Herrliche Wanderwege führen zu den historischen Stätten im Jurapark
VON belmedia Redaktion Schweiz
Schön ist es im Jurapark zwischen Linn, Bözberg und Fricktal zu jeder Jahreszeit. Im Frühling, wenn Obstbäume und Wiesen üppig blühen, lohnt sich eine Wanderung in dieser herrlichen Gegend besonders.
Wer hierherkommt, kriegt eine Menge geboten: Naturerlebnisse, Kraftorte und historische Stätten laden in diese zwischen Flusstälern und Jurahöhen gelegene Region ein. Wandermöglichkeiten gibt es viele; die schönsten beginnen bei der Linner Linde, die seit rund 800 Jahren vor den Toren des kleinen Dorfes Linn am Bözberg steht. Man kann von hier aus zum Beispiel dem Natur- und Kulturweg folgen, auf die Staffelegg oder nach Herznach, Schinznach-Bad und Brugg wandern. Dabei lassen sich uralte Zeitzeugen sowie Dörfer mit wunderschönen, unter Heimatschutz stehenden, Häusern und Kirchen entdecken.
Im Aargau gibt es immer wieder Funde aus prähistorischer Zeit. Sie sind besonders interessant, gibt es doch aus diesem Abschnitt der Urgeschichte keinerlei schriftliche Überlieferungen. Es ist anzunehmen, dass in der Region damals nur wenige Menschen angesiedelt waren. Kenntnisse hat man über das aargauische Gebiet etwa seit jener Zeit, als die Römer ausgewanderte keltische Helvetier wieder zurück in das verlassene Gebiet drängten. Ehemals dichte Urwälder waren weitestgehend verschwunden. Durch Rodung konnte neues Land für Ackerbau und Viehzucht gewonnen werden. Zudem entstand ein Strassennetz: Es führte vom Genfer See über den Jurafuss nach Windisch bei Brugg sowie nach Baden und Zurzach.
Spuren der Römer am Bözberg
Ausserdem gab es eine Verbindung nach Strassburg, die rheinaufwärts nach Augusta Raurica über den Bözberg Richtung Winterthur und Bodensee führte. Bis heute gibt es sehenswerte Zeitzeugen: Da sind einerseits Reste von Strassen und Siedlungen, andererseits beispielsweise die noch im Fels zu sehende Radspur beim Bözberg. Diese lässt vermuten, dass schon zu jener Zeit der Radabstand genormt gewesen sein muss. In der Nähe von Windisch hatten die Römer ihr Legionslager Vindonissa, wo zeitweise schätzungsweise 11’000 Soldaten stationiert waren.
Als 400 n. Chr. die Germanen ins Land einfielen, endete die Römerzeit, und mit ihr verschwand die lateinische Sprache. Die römische Kultur wurde nur teilweise zerstört: Geblieben sind der Weinbau und das Christentum. Das geistige Kulturerbe hat sich bis heute in den Kirchenbauten manifestiert.
Die Geschichte der reformierten Kirche Bözberg geht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Ursprünglich wurde sie im romanischen Stil als Wegkreuzkirche erbaut und dem heiligen Michael geweiht. Als eine der ältesten Kirchen der Schweiz stellte sie die kantonale Denkmalpflege Aargaus unter Schutz.
Erstmals fanden an der Kirche 1483 Bauarbeiten statt. Sie wurde erweitert und 1681 erneuert. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie mehrfach renoviert. Bis 1825 befand sich der Kirchturm an der Ostseite, wurde dann jedoch abgerissen und 1834 an der Westseite durch einen neuen Turm ersetzt. Die letzte grössere Renovation fand 1983/1984 statt.
Die Kirche Bözberg ist uneingeschränkt öffentlich zugänglich. Sehenswert sind das romanische Schiff, die spätgotische Verlängerung in Richtung Westen sowie die südliche Seitenkapelle von 1483. Taufstein und Kanzel stammen aus den Jahren 1869 und 1870, die Bänke sind von 1937. Interessant ist auch der Glockenstuhl, der über vier Glocken verfügt, von denen die grösste einen Durchmesser von 1,4 Metern hat und 650 Kilogramm schwer ist.
Bed & Breakfast in einem alten Erzsilo
Während einer Rast im vorzüglichen Gasthaus Ochsen in Oberzeihen erfuhr ich von einem nahegelegenen Highlight, über welches ich gerne berichten möchte: Der Eisenweg von Wölflinswil nach Herznach folgt den Spuren der Eisenabbauer. Diverse archäologische Funde bezeugen, dass im Fricktal schon die Alemannen nach Eisenerz gruben.
Erstmals wurde der Eisenabbau im Fricktal am Anfang des 13. Jahrhunderts schriftlich erwähnt. Bis 1967 baute man im Bergwerk Herznach Eisenerz industriell ab. Heute ist der Stollen wieder teilweise in Betrieb. Das stillgelegte Erzbergsilo wurde mit Liebe zum Detail restauriert, wobei der äusserliche Originalzustand erhalten blieb. Es beherbergt heute ein Bed & Breakfast und ist ein wundervolles Beispiel für die Umnutzung und gleichzeitige Erhaltung eines wertvollen Zeitzeugen.
Burgruinen im Jurapark
Bei einem Streifzug durch die Geschichte des Juraparks dürfen natürlich die Burgen nicht fehlen. Burg Schenkenberg habe ich bereits in einem anderen Artikel vorgestellt. Die Burg Homberg, auch als Alt-Homberg bekannt, wurde 1356 durch das schwere Basler Erdbeben zerstört. Zu sehen sind nur noch einige Mauerreste und der tiefe Burggraben auf dem felsigen Grat. Besser erhalten geblieben ist dagegen die Burgruine Thierstein. Die Burg war vom 11. bis zum 15. Jahrhundert bewohnt und ist relativ gut erhalten.
Nur kurze Zeit konnte die Burg Urgiz bewohnt werden. Im 13. Jahrhundert erbaut, fiel auch sie dem Erdbeben zum Opfer. Aufgebaut wurde sie nie mehr, jedoch errichteten die Berner im 17. Jahrhundert an gleicher Stelle eine Hochwacht. Heute ist die Ruine ein beliebter Aussichtspunkt.
Die Ruinenpflege im Kanton Aargau hat die spannende und nicht immer einfache Aufgabe, die Überreste der einst stolzen Gemäuer zu untersuchen, zu sanieren und für die Nachwelt zu erhalten. Eine solche Arbeit muss gut geplant werden, und ein Schwerpunkt dabei ist jeweils die Finanzierung. Es ist die Pflicht der Eigentümer, für den Unterhalt aufzukommen. Burgen und Ruinen sind meist im Besitz der Gemeinden, und vor allem bei unter Schutz gestellten Objekten beteiligt sich die kantonale Denkmalpflege.
Eine Wanderung, die ich euch besonders empfehlen möchte, führt von der Linner Linde zur Burg Schenkenberg. Es ist eine wunderschöne Strecke, die auch Kinder problemlos bewältigen. Die Wanderung habe ich für euch beschrieben. Sie ist zu allen Jahreszeiten reizvoll und zudem sehr abwechslungsreich.
Oberstes Bild: Burgruine Alt-Thierstein (© ManuelCH, Wikimedia, GNU)
[headline-linie text=“Wo liegt dieses Reiseziel?“]