Schluchten und Canyons sowie zur Ausprägung zahlreicher bizarrer Felsformationen.



Wer das Wadi Rum besucht, muss daher vielleicht seine Vorstellung von Wüste erst einmal relativieren. Wer hier endlose Weiten und viele Sanddünen erwartet, wird eher enttäuscht. Der Blick wird immer wieder durch Berge und massive Felswände begrenzt. Die höchsten Erhebungen bilden der Jebel Um Adaami mit 1832 und der Jabal Rum mit 1754 Metern. Beide Berge stellen damit die höchsten Gipfel Jordaniens dar. Dazwischen breitet sich eine häufig flache Landschaft aus, deren Sand das Ergebnis der Erosion über schier endlose Zeiträume ist.

Ein Markenzeichen von Wadi Rum ist die typisch rosarote Färbung von Sand und Gestein, die auf der Welt ihresgleichen sucht. Je nach Sonnenstand und -einstrahlung ergeben sich dadurch fantastische Farbeffekte, die dem Tal seinen einzigartigen Zauber verleihen. Es ist eine einmalige Landschaftskomposition, die an diesem Ort durch tektonische Aktivität und das Wirken von Wind und Wasser gleichermassen geschaffen wurde. Insgesamt umfasst das Wadi Rum eine Fläche von rund 740 Quadratkilometern.

Sieben Säulen der Weisheit und mehr

Es gibt in dem Hochtal zahlreiche markante Punkte, die von Reisenden gerne angesteuert werden. Ein solcher sind zum Beispiel die sogenannten „Sieben Säulen der Weisheit“. Die Felsformation befindet sich in der Nähe des Besucherzentrums und ist daher ein besonders beliebtes Ziel. Wie sieben Säulen ragen einzelne Abschnitte des Gesteins fast senkrecht in die Höhe. In ihrem Schatten soll Lawrence von Arabien einst sein Hauptquartier aufgeschlagen haben, um von hier aus den Aufstand gegen die Türken zu koordinieren. Seine Erlebnisse verarbeitete er später in einem Buch, das er nach einem Spruch Salomos aus dem Alten Testament „Sieben Säulen der Weisheit“ betitelte. Danach wurde – nicht zuletzt aus touristischen Gründen – erst später auch der Felsen benannt.

Zu den Attraktionen von Wadi Rum gehören ausserdem spektakuläre Canyons sowie einige natürliche Felsbrücken. Dem Besucher eröffnen sich immer wieder wunderbare Blicke auf die Wüstenlandschaft, die in ihrer Kargheit und Strenge einen erhabenen Eindruck hinterlässt.


Dem Besucher eröffnen sich immer wieder wunderbare Blicke auf die Wüstenlandschaft (Bild: © Ahmad A Atwah – shutterstock.com)

Man kann sich zu einem Kurztrip hier aufhalten oder auch länger verweilen. Touristisch ist das Tal gut erschlossen, es ist neben der alten Nabatäer-Stadt Petra und der Kapitale Amman eine der Haupt-Sehenswürdigkeiten Jordaniens. Um die einzigartige Landschaft zu entdecken, werden Touren mit dem Jeep oder Geländewagen angeboten. Wer es etwas gemächlicher und authentischer möchte, kann auch das traditionelle Transportmittel Kamel oder das Pferd wählen – vielleicht die beste Möglichkeit, um den Spuren des Lawrence von Arabien zu folgen.

Auch Gelegenheiten zum Übernachten sind vorhanden. Das Angebot reicht vom einfachen Zeltplatz bis zum komfortablen Zelt-Camp, das fast Hotel-Standard besitzt. Eine Nacht im Wadi Rum mit klarem Sternenhimmel über sich und dem Wüstenklima um sich bleibt jedem Reisenden unvergesslich.

 

Oberstes Bild: © Kim Briers – shutterstock.com

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem grossen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-16').gslider({groupid:16,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});