Die Wüste Sinai – auf den Spuren der Beduinen

Die Wüste Sinai ist, historisch und geografisch betrachtet, ein seltsamer Fleck. Sie verbindet Afrika und Asien, aber sie ist auch eine Art Pufferzone zwischen Ägypten und Israel.

Zwischen 1967 und 1982 hatten die Israelis den Sinai besetzt, inzwischen gehört er wieder zu Ägypten. Es ist eine echte Wüste, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte – einerseits. Andererseits grenzt der Sinai direkt ans Rote Meer, ein endloses Gewässer und ist für seine wunderbaren Strände und Tauchparadiese bekannt.

Ein Landstrich voller Gegensätze also. Was den Sinai aber für mich am faszinierendsten macht, und der Grund für meine erste Reise dorthin war, sind seine eigentlichen Bewohner, die Beduinen. 1992 war ich das erste mal und seitdem oft dort. Es hat sich sehr viel verändert. Die Beziehung von Israel und Palästina hat sich gewandelt – nicht immer zum Besseren. Ägypten selbst ist ein Land der Unruhe geworden. Und auch der Tourismus hat ein völlig anderes Gesicht bekommen.



Um den Charakter des Sinai zu verstehen, ist es wichtig, die Geschichte der Öffnung gegenüber Besuchern zu kennen. Es waren sesshaft gewordenen Beduinen, die kurz vor meiner ersten Sinai-Reise damit begannen, die Wüste und ihre Küste für Touristen zu erschliessen.

Damals war Dahab, das inzwischen zum touristischen, wenn auch sehr entspannten und preiswerten „Mainstream“ geworden ist, noch eine Ansammlung simpler, weiss getünchter Bauten, vieler, vieler Teppiche und ausladender Kissen direkt am Meer, wo wir zwischen liegenden Kamelen Backgammon spielten und Makkaroni-Cheese assen (seinerzeit neben den ausgezeichneten Fischgerichten aus unerfindlichen Gründen das regionale Leibgericht für Besucher).


Dahab (Bild: Symonenko Kateryna – shutterstock.com)

Es war ein Campleben, das in keiner Weise die dort lebenden Menschen oder die Natur zu stören schien. Seitdem haben globale Hotelketten und am Land selbst desinteressierte Geldgeber Dahab und mehr noch Sharm El Sheikh zu Tourismushochburgen ausgebaut. Diese sind ideal, um am Strand auszuspannen, sind exzellente Taucherparadiese mit unglaublichen Korallenriffen (viele mir bekannte Taucher sagen, es seien die schönsten der Welt), und das Essen ist auch um Universen vielfältiger und internationaler geworden. Von Beduinen oder dem Sinai-eigenen Charme ist allerdings weit und breit nichts zu sehen.

Dennoch ist der Sinai für mich nach wie vor ein Ort der Rückzugs, des Wunderns und der Einkehr. Das liegt zum einen an dem faszinierenden kleinen Ort Mahash. Er ist tatsächlich noch vollständig in der Hand von Beduinen. Von Nuweiba fährt man höchstens eine halbe Stunde, um an dem anderthalb Kilometer langen, wunderschönen Strand anzukommen.


Nuweiba, Beduinenstrand Tarabeen (Urheber: Cairocamels B. Simpson / Wiki / Lizenz: CC)

Neben zwei freundlichen Hotels sind es vor allem die seit Mitte der Neunziger Jahren von Beduinen selbst geführten Strandhüttencamps, die zum Entspanntesten gehören, was ich weltweit so kenne.

Die Hütten heissen Hushas und sind sehr schlicht unmittelbar am Strand aus Palmen gebaut. Man kann selbst entscheiden, ob man drinnen oder draussen schlafen möchte.

Aber wer jemals zum Geräusch des rauschenden Meeres und mit Zehntausenden leuchtender Sterne und einer fast immer sichtbaren Milchstrasse eingeschlafen ist und von den ersten Sonnenstrahlen wach gekitzelt wurde, wird die „Innen-Option“ nie mehr in Erwägung ziehen. Geduscht wird im Duschaus mit WC. Alles ist sehr basic, aber extrem sauber.


Katharinenkloster (Urheber: Berthold Werner / Wiki)

Mein Lieblingscamp ist das Camp Eden. Sein Erbauer, der Beduine Jumma, ist sehr gastfreundlich und gern zu allen Erläuterungen bereit, was Land und Leute angeht.

Vom Camp Edenaus lassen sich auch exzellent Ausflüge unternehmen.

Die Wüste ist voll an beeindruckenden Naturschauspielen. Es gibt Oasen, Wadis und Dattelpalmhaine. Jedes Ziel ist auf die wunderbarste Weise mit Kamelen zu erreichen. Ich war zuerst skeptisch, weil ich Tiere sehr mag und nicht zu ihrer Ausbeutung beitragen wollte. Aber als ich gesehen habe, wie ihr Verhältnis zu den Beduinen ist, wie viel Zeit ihnen auf geduldigste Art gewidmet wird, hat mich das beruhigt.

Seitdem sind Kamelausflüge zu einer Leidenschaft von mir geworden. Beduinen sind wunderbare Begleiter. Sie lassen einen ganz in Ruhe, bis man sie von sich aus anspricht. Sie sind enorm geduldig mit unserer hektischen inneren Unruhe und dabei immens humorvoll. Das klingt nach einem Stereotyp – ich habe es aber niemals anders empfunden. Dabei war ich immer eine allein reisende Frau und habe niemals auch nur einen unangenehmen Blick oder eine Geste erlebt.


Aussicht vom Mosesberg (Urheber: Berthold Werner / Wiki / Lizenz: GNU)

Fast jedes Mal unternehme ich einen Ausflug zum Katharinenkloster. Es ist ein absolut inspirierender Ort mitten in der Wüste. Ein Mal habe ich mich auch an die Besteigung des Katharinenbergs gewagt. Es lohnt sich, allerdings nur mit kundiger Führung. Denn diese geht durch unglaublich schön bewachsene Höhen; keine üppige Fauna, eher alles karge, krautartige Pflanzen, aber von einem unbeschreiblich intensiven, würzigen Duft.

Der Blick vom Gipfel auf über 2.600 m Höhe ist einfach atemberaubend. Man sieht die ganzen Wüstenberge, den Mosesberg und das bei Sonnenaufgang. Unbedingt massenhaft Wasser mitnehmen (doppelt soviel, wie man vorher denkt zu brauchen) und dann bis zum ebenfalls umwerfenden Sonnenuntergang bleiben!


Die Wüste Sinai – facettenreich und überwältigend. (Bild: © Efim Chernov – shutterstock.com)


Andere Ausflugsziele sind das Wadi Warra und die grösste Düne des Sinai, die Haduda.

Ausserdem die Nawamis-Rundsteingräber, die vielen Felsen mit Nabatäergravuren und die Oase Ein Khudra. Dort wachsen Feigen- und Olivenbäume, alle möglichen hier unbekannten Früchte und ein bisschen Gemüse.

Es ist ganz genauso, wie man sich eine Oase aus 1001 Nacht vorstellt. Es leben viele Kinder hier, die sich über Kleidung und Seife etc. freuen. Wer ein Herz hat, kann einfach einen zusätzlichen Rucksack leichter Kinderkleidung auf dem Flohmarkt erwerben und mitnehmen. Spannende Ausflugsziele sind auch das Naturschutzgebiet Ras Abu Ghaloum und das Wadi Rasasa. Aber am besten fragt man die Menschen, die hier leben, nach den Orten und Dingen, die sie einem zeigen möchten – und lässt sich treiben!

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Artikelbild: Katsiuba Volha – shutterstock.com


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