Die Insel Hydra – wo Autos unerwünscht sind

Gerade für die Sommerferien gibt es klassische Reiseziele wie Italien oder Spanien. Doch auch Griechenland weiss seine Gäste zu überzeugen. Diesmal sollte mich meine Reise zu den Saronischen Inseln führen – neben Spetses und Poros hatte es mir da vor allem die Insel Hydra angetan.

Im griechischen Freiheitskampf bedeutende Rolle

Klein und versteckt liegen die Saronischen Inseln vor der Küste Griechenlands. Sie sind nicht nur wunderschön und sagenumwoben, sondern spielten auch im griechischen Freiheitskampf eine wichtige Rolle. Vor allem Hydra war hier von Bedeutung, was sich allein schon aus ihrem Anblick ergab. Denn wer von Osten aus Hermione kommt, der blickt fasziniert auf steile Felswände und schroffe Klippen. Dass hier ein beliebtes Ferienziel versteckt ist, mag man kaum glauben.

Die Überfahrt mit dem Motorboot dauert gefühlsmässig lange, doch plötzlich eröffnen sich einem die Klippen des Landesinneren wie ein riesiges Amphitheater. So reihen sich die weissen Häuser von Chora nach oben wie Sitzreihen in einem Theater und sind dabei alle in Richtung des Hafens und des Meeres ausgerichtet. Es ist vor allem der Hafen, der seit jeher eine traumhafte Kulisse bietet.


Die Stadt Hydra auf der gleichnamigen Insel (Bild: Herbert Ortner, Wikimedia, GNU)


Keine Strassen und Autos auf der ganzen Insel

Ich betrete die Inselgruppe und suche mir eine Unterkunft für die nächsten paar Tage. So wird mir auch schnell bewusst, dass es auf Hydra offenbar weder Strassen noch Autos gibt. Die Hydrioten sind ein lebensbejahendes, freundliches Volk, dessen Existenz weitgehend vom Wasser abhängt. Denn alles, was hier zum Leben benötigt wird, kommt übers Meer. Dabei sind die Transportmittel gleich und doch immer anders, gibt es hier doch Trinkwasserschiffe ebenso wie Taxiboote für die Touristen oder grosse Frachter, die vor Anker gehen und Getreide und sonstige Lebensmittel auf die Insel laden.

Ich frage mich, wie der Weitertransport auf der Insel vor sich gehen soll. Doch da sehe ich auch schon die grauen, geduldigen Tiere, die mit schweren Lasten beladen sind. Die Rede ist von Eseln und Maultieren, die im Hafen tatsächlich alles auf den Rücken gepackt bekommen, was benötigt wird. Denn Lasten können auf den engen Gassen, die noch dazu meist steil bergauf gehen, nur von den Tieren optimal transportiert werden.


Hydra – keine Autos auf der ganzen Insel (Bild: Mätes II, Wikimedia, GNU)


Ehemals blühende Stadt, heute kleines Fischerörtchen

Ich sehe mich im Dorf um und stelle fest, dass alles irgendwie klein und putzig wirkt. Doch das war nicht immer so, denn im 18. Jahrhundert standen hier die Mauern einer imposanten Stadt mit 30′000 Einwohnern. Es war die Zeit, als Griechenland nach Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich strebte. Es war auch die Zeit, als die bekannteste Bewohnerin Hydras Geschichte schrieb. Gemeint ist Bouboulina, die erste weibliche Admiralin Griechenlands. Sie wuchs auf der Nachbarinsel Spetses auf und begann im Alter von 40 Jahren, eine eigene Flotte aufzubauen. Das Flaggschiff mit Namen Agamemnon hisste am 13. März 1821 das erste Mal die Fahne des griechischen Aufstandes. Bouboulina beteiligte sich erfolgreich am Befreiungskampf der Griechen, wodurch sie bald Megali Kyra genannt wurde – grosse Dame.


Hydra – ehemals blühende Stadt, heute kleines Fischerörtchen. (Bild: Jon Corelis, Wikimedia, CC)


Nach dem Aufstieg folgte der Niedergang

Doch so schnell Hydra wirtschaftlich und sozial aufgestiegen war, so rasch ging es auch bald wieder bergab. Auslöser war die Verlagerung der Handelswege und vor allem die ungünstige geografische Situation auf der Insel. Um die Jahrhundertwende galt Hydra als nahezu entvölkert, wodurch auch die Stadt verfiel.


Skulptur auf der Insel Hydra, gewidmet dem in Jahre 1957 erschienenen Film „Boy on a Dolphin“ (Bild: Evlahos, Wikimedia, CC)


In den 1950er- und 1960er-Jahren kamen dann der Tourismus und die reichen Athener, die hier ihre Häuser für die Ferien errichteten. Auch Künstler gelangten auf die Insel und verliehen der Region ein ganz besonderes Flair, das bis heute zu spüren ist. Zahlreiche Hotels, Galerien und Tavernen ebenso wie der ganz besondere Charme einer Region ohne Autoverkehr machten es möglich, dass sich Hydra über die Grenzen des Landes hinaus einen Namen machte und sich als Touristenziel etablieren konnte. Mittlerweile ist die Insel zwar bekannt, doch aufgrund ihrer geringen Optionen in Bezug auf Sightseeing oder Aktivurlaub durchaus noch als Geheimtipp einzuschätzen.

Richtig viel zu sehen oder zu entdecken gibt es nicht, doch ich sitze im Hafencafé und geniesse meinen Aufenthalt dennoch. Von hier aus kann ich die Konvois der Esel, die mit frischem Gemüse oder Matratzen für die neuen Hotels beladen sind, beobachten und folge ihrem Weg bis ins Gewirr der engen Gassen. Einziges Ausflugsziel, das man hier gesehen haben sollte, ist der alte Wachturm, der den mühseligen Aufstieg mit einem einzigartigen Blick übers Meer oder aber hinunter ins Amphitheater von Chora belohnt. Über den roten Dächern verschwindet abends der Feuerball der Sonne im Ozean, was einen äusserst reizvollen Anblick ergibt.

 

Oberstes Bild: Hydra bietet seinen Gästen eine spektakuläre Ansicht und Aussicht. (© Bob Steiner, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Hydra,+Idra,+Nisi,+Griechenland&hl=de&sll=51.151786,10.415039&sspn=11.074904,19.753418&oq=Hydra&hnear=Hydra&t=m&z=12″ size=“350″]

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