Eine unvergessliche Wanderung von der Linner Linde zur Burg Schenkenberg

Seit über 10 Jahren organisiere und leite ich fast wöchentlich Wanderungen, die in alle Regionen der Schweiz oder ins benachbarte Ausland führen, meist Tagesausflüge ab Zürich. Von gemütlichen Flusswanderungen bis zu anspruchsvolleren Bergtouren war schon alles dabei. Immer auf der Suche nach interessanten Zielen wurde ich im Sommer auf einen Baum aufmerksam: die Linner Linde.

Die alte Dame steht im Kanton Aargau und durfte schon rund 800 Geburtstage feiern. Ich nahm mir vor, sie bald einmal zu besuchen, aber immer kam etwas dazwischen. Vergessen ging die Linde nicht, sie berichtet nämlich regelmässig auf Facebook aus ihrem Leben.

Vor rund einem Monat schrieb ich für unsere Partnerseite denkmalpflege-schweiz.ch über die Linner Linde und ihr Dorf und beschloss, nun endlich eine Halbtageswanderung in dieser Region auszuschreiben: Eine gemütliche Strecke von der Linner Linde mit Besichtigung von Linn, dem zweitkleinsten Aargauer Dorf, zur Burgruine Schenkenberg. Trotzdem dicker Nebel über dem Flachland angesagt war, traf sich an einem Samstagmittag Anfang November eine aufgestellte Gruppe, inklusive zwei Kindern und einem Vierbeiner. Am Bahnhof Brugg wartete schon der Linienbus, der uns zur Endstation „Linner Linde“ brachte. Bereits die Fahrt war herrlich, statt Nebel überraschte uns die Region Bözberg mit Sonne pur und einer überraschend schönen Landschaft. So viel unverbautes Land sieht man nicht mehr überall in der Schweiz.


Auf den Weg zur Linde. (© Sabine Itting)

Dann endlich durfte ich meine 800-jährige Facebook-Freundin kennenlernen und sie ist tatsächlich genauso schön wie auf den Fotos. Beeindruckend, welcher Gesundheit sie sich trotz ihres Alters zu erfreuen scheint. Linn sorgt gut für seine älteste Einwohnerin! Die Linner Linde ist als Kraftort bekannt und es war wirklich erstaunlich: Selbst jene meiner Kollegen, die bisher nie die Energie solcher Plätze spürten, wurden ganz ruhig und ehrfürchtig. Es ist schwer in Worte zu fassen … Ich kann Ihnen nur empfehlen, selbst diesen wundervollen Baum zu besuchen, sie werden verstehen, was ich meine! Sogar Labrador Bruno lag ehrfürchtig neben dem riesigen Stamm und wagte nicht, ihn zu markieren.


Die bunten Weinblätter leuchten wie angemalt in der Abendsonne. (© Sabine Itting)

Bevor wir uns schliesslich auf den Weg machten, um zur Burg Schenkenberg zu wandern, wollten wir zuerst noch Linn ansehen. Die Linde schreibt auf ihrer Webseite: „Das Dorf ist ein kleines Juwel.“ Schöner könnte man es wirklich nicht ausdrücken, es ist so idyllisch und wirkt so friedlich, dass ich am liebsten gleich da geblieben wäre. Die liebevoll gepflegten Bauernhäuser mit ihren Vorgärten scheinen aus einer anderen Welt zu sein. Dieses kleine Paradies ist kaum eine Stunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vom hektischen, überlaufenen Zürich entfernt! Meine Wanderkollegen kommen alle aus verschiedenen Ländern und für sie war es natürlich ein ganz besonderes Highlight, ausserhalb der Bergwelt ein Stück ursprüngliche Schweiz erleben zu dürfen.

Bleibt zu hoffen, dass dieses herzige Dorf noch sehr lange von Wiesen und Feldern umgeben sein wird und dort nicht auch, wie leider an zu vielen Schweizer Orten, bald Neubauten hingestellt werden! Auch auf der gesamten Wanderung blieben wir von Baukränen und Baustellen verschont. Neben der Linde stehen die Wanderwegweiser. Wer die Burgruine Schenkenberg besuchen möchte, folgt der Route „Linnerberg“. Auf den ersten Metern des Aufstieges blickten wir immer wieder zurück zur Linner Linde, bis sie schliesslich aus unserem Blickfeld entschwand. Nach nur rund 200 Höhenmeter bot sich eine andere prächtige Sicht: Von einem Aussichtspunkt hat man bei klarem Wetter, wie uns ein Wandersmann, den wir dort trafen, erklärte, eine traumhafte Sicht in die südlichen Alpen, vor allem wäre der Pilatus wunderschön zu sehen. Als wir da waren, lag jedoch Dunst über den Bergen.


Die imposante Burgruine (© Sabine Itting)

Der weitere Weg führte ohne Steigungen durch eine zauberhafte Herbstlandschaft. Natur pur, Indian Summer im Aargau. Und bald konnten wir bereits die Burgruine in der Ferne erkennen. Vorbei an ein paar schönen Bauernhöfen erreichten wir rasch den kurzen, steilen Weg hinauf zu Aargaus grösster Ruine. Die imposante Burgruine wurde sogleich von den Kindern in Beschlag genommen, welche die alten Gemäuer bis in die letzten Winkel erkundeten und mit Vierbeiner Bruno den riesigen „Abenteuerspielplatz“ in Beschlag nahmen. Kein Wunder, dass die Burgruine Schenkenberg als eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Region gilt. Die Aussicht ist wundervoll, und dass es einige Grillierstellen gibt, gefiel uns natürlich auch, wir hatten das gehofft.

Nach einem ausgiebigen Grillplausch verabschiedeten wir uns von den alten Gemäuern, wanderten Richtung Thalheim und wurden weiterhin von Aargau und der herbstlichen Natur um uns herum überrascht: Auf Weinreben waren wir hier gar nicht gefasst. Aber diese säumten tatsächlich einen Teil unseres Weges. Später erfuhren wir, dass Thalheim ein Weinbaudorf ist. Die bunten Weinblätter leuchten wie angemalt in der Abendsonne. Am liebsten hätten wir jedes einzelne fotografiert, aber unsere kleinen Wanderkollegen wurden langsam müde.

Wir kamen fast zur gleichen Zeit an der Bushaltestelle Thalheim an, wie unser Bus. Es war ein rundherum perfekter Tag!


Die Burgruine Schenkenberg als eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Region (© Sabine Itting)

Ich habe am nächsten Tag so viel positives Feedback von meiner Wandergruppe bekommen, dass ich beschloss, diesen wirklich empfehlenswerten Halbtagesausflug für Sie aufzuschreiben. Ein Kollege postete auf Facebook: „ Es war ein Tag wie Ferien.“ Eine Kollegin mailte mir: „Ich wusste nicht, dass Aargau so schön ist! Ich komme sehr gerne wieder mit, wenn Du etwas in dieser Region planst.“

Und ich plane bereits! Ich möchte die Linner Linde im Schnee sehen und natürlich auch später, wenn sie blüht … Sie sind herzlich eingeladen!

 

Oberstes Bild: © Sabine Itting

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