Jerusalem, Teil 3 – Unterwegs in einer atemberaubenden Altstadt

Betrachtet man typische Postkarten aus Jerusalem, so sieht man zumeist Bilder einer alten Stadt aus hellen Steinen, die von einer grossen Stadtmauer umgeben und dem Felsendom und der Klagemauer geprägt ist und deren kleine und verwinkelte Gassen den ahnungslosen Touristen zum Verlaufen einladen.

Tauchen Sie für ein paar Minuten ein in das geschäftige Treiben, das in der Altstadt Jerusalems herrscht und lassen Sie sich begeistern für eine Reise in diese wunderschöne Stadt.

Bereits eine Anreise mit dem Bus in die Jerusalemer Altstadt, sei es vom Flughafen in Tel Aviv oder aus einem der Stadtteile Jerusalems, stellt sich als besondere Faszination heraus. Eine unglaubliche Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Passagiere verzaubert jeden Touristen, der diesem Anblick von Menschen der unterschiedlichsten Nationen und Hintergründe ausgesetzt ist. Hier sitzen und stehen Frauen, die von Kopf bis Fuss vermummt sind, nur kleine Schlitze auf Höhe der Augen sind zu sehen, dicht gedrängt mit Soldaten in Uniformen mit schweren Rucksäcken, die ihre grossen Gewehre auf der Schulter zur Schau stellen. Daneben nutzen orthodoxe Juden mit Anzug, Schläfenlocken und langem Bart die Busfahrt, um die Torah unter Hin- und Herbewegen ihres Oberkörpers zu lesen. Und natürlich fehlen in einem Bus auch diejenigen nicht, die so gekleidet sind, dass sie auch in einem Bus in Deutschland nicht besonders hervorstechen würden.

Erreicht man die Altstadt, so kann man diese über eines von sieben begehbaren Toren betreten. Das achte Stadttor, das Goldene Tor, wurde im 16. Jahrhundert von den Türken zugemauert, um zu verhindern, dass der Messias, wie die Juden vermuteten, durch dieses Tor in die Stadt einkehren könne. Die meisten Touristen betreten Jerusalems Altstadt über das Jaffator. Dieses Tor wurde in einem 90° Winkel errichtet, wodurch ein schnelles Durchbrechen kriegerischer Angreifer verhindert werden sollte. Mittlerweile befindet sich jedoch neben dem Tor eine grosse Öffnung, durch die eine breite Strasse führt. Im Jahr 1898 wurde an dieser Stelle eine Zugang in die Mauer geschlagen, damit der Deutsche Kaiser Wilhelm II. in seiner Paradeuniform in die Stadt einreiten konnte. Auf der anderen Seite der Altstadt befindet sich das grösste und imposanteste Stadttor, das Damaskustor. Entlang dieses Tores bieten Händler an einer Fülle von Ständen lautstark ihre Ware an, voll beladene Handkarren werden durch die grosse Menge geschoben.


Jerusalem, Altstadt (Bild: Phish Photography, shutterstock.com)

Betritt man die Altstadt durch dieses Tor, so findet man sich mitten auf einem Markt wieder, der mit vielen Abzweigungen einen langen Weg durch die Altstadt bahnt. Der sogenannte Suq erstreckt sich über das moslemische und das christliche Viertel der Altstadt, neben denen es noch das jüdische und das armenische Viertel gibt. Die Gassen und Bogengänge des Suq stammen aus der Zeit des türkischen Reiches und die Gerüche, die sich hier durch die Unterschiedlichkeit der Ware verbreiten, sind sehr besonders. Über den Preis von Süssigkeiten, Backwaren, Fleisch, Fisch, Gewürze, Haushaltsgeräte und Vielem mehr wird hier täglich verhandelt und unerfahrenen Touristen wird deutlich mehr Geld aus der Tasche gezogen als die Ware tatsächlich wert ist.


Orientalischer Markt in der Jerusalemer Altstadt (Bild: Rostislav Glinsky, shutterstock.com)

Nicht weit entfernt vom Suq erhebt sich der Tempelberg, auf dem die beiden jüdischen Tempel standen und der heute von zwei grossen islamischen Heiligtümern in Beschlag genommen wird. Die goldene Kuppel des Felsendoms prägt seit vielen Jahrhunderten das Stadtbild Jerusalems. Im Inneren dieses achteckigen Gebäudes befindet sich ein schwarzer Felsen, von dem aus nach muslimischem Glauben der Prophet Mohammed seine Himmelfahrt angetreten haben soll. Ebenso auf dem Tempelberg steht die al-Aqsa-Moschee, die drittwichtigste Moschee des Islam. Der Eintritt zum Tempelberg ist nur zu bestimmten Öffnungszeiten und nach genauen Sicherheitskontrollen erlaubt.

Sehr lohnenswert ist auch ein Spaziergang zur Hurva-Synagoge, deren Bau im Jahr 1700 begonnen und erst 1856 fertiggestellt wurde. Im Arabisch-Israelischen Krieg 1948 wurde die Synagoge zerstört, erst am 15. März 2010 wurde die Synagoge wieder eröffnet, nachdem der 16 Meter hohe Grosse Bogen der Synagoge bereits 1977 wieder aufgerichtet worden war. Neben Moscheen und Synagogen ragen in der Altstadt auch schöne Kirchen empor, beispielsweise die Grabeskirche, die sich auf der Beerdigungsstätte Jesu befinden soll, oder die Erlöserkirche, die in neuromanischem Stil errichtet und nach Osten ausgerichtet ist. Wer all diese Gebäude in einem Blick einfangen möchte, sollte unbedingt eine Tour auf der Stadtmauer unternehmen. Die Stadtmauer Jerusalems ist im Durchschnitt zwölf Meter hoch und zwei Touren, 1,1 und 5,5 Kilometer lang, können darauf gelaufen werden. Von dort oben bietet sich ein wunderschöner Einblick in die verschiedenen Viertel der Altstadt und in das Labyrinth aus Gassen, Märkten, Kirchen, Moscheen und Synagogen.

Ein Eintauchen in diese wunderschöne Altstadt lohnt sich sicherlich für jedermann, nur die wenigsten verlassen diese Stadt, ohne von ihrer Schönheit, ihrer Einzigartigkeit und ihren besonderen Reizen begeistert zu sein.

 

Titelbild: © ievgen sosnytskyi / shutterstock.com

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Geboren und aufgewachsen bin ich in einem kleinen Ort, der zu Heilbronn gehört, studiere aber mittlerweile in Heidelberg, einer der schönsten Städte Deutschlands, Germanistik und Anglistik, wodurch das Verfassen von Texten eine meiner Hauptaufgaben darstellt.

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