Beeindruckend spektakulär – die Höhlen von Postojna

Wir sind mit dem Auto in Richtung kroatische Adriaküste unterwegs. Auf der Durchfahrt entdecken wir in Slowenien etwa 50 Kilometer von der Hauptstadt Ljubljana entfernt zahlreiche Hinweisschilder und Plakate zu den Postojnska Jama, den Adelsberger Grotten. Die Bilder sehen toll aus, wir haben schon viel über die berühmten Höhlen von Postojna gehört und entscheiden uns so für einen Zwischenstopp.

Die Beschilderung ist perfekt, es gibt sogar eine eigene Autobahnabfahrt – hier ist alles auf die Vermarktung der Höhlen ausgerichtet. Wir sind offenbar nicht die Einzigen, die einen kurzen Ausflug planen, und so wälzt sich eine kleine Blechlawine Richtung Parkplatz. Nach einem kurzen Spaziergang, der über den idyllischen Steg eines kleinen Entenweihers führt, erreichen wir den Eingangsbereich der Höhlen. Mit dem, was uns erwartet, haben wir nicht gerechnet: Alles ist auf die Bewältigung riesiger Besuchermassen ausgerichtet und perfekt durchorganisiert. Es gibt zahlreiche Schalter, an denen Eintrittskarten verkauft werden. Als fünfköpfige Familie werden wir ein kleines Vermögen los.


Eingangbereich zu den Postojna-Höhlen (Bild: Tiia Monto, Wikimedia, CC)


Einlass ist jeweils zur vollen Stunde. Anzeigetafeln zeigen die verbleibende Wartezeit an. Wir haben Glück und müssen nicht so lange warten. Als die Tore sich öffnen, drängen die Besucher schnell in Richtung eines unterirdischen Bahnsteigs. Jeder will einen guten Sitzplatz in der Höhlenbahn ergattern, und so gibt es ein ziemliches Drücken und Schieben. Endlich haben wir unsere Plätze eigenommen.

Schnell ziehen wir unsere mitgebrachten Jacken und Pullis über. Egal wie heiss es draussen sein mag, im Höhlensystem herrschen konstant etwa zehn Grad, mit dünner Sommerbekleidung wird es also definitiv zu kalt werden. Wer vergessen hat, etwas Warmes einzustecken, kann am Eingang der Höhle einen Umhang ausleihen. Feste Schuhe sind ebenfalls vorteilhaft, wer mit dünnen Sandalen oder gar Badeschlappen durch die Höhle wandert, muss höllisch aufpassen.


Höhlenbahn von Postojnska Jama (Bild: Cristian Raifura, Wikimedia, CC)


Doch es ist wie überall: Wir sehen natürlich einige leichtbekleidete, unvernünftige Besucher, die sich fröstelnd die Arme reiben. Später werden Sie uns begegnen und sich gegenseitig stützen, damit sie nicht auf dem feuchten Höhlenboden ausrutschen. Ein bisschen schadenfroh sind wir schon!

Dann geht es auch schon los, die Höhlenbahn legt eine etwa zwei Kilometer lange Strecke zurück. Insgesamt können rund fünf Kilometer des riesigen Höhlensystems besichtigt werden. Den weiteren Teil werden wir später gemeinsam mit einem Führer zurücklegen. Zuerst fahren wir durch einen künstlich angelegten Stollen – unsere Kameras haben wir in gespannter Erwartung griffbereit auf dem Schoss liegen. Fotografieren mit Blitzlicht ist jedoch strengstens untersagt. Vor Antritt der Zugfahrt werden wir eindringlich darauf hingewiesen, dass die Blitze das Wachstum der Algen fördern und so das empfindliche Gleichgewicht der einmaligen Karsthöhle zerstören könnten.

Wir fahren durch den ersten natürlichen Stollen. An einigen Stellen hängt die Höhlendecke so tief, dass wir die Köpfe einziehen müssen. Wir gelangen in zwei riesige unterirdische Säle: den Gotischen Saal und den Kongresssaal. Die bizarren und fantastischen Felsformationen sind einmalig und beeindruckend. Vor allem die riesigen Ausmasse der Gewölbe sind einfach gigantisch. Wir haben schon einige Tropfsteinhöhlen gesehen, aber die Adelsberger Grotten übertreffen das bei Weitem.


Das Höhlensystem von Postojna ist weltberühmt. (Bild: Janos Korom Dr., Wikimedia, CC)


Der Zug stoppt an einem grossen Berg; von unserem Reiseführer erfahren wir später, dass jener Kalvarienberg genannt wird. Nach dem Aussteigen wendet sich jeder einem Reiseführer zu, der in Landessprache den weiteren Verlauf der Besichtigung übernimmt. Es gibt Führungen in Slowenisch, Deutsch, Englisch und Italienisch. Zunächst erfahren wir, dass der erste Besuch im Jahr 1213 dokumentiert wurde, und dann Wissenswertes zur Entstehung des unterirdischen Höhlensystems.

Als die Kinder langsam unruhig werden, geht es endlich los: Im Gänsemarsch folgen wir der Reiseführerin durch den Russischen Gang und über die Russische Brücke in die Makkaroni-Halle. Russische Kriegsgefangene bauten während des Ersten Weltkrieges an diesem Teil der Höhlen, daraus leiten sich die Bezeichnungen ab. Der Name Makkaroni-Halle ist verdient, denn von der Decke hängen zahlreiche dünne Stalaktiten, die wirklich wie Spaghetti oder Makkaroni aussehen. Weiter geht es durch die Weisse und die Rote Halle zum Highlight der Tropfsteinhöhle, dem Brillant. Der etwa 50 Meter hohe weisse Tropfstein sieht wahrhaft beeindruckend aus und gilt als das Wahrzeichen der Höhlen.



Unsere Führerin informiert uns über die einzelnen Höhlenabschnitte und weist auf Besonderheiten hin. Je weiter wir in das Höhlensystem vordringen, desto eifriger arbeitet unsere Fantasie: Wir entdecken speiende Drachen, Zwerge oder Hexen. Jeder deutet auf einen anderen Stein und sieht eine andere Figur. Es macht Spass, das Schattenspiel auf den feuchten Steinen zu beobachten und nach besonders schönen Felsformationen zu suchen.

Schliesslich gelangen wir in den sogenannten Konzertsaal und lernen in Aquarien die Einwohner dieses unterirdischen Paradieses kennen: die Grottenolme. Die Tierchen sind etwa 30 Zentimeter lang und scheinen weiss durchsichtig. Früher glaubten die Menschen, es handle sich um kleine Drachen, unsere Kinder sind begeistert von der Vorstellung! Um die Aquarien tummeln sich unzählige Besucher und wir haben Probleme, einen der Minidrachen zu entdecken.


Die Grottenolme in den Höhlen von Postojna (Bild: Boštjan Burger, Wikimedia)


Nach Durchqueren des Konzertsaals gelangen wir zum Höhlenzug, mit dem es in direkter und recht rasanter Fahrt dem Ausgang entgegengeht! Mit fantastischen Eindrücken treten wir nach rund zwei Stunden unsere Weiterreise an die herrliche Adria an.

 

Oberstes Bild: Beeindruckend spektakulär – die Höhlen von Postojna. (© Boštjan Burger, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Postojna,+Slowenien&hl=de&sll=51.151786,10.415039&sspn=11.074904,19.753418&oq=Postojna&t=m&z=16″ size=“350″]

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Mehr zu Andrea Hauser

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen sowie Versicherungen zählen daher zu meinen Steckenpferden. Ich entdecke aber auch gern neue Themen abseits dieser „trockenen Materie“ und arbeite mich gern in neue Gebiete ein.

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