Myanmar – ein Land wartet darauf, entdeckt zu werden
VON Stephan Gerhard Alle Länder Asien
Noch steckt der Demokratisierungsprozess in den Anfängen und bis zur Verwirklichung einer freiheitlichen Staats- und Gesellschaftsordnung ist noch ein Weg zurückzulegen. Nichtsdestotrotz gibt die Entwicklung der letzten Jahre Anlass zur Hoffnung. Mit der Öffnung ist Myanmar auch für Reisende zugänglicher geworden. Früher wurden Visa nur für eine Woche erteilt, heute werden sie für drei Monate ausgestellt. Myanmar sieht im Tourismus einen der erfolgversprechendsten Wirtschaftszweige der Zukunft. Dennoch ist der Myanmar-Tourismus noch eine zarte Pflanze.
Wer hierhin reist, darf keine ausgebaute touristische Infrastruktur und Segnungen der westlichen Welt erwarten, wie sie zum Beispiel im benachbarten Thailand geboten werden. Aufenthalte in Myanmar haben nach wie vor etwas von Entdeckung und Abenteuer in einem weitgehend unbekannten Land.
Im Land der goldenen Pagoden
An Sehenswertem hat Myanmar genug zu bieten. Das Land, das etwa doppelt so gross wie Deutschland ist, vereint auf seiner Fläche Gebirgslandschaften, Hochebenen, fruchtbare Flusstäler und eine wunderschöne Inselwelt im Indischen Ozean. Bis heute wird Myanmar vom Buddhismus geprägt. Fast 90 % der Bevölkerung hängen der Lehre an, buddhistische Mönche im typischen roten Gewand mit kahl geschorenen Köpfen gehören zum typischen Strassenbild. Viele Baudenkmäler Myanmars sind daher Pagoden, Stupas und Buddha-Statuen. Etliche bedeutende buddhistische Heiligtümer sind hier zu finden. Mancher Bau ist vergoldet, ein Werk von Pilgern, die zarte Goldplättchen als Zeichen der Verehrung aufgeklebt haben.
Von Rangun zum Goldenen Felsen
Der Weg ins Land führt in der Regel über Rangun. Die Millionenmetropole war bis vor einigen Jahren auch die Hauptstadt des Landes, ehe diese ins neu errichtete Naypyidaw im Landesinneren verlegt wurde. Die Innenstadt Ranguns ist immer noch von britischer Kolonialarchitektur geprägt, denn bis 1948 gehörte das frühere Birma zu Britisch-Indien.
Rangun besitzt auch einige besonders wertvolle Pagoden. Die Shwedagon-Pagode gilt als die bedeutendste im ganzen Land und ist so etwas wie das Wahrzeichen Myanmars. Der vergoldete Bau ist von zahllosen Schreinen umgeben. Die Botahtaung-Pagode und die Sule-Pagode sind zwei weitere herausragende Pagoden im Bereich der früheren Hauptstadt. Östlich von Rangun ist der Goldene Fels bei der Stadt Kyaikto ein Anziehungspunkt, ebenfalls ein bedeutendes buddhistisches Pilgerziel.
Königsstadt Bagan
Eine besonders eindrucksvolle historische Stätte bildet die alte Königsstadt Bagan im Landesinneren. Auf einer Fläche von 36 Quadratkilometern breitet sich in einer steppenartigen Landschaft eine Tempelstadt aus, die einmal den Mittelpunkt der Königreichs Bagan darstellte. Es erlebte seine Blütezeit im europäischen Mittelalter. Heute lassen die weitflächig verstreuten Tempel- und Pagodenbauten noch den einstigen Glanz Bagans erahnen – ein mystischer Ort.
Rund um Mandalay
Ebenfalls im Landesinneren liegt die frühere birmanische Königsstadt Mandalay, heute eine Millionenstadt. Sie bietet Besuchern neben zahlreichen Klöstern, Pagoden und Palästen das grösste Buch der Welt: 729 Stupas mit den eingemeisselten Lehren Buddhas. Nahe Mandalay liegt Mingun, hier gehört die gewaltige Ruine der unvollendeten Pathodawgyi-Pagode zu den Sehenswürdigkeiten. Minguns Hauptattraktion ist aber die grösste freischwebende Glocke der Welt – ein 90 Tonnen schweres Werk aus dem 18. Jahrhundert.
Der Inle-See
Darüber hinaus hat Myanmar schöne Naturlandschaften zu bieten. Hier kann nur eine kleine Auswahl genannt werden. Ein besonders reizvolles Ziel ist der Inle-See, mit 120 Quadratkilometern der zweitgrösste See Myanmars. Sein Merkmal sind die Pfahldörfer und die schwimmenden Felder, die seine Bewohner in den See hinein angelegt haben. Myanmars grösstes Gewässer ist der Indawgyi-See, seine Attraktion das Indawgyi Lake Wildlife Sanctuary, ein Naturschutzgebiet mit seltenen Vögeln und Säugetieren.
Nördlich des Inle-Sees liegt die Pindaya-Höhle, eine Tropfsteinhöhle, die gleichzeitig als Pagode dient. Tausende von golden schimmernden Buddha-Figuren geben der Höhle eine ganz eigene Atmosphäre. Von ihrem Ausgang hat man einen atemberaubenden Blick auf die umgebende Berglandschaft.
Faszinierende Inselwelt – das Mergui-Archipel
Ein besonderes Highlight markiert fraglos das Mergui-Archipel an der Westküste des Landes. Es liegt dem südlichsten Zipfel Myanmars vorgelagert, wo nur eine schmale Landbrücke die Andamanensee und den Golf von Thailand voneinander trennt. Hunderte Inseln und Inselchen bilden das Archipel, das mit Regenwäldern, Mangroven, felsigen Buchten und weissen Sandstränden aufwartet – eine vom Tourismus noch kaum berührte Landschaft.
Die Zeit der Myanmar-Reisen wird noch kommen. Vielleicht ist gerade jetzt eine gute Gelegenheit, das weitgehend unbekannte Land im Aufbruch kennenzulernen, ehe grössere Touristenströme den Weg hierher finden.
Oberstes Bild: Sonnenaufgang in Bagan (© Jean-Marie Hullot, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Rangun,+Myanmar&hl=de&sll=46.813187,8.22421&sspn=2.154157,5.410767&oq=Rangun&hnear=Rangun,+Myanmar&t=m&z=10″ size=“350″]