Der Nationalpark Bükk - in Ungarns Bergwelt

Wenn von Ungarn die Rede ist, verbinden sich damit fast wie von selbst Vorstellungen von weiten Ebenen und Puszta-Flächen oder man denkt an die Metropole Budapest und die Donau. Die Landschaften des mittelosteuropäischen Landes sind aber vielfältiger. 

Dies merkt man zum Beispiel bei einem Besuch im Nationalpark Bükk. Das Bükk-Gebirge liegt im Nordosten des Landes, die benachbarte Slowakei ist von hier aus noch rund fünfzig Kilometer entfernt. In der Region sind die höchsten Berge Ungarns zu finden.

Das grösste Waldgebirge Ungarns

Für Schweizer Verhältnisse mögen sich die Gipfel des Bükk bescheiden ausnehmen. Die höchste Spitze, der Kettős-bérc, erreicht mal gerade gut 960 Meter. Es handelt sich noch nicht einmal um Ungarns höchsten Gipfel, dieses Vorrecht gebührt dem knapp über 1.000 Meter hohen Kékes im nahen Mátra-Gebirge. Immerhin erreichen mehr als zwanzig Berge in der Bükk-Region über 900 Meter, was für Ungarn eine einmalige Konzentration darstellt. Es handelt sich um eine Mittelgebirgs-Landschaft.


Auch die Waldflächen des Nationalparks sind im ungarischen Vergleich einmalig. (Bild: © CoolR – shutterstock.com)

Einmalig im ungarischen Vergleich sind auch die Waldflächen des Nationalparks. Mit einer Gesamtfläche von rund tausend Quadratkilometern handelt es sich um das mit Abstand ausgedehnteste Waldgebiet Ungarns. Der eigentliche Nationalpark ist kleiner und umfasst eine Fläche von etwa 430 Quadratkilometern.

Die Bezeichnung „Bükk“ weist dabei auf den charakteristischen Baumbewuchs hin, denn der Name leitet sich aus dem ungarischen Wort für Buche ab. Buchenwälder sind für die ganze Gegend typisch. Laubbäume und -wälder prägen das Gesicht des Bükk-Gebirges.

Es ist eine wildromantische Landschaft mit tief eingeschnittenen Bergtälern, Schluchten, steilen Bergwänden und Hängen. Zu den Besonderheiten des Gebirges gehört eine vierzig Quadratkilometer grosse, von Bergwiesen bestimmte Hochebene, die weitgehend abgeschlossen ist und sich von der übrigen Landschaft deutlich abhebt.


Lillafüred vom Szeleta-Gipfel aus (Bild: Rodrigo, Miskolc, 2006, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Ein Land der Höhlen

Das Gestein des Bükk-Gebirges setzt sich originär aus Kalkstein, Dolomit, Sandstein und zum Teil auch Schiefer zusammen. Später kamen weitere Ablagerungen durch vulkanische Aktivitäten hinzu. Das ganze Gebiet gilt als ein ausgesprochen reiches Wasserreservoir.

Das Wasser bahnt sich durch zahllose Spalten und Ritzen im Gestein aus den höheren Teilen einen Weg in die Täler, wo es oft als Quelle zutage tritt. Das weiche Kalkgestein bietet dabei sehr gute Voraussetzungen zur Bildung von Höhlen. Im Bereich des Bükk-Gebirges soll es insgesamt über tausend Höhlen geben, einige davon gehören zu den grössten Ungarns. In manchen wurden sogar menschliche Spuren aus der Steinzeit gefunden.

Es ist eine wenig besiedelte Region. Die grössten urbanen Zentren sind die beiden Städte Eger und Miskolc. Beide liegen am Rande des Gebirges, Eger am westlichen, Miskolc am östlichen. Besonders reizvoll ist Eger.

Die Stadt befindet sich im Zentrum eines bekannten Weinanbau-Gebietes. Der von hier stammende Rotwein Erlauer Stierblut ist ein ungarischer Exportschlager. Die Kathedrale von Eger ist nach der in Esztergom die zweitgrösste Ungarns. Die Altstadt mit ihren zahlreichen Kirchen gilt als Juwel des Barock, wie ein seltsamer Kontrast dazu wirkt das Minarett der Kethuda-Moschee, die einst die nördlichste Moschee des Osmanischen Reiches war und an die türkische Herrschaft und den Einfluss des Islam im Land erinnert.


Eger, Ungarn (Bild: szitko – shutterstock.com)

Ein Wandergebiet par excellence

Die kleinen Dörfer und Orte innerhalb des engeren Nationalpark-Bereichs haben sich ganz auf Fremdenverkehr eingestellt. Das Bükk-Gebirge ist ein beliebtes Wandergebiet. Es gibt ein sehr gut ausgebautes Wanderwege-Netz. Natur- und Lehrpfade bieten ausgiebig Gelegenheit, die vielfältige Flora und Fauna der Region kennenzulernen. Sie ist besonders reichhaltig.

Die Geschlossenheit des Gebietes bietet einen idealen Lebensraum für viele Arten, die woanders nur noch selten anzutreffen sind. Vor allem zahlreiche Insekten, Schmetterlinge und Vogelarten finden hier hervorragende Lebensbedingungen.

Die schönsten Ferienzeiten sind das Frühjahr, wenn die Buchen sich im ersten zarten Grün zeigen, und der Herbst, der Wanderern eine ungarische Version des „Indian Summer“ mit bunten Laubblättern bietet. Es gibt sogar Skipisten. Sie liegen im Bereich der Ski-Station Bankut auf der Hochebene. Der Skisport hat an diesem Ort eine lange Tradition, die man hier nicht unbedingt vermuten würde.

Höhlenwanderungen sind natürlich ein besonderes Highlight im Bükk-Gebirge. Gelegenheit dazu gibt es reichlich. Zwei der schönsten Höhlen liegen im Luftkurort Lillafüred, der zu den Ausläufern von Miskolc gehört. Die Szent István-Höhle ist Ungarns beeindruckendste und tiefste Tropfsteinhöhle und kann auf einer Länge von fast 900 Metern begangen werden.

Ihr Klima soll heilsame Wirkung haben. Die Anna-Höhle im gleichen Ort wird wegen ihrer wohlgeformten Kalksteinsäle ebenfalls gerne besucht. Zu den Sehenswürdigkeiten Lillafüreds gehört der pompöse Bau des früheren Lake Palace Hotels, eines typischen Luxus-Hotels der 1920er Jahre, das malerisch im Umfeld eines kleinen Sees mit dem grössten Wasserfall Ungarns erbaut wurde.

Alte Abteien inmitten der Waldeinsamkeit

Eine Attraktion sind die historischen Schmalspurbahnen wie die Waldbahn Lillafüred. Die Bahnen wurden ursprünglich für die Wald- und Holzwirtschaft angelegt und dienen heute touristischen Zwecken.

Eine Fahrt ist eine besonders reizvolle Gelegenheit, die Naturschönheiten der Gegend zu entdecken.  Zu den schönsten baulichen Sehenswürdigkeiten im Gebirge zählt die alte Zisterzienser-Abtei von Bélapátfalva. Die noch vollständig erhaltene Klosterkirche und die Ruinen der Klosterbauten bilden das bedeutendste Zeugnis des Wirkens der Zisterzienser in Ungarn. Die Mauern der Abtei stammen aus dem 13. Jahrhundert.



Nur noch Ruinen sind dagegen von dem ehemaligen Pauliner-Kloster nahe des Dörfchens Ómassa erhalten. Der Pauliner-Orden wurde ursprünglich in Ungarn als Eremiten-Vereinigung gegründet. Die Waldeinsamkeit des Bükk-Gebirges bot den Mönchen einen hervorragenden Platz für eine Ordensniederlassung. Heute fügen sich die Ruinen malerisch in die umgebende Waldlandschaft ein und verleihen dem Ort eine mystische Atmosphäre.

Ein Besuch im Bükk-Gebirge bietet die Chance, eine ganz andere Seite von Ungarn zu entdecken, die bei uns nahezu unbekannt ist. Die Waldgebiete sind Natur pur und gelten als „grüne Lunge“ Ungarns. Dabei liegt die Region keineswegs abgeschieden. Miskolc ist die viertgrösste Stadt des Landes und von Budapest aus ist das Berggebiet in etwa eineinhalb Stunden mit dem Auto zu erreichen.

 

Artikelbild: © Fesus Robert – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem grossen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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