Die Heilkraft des Meeres nutzen: Thalasso auf Norderney

In den Wintermonaten zieht es Urlauber aus der Schweiz meist in wärmere Gefilde wie die Karibik oder Südostasien.

Dabei wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Wellness-Urlaub an der deutschen Nordseeküste: Das gesunde Reizklima der salzhaltigen Luft ist in der kalten Jahreszeit noch wirkungsvoller als im Sommer und in den Ferienorten auf den Nordseeinseln ist es herrlich ruhig in der Nebensaison. Ideal für lange Spaziergänge am Strand ohne kreischende Kinder oder dumpfe Bässe, die aus den nahegelegenen Beachbars dröhnen.

Deutschlands ältestes Nordseeheilbad: Norderney

Die deutsche Nordseeküste lässt sich grob in Ostfriesland mit den ostfriesischen Inseln und Nordfriesland mit den nordfriesischen Inseln einteilen, von denen Sylt die wohl bekannteste Insel ist. In vielen Badeorten entlang der Küste und auf den Inseln gibt es heute Kureinrichtungen, Thermalbäder und Wellnesshotels, sodass Urlauber die Qual der der Wahl haben.

Besonders empfehlenswert in den Wintermonaten ist die Insel Norderney, die sich zugleich als ältestes Heilbad der deutschen Nordsee bezeichnen darf. Hier nahm der deutsche Badetourismus im Jahr 1797 seinen Anfang, als Norderney zur ersten „königlich-preussischen Seebadeanstalt“ des damaligen Preussens erklärt wurde. Heute setzt die Insel vor allem auf Thalasso, die uralte Heilkunde, die sich die Kraft des Meeres zunutze macht.


Das Norderney-Wahrzeichen Bake. (Bild: © cobalt/istock.com)

Was genau ist Thalasso?

Das Wort leitet sich vom altgriechischen Wort „thálassa“ ab und bedeutet „Meer“, denn schon die alten Griechen hatten erkannt, dass frische Meeresluft, Salzwasser und Schlick ideal waren, um ihre Gesundheit zu fördern. Viele hundert Jahre später entdeckte der englische Arzt Richard Russell das Wissen der alten Griechen im Seebad Brighton für sich und behandelte ab 1750 Patienten mit vergrösserten Lymphknoten erfolgreich mit Meerwasser. Zur gleichen Zeit kam der „Urlaub am Meer“ in Mode und so strömten immer mehr wohlhabende Londoner nach Brighton, um die Meerwassertherapie von Russell auszuprobieren.

Von England gelangte die Thalassotherapie zunächst nach Frankreich und breitete sich über den gesamten europäischen Kontinent aus. Neben Russells ursprünglichem Rezept – dem Trinken von Meerwasser – wurden viele weitere Behandlungsmethoden entwickelt. So gehört ein einfacher Spaziergang an der salzhaltigen Meeresluft ebenso zum Thalasso wie aufwendige Körperpackungen mit Algen, Heilschlamm oder Schlick. Eingesetzt wird die Thalassotherapie heute nicht mehr nur für Atemwegserkrankungen, sondern auch für rheumatische Beschwerden und Hautkrankheiten. Daneben nutzen viele Menschen Thalasso auch einfach nur, um Verspannungen, z.B. durch den stressigen Arbeitsalltag, zu lindern und ihrer Haut etwas Gutes zu tun.

Warum nach Norderney?

In Deutschland hatten die Mediziner Christoph Wilhelm Hufeland und Georg Christoph Lichtenberg im späten 18. Jahrhundert die neue Therapie von Richard Russell in Brighton aufmerksam verfolgt und wollten diese auch an der Nordsee einführen. Auf der Insel Norderney zeigte man sich von der Idee begeistert – und so entstand das erste deutsche Nordseeheilbad, das am 1. Mai 1800 feierlich eröffnet wurde. Dabei mussten die ersten gutbetuchten Kurgäste noch in mitgebrachten Zelten schlafen, denn die Unterkünfte waren noch nicht fertig. Heute ist dies kein Problem mehr, denn für die über 400.000 Gäste im Jahr stehen heute zahllose Hotels und Ferienwohnungen bereit.

Neben den Kureinrichtungen und Kliniken für behandlungsdürftige Kranke bietet Norderney mit dem bade:haus das grösste Thalasso-Zentrum Deutschlands, das u.a. mit dem Deutschen Tourismuspreis und dem European Destinations of Excellence-Preis ausgezeichnet wurde. Als erste Wellnesseinrichtung in Europa überhaupt wurde das bade:haus ausserdem mit dem Gütesiegel „Thalasso & SPA – Premium SPA selection“ ausgezeichnet. Tagesgäste können unterschiedliche Tagesarrangements mit Thalasso-Behandlungen buchen, darunter Meerwasserbäder, Massagen und Packungen – herrlich nach einem morgendlichen Spaziergang in der steifen Brise am Strand!


Die Natur am Wattenmeer erleben. (Bild: © AndreasWeber/istock.com)

Die Anreise nach Norderney

Aus der Schweiz gestaltet sich die Anreise nach Norderney sehr einfach: Wer mit dem Auto kommt, fährt zum Beispiel von Basel durch den Schwarzwald oder aus der Ost-Schweiz kommend über Stuttgart und folgt dann der A61 und A31 immer gen Norden – und dies sprichwörtlich, denn der letzte grössere Ort auf dem Festland heisst Norden. Autofahrer können ihre Autos hier in speziellen Garagen parken oder mit auf die Insel nehmen. Hier ist jedoch nur die Anfahrt zum Hotel zum Aus- und Einladen erlaubt, ehe das Auto für die Dauer des Aufenthaltes auf einem kostenlosen Parkplatz geparkt werden muss.

Bequemer ist die Anreise mit dem Flugzeug, zum Beispiel von Zürich nach Bremen oder Hamburg. So lässt sich auch ein Zwischenstopp einlegen, um diese beiden schönen Hansestädte mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten zu erkunden, ehe es mit der Bahn weiter auf die Insel geht. Von Hamburg aus besteht die Möglichkeit, mit dem „AirTaxi“ von Air Hamburg direkt auf den kleinen Flugplatz von Norderney zu fliegen – allerdings muss dazu das Flugzeug zu entsprechenden Preisen gechartert werden.

Was Norderney noch alles bietet

Auch wenn die Erholung beim Thalasso im Mittelpunkt steht, gibt es für Besucher auf Norderney noch eine ganze Menge mehr zu sehen und zu tun. Ein Muss ist eine Wanderung durch das Wattenmeer, das von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Im Nationalpark-Haus Norderney werden fast täglich geführte Touren angeboten. Auf keinen Fall sollten Touristen auf eigene Faust bei Ebbe hinausziehen, denn so mancher wurde schon unangenehm von der Flut überrascht und musste von der Seenotrettung abgeholt werden, weil der Rückweg versperrt war.

Hier stellt sich das Weltnaturerbe Wattenmeer mit einem kleinem Film vor.

Mehr über die Insel Norderney selbst erfahren Gäste im Fischerhausmuseum, während das 2007 eröffnete bade-museum die Entwicklung des Nordseeheilbades von den ersten Gästen im Jahr 1800 bis heute schildert. Sehenswert ist auch das kleine Museum der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, das die Geschichte der Seenotrettung an der Nordseeküste schildert.


Sanft entspannen mit Thalasso. (Bild: © diego_cervo/istock.com)

Erinnerungen an Kaisers Zeiten und Napoleon

An die grosse Zeit von Norderney, als sich der europäische Hochadel auf der Insel tummelte, erinnern die vornehmen Bauten im Zentrum der Inselhauptstadt. Im 1822 erbauten Conversationshaus sind heute u.a. die Touristeninformation, die Stadtbücherei und ein Spielcasino untergebracht, während im schmucken Kurtheater Gastspiele vom Festland zu sehen sind sowie einzelne Konzerte und Lesungen. Weitere Sehenswürdigkeiten sind u.a. die Inselwindmühle aus dem Jahr 1862, das Kaiserliche Postamt von 1892 und die sogenannte Napoleonschanze: Als Norderney 1811 von Napoleons Truppen besetzt wurde, errichteten die Franzosen einen Wall, von dem aus sie das Seehandelsverbot mit den verfeindeten Engländern durchsetzen und den fleissigen deutschen Schmugglern das Handwerk legen wollten.

Das Wahrzeichen von Norderney ist die 13 Meter hohe Bake am Norderney Kap östlich des Stadtzentrums, die früher den Schiffen bei Nacht den Weg weisen sollte. 1872 wurde sie durch den 60 Meter hohen Leuchtturm ersetzt, der wiederum auf einer zehn Meter hohen Düne steht. Von April bis Oktober können Besucher auf den Leuchtturm hinaufsteigen und die traumhafte Sicht über Norderney und die Nachbarinseln bis in die Niederlande geniessen.

 

Oberstes Bild: Strand von Norderney/© MichaelUtech/istock.com

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