Das schöne Sardinien, Teil 2: Da wo die vier Winde wohnen
VON Natalia Muler Alle Länder Europa
Nein, auf einer Insel zu sein ist wie die Ehe: Sobald der erste Reiz vorbei ist, langweilt man sich entweder schnell und hält Ausschau nach naheliegenden Inseln oder sogar nach Fluchtgelegenheiten, oder man wendet sich der Insel ganz und gar zu und wird durch tägliche Entdeckungsfreuden belohnt, bis man sich am Schluss mehr verliebt fühlt als am Anfang.
Es scheint, du kennst jeden Winkel, und doch entdeckst du jeden Tag etwas Neues; du hast die Farben, die Gerüche so tief ins Herz geschlossen, dass sie ein Teil von dir selbst geworden sind, und dass du hier auf dieser Insel für immer bleiben willst.
Das ist die Erfahrung, die viele Menschen auf Sardinien machen. Die Einwohner selbst sind unerschütterlich davon überzeugt, dass es keinen besseren Ort auf der ganzen Welt gibt und die Gäste, die für sich das wahre Wesen der Insel, und nicht nur die weissen Strände und das warme Wasser, entdeckt haben, kommen gewöhnlich wieder und wieder.Dies ist ein Bericht über die Insel Sardinien in mehreren Teilen. Hier das Inhaltsverzeichnis:
1. Teil: Das schöne Sardinien: Auf der Suche nach dem verlorenen Atlantis
2. Teil: Das schöne Sardinien: Da wo die vier Winde wohnen
3. Teil: Das schöne Sardinien: Agriturismo in Sardinien – in der Ruhe liegt die Kraft
Sardinien wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eine Ferienadresse entdeckt. Viel hat dazu der englische Schriftsteller D.H. Lawrence beigetragen. Die bei ihm diagnostizierte Tuberkulose trieb ihn nach Süden. Im milden mediterranen Klima Italiens ist dann sein Reisebuch „See and Sardinia“ entstanden.
In seinem Werk beschreibt er eine Insel, die ausserhalb des Zeitgeschehens geblieben zu sein scheint. Alles hier hat eigenen Rhythmus, der keine grossartigen Änderungen zulässt – der Liebreiz der Natur, die von allen vier Winden umwehte Landschaft, die Ebben und Fluten des Meeres, die atemberaubenden Sonnenaufgänge und –untergänge, der geradlinige und unverstellte Charakter der Menschen, der Geschmack der typischen, mit viel Liebe zubereiteten und nach aromatischen Kräutern riechenden sardischen Speisen.
Viele Kulturen und Zivilisationen haben sich Sardinien zu eigen gemacht: Phöniker, Karthager, Römer, Araber, Byzantiner, Spanier und letztendlich auch Italiener. Doch obwohl sie zahlreiche Spuren auf der Insel hinterliessen, ist der wahre Kern, die Authentizität Sardiniens unberührt geblieben.
Formell gehört Sardinien seit 1868 zu Italien. Die offizielle Sprache ist logischerweise Italienisch, jedoch sprechen die Sarder auf „limba sarda“ – einer Sprache, die phonetisch und grammatikalisch dem Latein noch sehr nahe steht, aber auch viele Elemente der spanischen, katalanischen und baskischen Sprachen beinhaltet.
Nach D.H. Lawerence haben sich mehr und mehr Reisende für die „vergessene Insel, verloren zwischen Europa und Afrika“ interessiert. Als der in der Schweiz geborene Millionär Karim Aga Khan für sich die Costa Smeralda entdeckt hatte, verwandelte sich Sardinien mehr und mehr in eine der feinsten Urlaubsadressen im Mittelmehrraum.
Neben der süchtig machenden Natur mangelt es auf Sardinen nicht an Sehenswürdigkeiten: Die beindruckende Kirche San Francesco in Alghero und die schöne Santissima Trinita in Saccargia, das faszinierende Dünengebiet an der Costa Verde, die Nuraghenanlage Su Nuraxi bei Barùmini, die geheimnisvollen Grotten Grotta de Su Marmori und Grotta di Nettuno, die schönen fast karibikähnlichen Badestrände an der Costa del Sud, der Ausblick vom Monte Ortobene bei Nùoro, die Gigantengräber von Li Lolghi und von Coddu`Ecchju, die an Spielzeug erinnernde Eisenbahn Trenino Verde, der Sonnenuntergang auf Capo Testa, der rote Felsen von Abatax, die Befestigungsanlage San Remy in Cagliari, die verlassene Bergwerkstadt Montevecchio und die Wandmalerien von Orgosolo, „murales“ genannt, die sogar mit „Guernica“ von Pablo Picasso verglichen wurden.
Auch die Sportbegeisterten werden auf Sardinien voll auf ihre Kosten kommen. An Wind mangelt es auf den Küsten von Sardinien nicht, was die Insel zu einem beliebten Reiseziel für Segler und Surfer macht. Die schönen Tauchgründe locken viele Taucher auf die italienische Insel. Die Unterwasserlandschaft von Capo Testa zählt zu den zehn besten Tauchgründen der Welt. Aber nicht nur zu Wasser, auch zu Land finden die Sportfreaks zu jeder Jahreszeit ein ins Schwitzen bringendes Angebot: Freeclimbing für die Mutigen, Touren mit dem Fahrrad, Rennrad oder Mountainbike und Reiten für die die Weite Liebenden, Wandern, Golf, Gleitschirmfliegen und vieles mehr.
Doch diejenigen, die den wahren Charakter Sardiniens kennenlernen wollen, sollten die Wege gehen, die abseits vom wirbelnden touristischen Angebot führen. Nur in der Stille und Langsamkeit zeigen sich in ihrer ganzen Schönheit die herbe windumwehte Landschaft, die wilde Natur, die geheimnisvollen Nuraghen, die herzliche aber nur karg zum Ausdruck gebrachte Gastfreundschaft der Sarder, all das, was sich nur mit einem Wort beschreiben lässt – echt. Um all das zu entdecken, musst du aber auch echt sein …
Oberes Bild: Baum in Sardinien (Bild: Arcalino, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.com/maps?q=Sardinia,+Italia&hl=es&ie=UTF8&sll=37.0625,-95.677068&sspn=54.533615,79.013672&oq=sardinia&hnear=Cerde%C3%B1a,+Italia&t=m&z=8″ size=“350″]