Fastnacht in der Schweiz – Brauchtum mit langer Tradition

So unterschiedlich wie die Bezeichnungen Fasching, Fastnacht, Fasnet oder Karneval ist auch die Gestaltung der „Tollen Tage“ im Detail. Wer sich für altes Brauchtum und Maskenumzüge der besonderen Art interessiert, sollte sich die Fastnacht in der Schweiz nicht entgehen lassen. In Basel werden diese Tage auf eine ganz eigene Art und Weise gefeiert.

Die Alte Fastnacht in Basel

Seit dem 16. Jahrhundert feiert Basel die Alte Fastnacht. Dieses Fest hebt sich schon rein datumsmässig davon ab, wie man normalerweise den Karneval kennt. Der Termin liegt nämlich auf dem Montag nach Aschermittwoch! Die Veranstaltung wirkt auf den ersten Blick eher ernst und verläuft nach strikten Regeln.

Den Auftakt bildet ein Musikzug, der sich bei völliger Dunkelheit in Bewegung setzt. Um vier Uhr morgens ziehen Musikanten durch die Stadt. An der Spitze des Zuges findet man Trommler und Flötisten, ausgestattet mit der kleinen Variante, der sogenannten Piccoloflöte. Mit Bezeichnungen in Basler-Dytsch sind die weiteren Musikanten versehen: Im Zug sind zum Beispiel „Alti Dante“, „Muggedätscher“ und „Waggis“ mit von der Partie.


Basler Fasnacht 2013 (Bild: דוד שי, Wikimedia, CC)


Einzigartig ist das Musikstück, das zu diesem Anlass, und nur zu diesem, gespielt wird: Der Morgenstreich-Marsch kommt nur an diesem bestimmten Tag zur Aufführung. Der Marsch setzt einen besonderen Schritt voraus, er wird in einem wiegenden Gang zurückgelegt. Man sagt, dass nur die Basler in der Lage seien, diesen Wiegeschritt vorzunehmen.

Das Schauspiel wird von optischen Eindrücken begleitet. Es gibt themenbezogene Laternen, die eine Höhe bis zu vier Metern haben können. Sie sind in bunten Farben gestaltet und stellen einen Bezug zur Politik her. Die Verbindung des Karnevals mit politischen Aspekten, häufig kabarettistisch interpretiert, hat ja in vielen Ländern und Regionen Tradition, so auch in Basel.


Basler Fasnacht – der Morgenstreich-Marsch (Bild: Claude TRUONG-NGOC, Wikimedia, CC)


Zum streng-korrekten Ablauf gehört, dass sich die Besucher den Masken und Laternen gegenüber gebührend respektvoll verhalten. Nichts darf angefasst werden, das Fotografieren mit Blitzlicht sollte unterbleiben. Das Blitzlichtverbot hat einen Grund, denn die maskierten Laternenträger sehen nur durch einen schmalen Schlitz und würden dadurch erheblich geblendet. Ausserdem stört Blitzlicht in jeder Form die Wirkung der Laternen.

Für die Besucher ist auch das Tragen eines Faschingskostüms oder auch nur einer Pappnase tabu; in Basel sind zum Morgenstreich nur die aktiven Zugteilnehmer kostümiert! Ebenfalls wichtig: Während des Umzugs sollten Sie niemals die Strassenseite wechseln. Wenn der neue Tag anbricht, ist das Schauspiel vorüber. Einen weiteren Umzug gibt es dann am Nachmittag. Hierbei handelt es sich um den Cortège, der sich Jahr für Jahr als Besuchermagnet erweist.


Gugge-Gruppe bei der Basler Fasnacht (Bild: Flups, Wikimedia, CC)


Die Zeit vor der Alten Fastnacht

Die Fastnacht in Basel bezieht zahlreiche Bräuche mit ein. Der Beginn der närrischen Zeit liegt kurz nach Neujahr. Ab diesem Zeitpunkt finden in der Stadt immer wieder Veranstaltungen mit närrischem oder satirischem Hintergrund statt. In den letzten Jahrzehnten hat sich ein eigenes Fasnetskunst-Genre entwickelt. Die Vertreibung des Winters steht ebenfalls auf dem Programm, so dass sich in der gesamten Basler Fastnacht vieles findet, das mit Feuer zu tun hat.

In den Wochen von Januar bis zum eigentlichen Fasching ist von der Ein-Mann-Show bis zum grossen Umzug alles möglich. Häufig wird dabei getrommelt und gepfiffen, denn Faschingsveranstaltungen in Basel sind ohne diese Instrumente fast nicht denkbar.

Wer die alten Traditionen näher kennenlernen möchte, kann an einem der geführten Fasnets-Rundgänge durch die Stadt teilnehmen. Hier können Sie zwischen „Basler Fasnacht für Anfänger“ und „für Fortgeschrittene“ wählen. Die Rundgänge finden am Sonntagnachmittag statt. Die Stadt wirkt während des Rundgangs noch ruhig und eher verschlafen. Wer das darauffolgende Spektakel noch nie erlebt hat, kann sich kaum vorstellen, dass mitten in der Nacht alles zum Leben erwacht.

Wenn es am Sonntagabend dunkel wird, dann ziehen die verschiedenen Cliquen mit ihren Laternen in die Stadt ein. Die Laternen sind zu diesem Zeitpunkt noch vollständig verhüllt. Auch die Pfeiferinnen und Pfeifer, die den Zug begleiten, sind noch nicht kostümiert. Trotzdem steigt jetzt die Spannung. Die Laternen werden „eingepfiffen“, die Töne sind in der gesamten Basler Innenstadt zu hören. Wenn man weiss, dass es sich um rund 200 Laternen handelt, dann kann man sich den Geräuschpegel ungefähr vorstellen.


Alte Fastnacht von Basel (Bild: Roland Zumbühl, Wikimedia, CC)


Vier Uhr morgens – ein magischer Moment

Jetzt ist es so weit: Die Strassenbeleuchtung wird vollständig abgeschaltet, der Höhepunkt der Basler Fasnacht steht unmittelbar bevor. Von der Kirche St. Martin, der ältesten Basler Kirche, ertönt der Glockenschlag. Die teilnehmenden Cliquen sind in einer strengen Formation aufgestellt. An der Spitze des Zuges befindet sich die grosse Zuglaterne.

Der beste Platz für die Zuschauer liegt im Dreieck Spalenberg, Schneidergasse und Rümelinsplatz. Sie sollten aber rechtzeitig vor Ort sein. In Basel rechnet man jährlich mit über 100’000 Zuschauern, dazu kommen circa 12’000 aktive Teilnehmer des Morgenstreichs. Mit diesen Zahlen im Hinterkopf erklärt sich auch, warum hier strenge Spielregeln herrschen. Das Schauspiel ist absolut sehens- und hörenswert!



Einkehr halten beim oder nach dem Morgenstreich

Viele Restaurants und Cliquenkeller haben während des Morgenstreichs geöffnet. Eine gute Gelegenheit, um die Spezialitäten kennenzulernen, die die Basler Fastnacht begleiten. Traditionell stehen Mehlsuppe und Zwiebel- oder Käsewähe auf dem Speiseplan.

 

Oberstes Bild: Basler Fastnacht – Brauchtum mit langer Tradition (© Gzzz, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Basel&hl=de&sll=46.813187,8.22421&sspn=2.154157,5.410767&oq=basel&hnear=Basel,+Basel-Stadt&t=m&z=12″ size=“350″]

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