Die Insel Rhodos, Teil 3: Was Menschen und Land übereinander erzählen

Nach ein paar Tagen auf Rhodos kennen wir schon jede Menge Menschen. Und wenn man dem Spruch „jeder Ort ist so gut, wie die Menschen, die man dort kennt“ Glauben schenkt,  dann sollte Rhodos eine zum Wohnen sehr angenehme kleine Insel sein.  Fast fängt man mit dem Gedanken an zu spielen, hierher umzuziehen.

Die offizielle Sprache auf der Insel ist natürlich Griechisch, jedoch fast jeder hier spricht auch gutes bis exzellentes Englisch. Kein Wunder, wenn man die Tatsache in Betracht zieht, dass Rhodos in erster Linie ein stark besuchter internationaler Urlaubsort ist. Ausserdem sorgen die zahlreichen auf der Insel ansässigen Nordeuropäer für die aktive Sprachnachhilfe. Am besten sprechen natürlich diejenigen Griechen Englisch, die einen blonden Engel aus dem Norden geheiratet haben – unter anderem die wirkungsvollste Methode, sich eine Fremdsprache schnell und effektiv anzueignen.

Dies ist ein Bericht über die Insel Rhodos in mehreren Teilen. Hier das Inhaltsverzeichnis:

1. Teil: Die Insel Rhodos: Die Ankunft im Land der Legenden

2. Teil: Die Insel Rhodos: Rhodos-Stadt – zwischen Europa und Asien, zwischen Antike und Moderne

3. Teil: Die Insel Rhodos: Was Menschen und Land übereinander erzählen

4. Teil: Die Insel Rhodos: Lindos und seine Akropolis, Esel und Schmuckläden

5. Teil: Die Insel Rhodos: Die Suche nach sich selbst auf dem Berg Filerimos

6. Teil: Die Insel Rhodos: Petaloudes – zu Besuch im Tal der Schmetterlinge

7. Teil: Die Insel Rhodos: Die Thermen von Kallithea – ein Tag wie im Kino

8. Teil: Die Insel Rhodos: Ein letzter Blick auf die grüne Insel


Die Freundlichkeit ist nicht nur eine Fassade auf Rhodos (Bild: Irina Simonenko)


Der Tourismus prägt auch den jährlichen Lebensrhythmus der Insel. Die Saison startet im Mai und dauert bis Oktober. Für den Grossteil der Bevölkerung bedeuten diese Monate Arbeit, genauso wie der Rest des Jahres das Fehlen ebendieser bedeutet. In Grunde genommen klagt keiner so besonders, denn in den Arbeitsmonaten verdient man gut, und das halbe Jahr, während dem man notgedrungen arbeitslos ist, bekommt man als staatliche Sozialhilfe eine bescheidene Summe von 300 € pro Monat. Das ist nicht viel, deswegen ist es allgemein üblich, dass die Besitzer ihre Geschäfte im Oktober dicht machen und in der Winterzeit auf dem Kontinent arbeiten. Und die Glücklichen, die im Sommer genügend unter die Matratze legen konnten, bleiben auf Rhodos, geniessen den milden mediterranen Winter und gehen ganz entspannt ihren Hobbys nach.

Der Souvenirladen in der Altstadt von Rhodos (Bild: Nabokov, Wikimedia, CC)


Die Geschäfte auf Rhodos haben auch einen spezifischen Charakter. Als Erstes fällt uns sofort ins Auge eine Unzahl von grösseren und kleineren Läden, die mit Kunsthandwerk handeln. Hier und da gerät man in Versuchung, ganz besondere handgemachte Schuhe oder Souvenirs anzuschaffen. Aber in erster Linie sind es Schmuckläden, welche die originellsten handgemachten Schmuckstücke verkaufen. In einem dieser Läden lernen wir den Besitzer kennen. Er erzählt uns, dass diese Art Geschäfte auf Rhodos schon immer erfolgreich lief. Der neue Schwung ins Geschäftsleben sei aber durch die massive Ankunft der russischen Urlauber gekommen. Die erste russische Touristin, die seinen Laden betrat, habe hier 30´000 Euro in der Kasse gelassen. Am nächsten Tag hatte er schon eine festangestellte russischsprachige Verkäuferin hinter der Theke stehen. Die Investition in die Arbeitskraft hat sich durchaus gelohnt.

Die zahlungskräftigen Touristen kommen nicht nur des Schmucks wegen auf Rhodos. Des Weiteren hat sich die Insel als Einkaufsparadies für Markenuhren und Designerbekleidung den Namen gemacht. Die sonst so teuren renommierten Uhren und Kleidungsstücke der Haute Couture können hier relativ günstig erworben werden.  Ein weiteres Feld für diese Luxusschnäppchenjagd bieten zahlreiche Läden, die Pelzmäntel verkaufen. Die Pelze selbst werden auf Rhodos grösstenteils importiert und die Mäntel werden dann hier auf Rhodos angefertigt. Nun ja, einleuchtend: Eine kuschelige Beschäftigung für kalte Wintermonate.


Auf den Straßen von Rhodos (Bild: Irina Simonenko)


Ansonsten verläuft das Leben der Einheimischen ziemlich gemütlich und stressfrei. Das Nichtvorhandensein von Industrie bedeutet keine Verschmutzung,  sehr saubere Luft und transparentes Wasser. Die Natur erwidert dies mit mehrfachem Dankeschön. Das Grün erfreut das Auge und schenkt Ruhe. Auf den regelmässig stattfindenden Strassenmärkten kann man frisches (Öko, weil es kein anderes gibt) Gemüse und Obst kaufen: Tomaten, die nach Tomaten riechen, Äpfel, die nach Äpfeln schmecken.

Die Schüler einer Privatschule nehmen an der Parade teil (Bild: Irina Simonenko)


Der einzige Nachteil, der uns ziemlich bald bewusst wird, wenn man tatsächlich einen Umzug auf Rhodos in Betracht ziehen würde und schon Kinder hätte, sind die Schulen. In den staatlichen griechischen Schulen, von denen es genügend gibt, geht es eher entspannt zu. Der Unterricht beansprucht die Kinder nicht übermässig, und nach jeder Stunde wird eine längere Pause gemacht: Die Kinder sollen sich ja in der frischen Luft bewegen. Dem Wunsch der Lehrer, die Pausenzeit dazu zu verwenden, sich in aller Ruhe einen Kaffee zu gönnen, steht auch nichts im Wege. Da die Schulleistungen der nach so vielen Pausen sehr gesunden kleinen Griechen einiges zu wünschen übrig lassen, erteilen die gleichen Lehrer an die gleichen Schüler am Nachmittag Nachhilfeunterricht. Aber schon gegen Bezahlung, versteht sich. Die Alternative dazu sind die zahlreichen Privatschulen, die aber eine ziemlich kostspielige Komponente in das Familienbudget hinein bringen würden, denn ein Monat in einer super eingerichteten und auch sonst pädagogisch nur lobenswerten Anstalt kostet mindestens 500 Euro. Wenn man sich dabei noch vor Augen hält, dass die Eltern generell nur ein halbes Jahr Arbeit haben, die Kinder aber ganzjährig in die Schule müssen, dann möchte man keine leichtfertigen Umzugsentscheidungen treffen.

 

Oberstes Bild: Die Landschaft auf Rhodos (Bild: Irina Simonenko)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.com/maps?q=Rodas,+Grecia&hl=es&ll=36.163379,27.971878&spn=0.424635,0.617294&sll=37.0625,-95.677068&sspn=52.77044,79.013672&oq=rhodos&hnear=Rodas&t=m&z=11″ size=“350″]

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Ich schreibe, seit ich schreiben kann, und reise, seit ich den Reisepass besitze. Momentan lebe ich im sonnigen Spanien und arbeite in der Modebranche, was auch oft mit Reisen verbunden ist, worüber ich dann gerne auf den Portalen von belmedia.ch berichte. Der christliche Glaube ist das Fundament meines Lebens; harmonisches Familienleben, Kindererziehung, gute Freundschaften und Naturverbundenheit sind meine grössten Prioritäten; Reisen und fremde Kulturen erleben meine Leidenschaft; Backen und Naturkosmetik meine Hobbys und immer 5 Minuten zu spät kommen meine Schwäche.

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