Im Reich der "Gottkönige" und Tempeltänzerinnen

Zu den bedeutendsten Zivilisationen des Mittelalters gehörten in Südostasien unzweifelhaft die angkorianischen „Gottkönige“ des Khmer Imperiums und die Herrscher von Bagan in Burma. So um die erste Jahrtausendwende nach unserer Zeitrechnung formierte sich die Zivilisation der Khmer zu einem militärisch und politisch bedeutenden Gegengewicht zu den Imperatoren von Bagan im Osten. Das Zentrum dieses Machtblockes befand sich in der zentralen Prunkstadt Angkor Wat in der Nähe des heutigen, kambodschanischen Städtchens Siem Reap. Dorthin zog es mich auf meiner persönlichen Reiseziel-Liste der Orte, welche ich unbedingt selbst erleben wollte.

Der Flug von der Schweiz nach Bangkok war etwas lang, aber ich fieberte dem asiatischen Kontinent mit viel Vorfreude entgegen. Nach dem rund 11-stündigen Flug in die riesige Stadt, die ich von früheren Trips her bereits sehr gut kannte, ging die Reise noch etwas weiter mit einem kleinen Zubringerflug auf den Airport bei Siem Reap und dieser Turboprop Flieger brauchte nochmals eine knappe Stunde.

Auf Expertenseiten im Internet erfuhr ich vorher, dass ein Überlandtransport zwar möglich, aber doch recht beschwerlich ist. Der kleine Provinzflughafen der Weltwunderstadt begrüsste ankommende Reisende sehr freundlich und die Einreiseformalitäten waren in Windeseile erledigt. Das freundliche Shuttlepersonal des gebuchten La Résidence d’Angkor Hotels wartete bereits vor dem Baggageclaim auf mich mit einem Namensschild in der Hand. Das La Résidence d’Angkor hatte livriertes Personal und die Lobby überraschte mich nach sehr kurzem Transfer mit einem Check-In in absoluter Rekordzeit.


La Résidence d’Angkor. (Bildquelle: www.residencedangkor.com)


Das La Résidence d’Angkor wird von der berühmten Orient-Express Gesellschaft geführt (eine Tochter der französischen SNCF) und es überraschte mich mit der gediegenen Innenausstattung eines Boutiquehotels der Oberklasse: Das Geld dafür war hier sehr gut angelegt, hier in dem schönen und nicht zu grossen Hotel würde ich mich sehr wohl fühlen können.

Der Kalender zeigte bereits Mitte Dezember und sehr gerne enfloh ich dem Schweizer Nachtfrost daheim. Hier war es sehr angenehm bei ungefähr 23° Celsius am Abend. Der Winter war die ideale Reisezeit mit den wenigsten Niederschlägen und die schwülheissen Monate ab April mit Luftfeuchtigkeiten in Saunaniveaus vermied ich gezielt und gerne.


TukTuk – eine praktische Reisekutsche. (Urheber: © Frank Schneidewind)


Ein gemütlicher Spaziergang durch die kleine Stadt am Fluss, verhalf mir zu den gewünschten Informationen zu Tempelbesichtigungen und den Transporten dorthin. An Stelle eines klimatisierten Luxustaxis, wählte ich ein lokales TukTuk als Reisekutsche. Das war vielleicht ein uriges Gefährt, denn als Antrieb diente ein gewöhnliches Kleinmoped, welches einen deichselbefestigten Anhänger zog. Auf diesem befand sich quer zur Fahrtrichtung ein bequemes Polstersofa und es war überdacht. Die Rundumsicht war unvergleichlich gut und mein Chauffeur Ieng sprach sogar etwas Englisch.

Ich mietete seinen Service zunächst für den folgenden Tag, wegen seiner Ortskenntnis, umsichtigen Fahrweise und freundlichen Manieren, sollte er aber mein Begleiter an jedem Tag meines Urlaubs werden.

Das Fahren im TukTuksofa ist echt megakomfortabel, in gemütlichem Velospeed geht es vorbei an Teilen von Siem Reap und durch Farmlandschaft zu dem Tempelbereich. Ich löste am Schalter für 50 US-$ eine 3-Tageskarte für mich, das sparte etwas Geld im Vergleich mit den Tagestickets zu je 20 US-$. Der amerikanische Dollar ist hier im Lande die De-facto-Währung, lediglich als Wechselgeld oder für Kleineinkäufe werden kambodschanische Riels benutzt. Münzen gibt es keine.


Angkor. (Urheber: © Frank Schneidewind)


Der imposante Angkor Wat bot sich meinen Augen und der mitgeführten Kamera als erstes dar. Ein riesiger Tempelbau mit monumentalen Ausmassen. Ieng parkierte das Gefährt im Eingangsbereich und erstmalig benutzte ich den gestern Abend noch schnell auf dem Psar Thmey Markt gekauften Tempelführer. Daher war mir bekannt, dass der „Gottkönig“ Yasovarman I hier seine Hauptstadt namens Yasodharapura im Jahre 899 A.D. errichtete.

Interessante Statuen und grossflächige Wandreliefs aus den Blütejahren Angkors (ca. 1140 bis 1390) gab es zu besichtigen, riesiege Bewässerungsanlagen wurden hier von den Baumeistern erschaffen und die Tempel selbst stellten alles in den Schatten, was ich bisher selber erleben durfte. Die Terasse des Leprakönigs, der benachbarte Angkor Thom (Bayon) mit seinen beeindruckenden Steingesichtern, welche das immer lächelnde Antlitz des Erbauers Jayavarman VII in jede Richtung blickend zeigten.


Angkor. (Urheber: © Frank Schneidewind)


Am zweiten Tag vor Ort ging es nach Ta Prom, der ebenfalls zur Phase des Jayavarman VII gerechnet wird. Gigantische Würgefeigen mit imposanten Wurzeln scheinen hier den Kampf der Zeit gegen von Menschen Gebautes noch nicht aufgegeben zu haben und zu gewinnen. Hier wurden etliche Hollywoodfilme gedreht, der bekannteste davon war wohl im Jahre 2001 Tomb Raider mit Angelina Jolie.

Ta Prom. (Urheber: © Frank Schneidewind)


Am dritten Tag war ich dann ein wenig tempelmüde, zu beeindruckend waren die Erlebnisse der Vortage. Ieng fuhr mich an den westlich gelegenen Tonle Sap See und hier besichtigte ich das Dorf auf dem Wasser und genoss den ganzen Nachmittag in einer Hängematte eines kultigen Seerestaurants.

Tag vier hatte dann wieder einen abgelegeneren Tempel zum Besichtigungsgegenstand, es ging nach Banteay Srey, dem Tempel der Königsfrauen. Im Gegensatz zu den gräulichen Farbtönen der zuvor besuchten Ruinen, bot sich mir hier ein rosa, rostbraun und rötlich wirkendes Baumaterial. Wunderschön war diese Anlage und man fühlte sich in ihrem Inneren wie auf einer Zeitreise befindlich.


Banteay Srey. (Urheber: © Frank Schneidewind)


Das 3-Tagesticket war nun aufgebraucht, aber nach einem weiteren Tag am See rückte der Abflugstag bereits in greifbare Nähe. Für den sechsten Tag gönnte ich mir noch ein Eintagesticket und eine kurze Reise im Fesselballon über die Hauptanlage des Angkor Wats als Höhepunkt. Ich blieb bis zum Sonnenuntergang dort zwecks Erinnerungsfotos für später und freute mich auf die angekündigte Veranstaltung im Hotel mit festlichem Bankett und den unvergleichlich bezaubernden Apsara Tänzerinnen.

Die Woche verflog (wie fast immer im Urlaub) viel zu schnell, denn nach einem letzten Ruhetag mit viel Sonnenschein tanken am Hotelpool und einem Besuch im Landminenmuseum trat ich dann am achten Tag den Heimflug an. Den Koffer voller Souvenirs und den Kopf voller schöner Eindrücke, freute ich mit bereits auf meine Freunde und Familie, denen ich viel zu zeigen und von meiner Fernreise zu erzählen hatte.

 

Oberstes Bild: Angkor Wat. (Urheber: © Frank Schneidewind)[vc_text_separator title=“Hier liegt dieses Reiseziel“ title_align=“separator_align_center“]
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