Prag – auf den Spuren Franz Kafkas

Die faszinierende und lebendige Weltstadt hat, wenn man sie noch nicht kennt, gerade für uns Westeuropäer einen grossen Reiz. Man war schon in Asien, aber die Exotik vor der Haustür blieb unbeachtet. Dabei ist man ab Flughafen Zürich mit dem Flugzeug in einer Stunde und 20 Minuten in der tschechischen Metropole. Um einen Einstieg in die Stadt zu bekommen, empfehlen wir hier, den Spuren Franz Kafkas zu folgen.

Manche Stadt oder Region ist leichter zugänglich, wenn man sich ein Oberthema wählt, sozusagen als Filter vor die eigene Wahrnehmung. Dies mag zunächst eingrenzend wirken. Analog zum Essen gliedert solches Reisen aber das grosse Buffet in kleine und thematische Häppchen und trägt so zur besseren Bewältigung und Verdauung bei. Hierbei ist der Bezug zu dem weltberühmten Schriftsteller Franz Kafka, 1883 eben in Prag geboren, daher hilfreich, weil man auf ihn in Prag immer wieder stösst.


Erinnerungsplakette an Kafkas Geburtshaus (Bild: Henryart, Wikimedia, CC)


Künstler und die Kaffehaus-Kultur

Geboren wurde Kafka nahe der St.-Niklas-Kirche, Namesti Franze Kafky 3. Hier gibt es eine kleine Ausstellung, die einem erste Eindrücke und eventuelle Ziele vermitteln kann. Zu Kafkas Zeit war die Szenerie der Kaffeehäuser durchaus mit der in Wien vergleichbar. Viele Künstler und Intellektuelle trafen sich dort und debattierten über das Heraufziehen der Zeit, die wir heute die Moderne nennen. Ein typisches Beispiel ist das Café Louvre mit dem charakteristischen Cafémobiliar in der Narodni 22.

Im Prag des Sozialismus bemerkte man, das solche Plätze Touristen magisch anziehen. So entstanden auch andere vermeintliche Traditions-Cafés, die man aber zu Recht als Touristenfallen bezeichnen muss. Leider sind manche traditionelle Cafés, die auch Kafka aufsuchte, verschwunden. Als authentische Anlaufpunkte für Pausen zwischendurch seien noch folgende Cafés genannt: Café Slavia, Narodni Trida 1, Café Arco, Hybernska 16, und Café Union, Narodni Trida, Ecke Na Perstyne.


Café „Kafka“ in der Prager Innenstadt (Bild: Ralf Roletschek – Fahrradtechnik und Fotografie, Wikimedia, CC)


Weitere Lebensspuren Kafkas in Prag

Im Jahr 1912 las Kafka erstmals in der Öffentlichkeit. Veranstaltungsort war das damalige Hotel Erzherzog Stefan, heute das Grand Hotel Europa. Dieser prachtvolle Bau liegt am nördlichen Rand des Wenzelsplatzes, den man in jedem Fall aufsuchen sollte. Gegenüber dem grossen Hotel liegt der Kulturpalast Lucerna. Man weiss, dass Kafka und seine Vertrauten hier oft zu Aufführungen von Bühnenstücken und Kinofilmen zu Gast waren.

Kafka gehört noch immer zu den meistgelesenen Autoren der Welt, ob jetzt als antiquarisches Werk, Taschenbuch oder mit dem eBook-Reader . Kafkas vielleicht bekanntestes Werk, der Roman „Der Prozess“, wurde vom Autor zum Teil im Haus Dlouha 16 geschrieben. Auch heute noch versteht man, dass er von hier bald zu seiner Schwester in die Nähe der Burg zog, denn in der Dlouha ist es sehr laut, was den Schriftsteller wohl auch damals schon gestört hat.

Nicht nur Lärm plagte ihn, in seinen Tagebüchern klagt er, dass er einen besseren Schreibtisch brauche, an dem seinen bringe er nichts zustande. Kafka konnte auch lange nicht von seiner Kunst leben und brauchte einen Brotberuf als Beamter der Arbeiter-Unfall-Kasse in der Na Poici 7. Diese Tätigkeit mit seiner Kunst zu vereinbaren fiel ihm schwer. Heute ist in dem Gebäude das Hotel Century Old Town Prag.


Grand Hotel Europa in Prag (Bild: Tony Hisgett, Wikimedia, CC)


Denkmäler und Museen

Die Franz-Kafka-Gesellschaft errichtete dem Dichter und berühmten Sohn Prags ein Denkmal auf einem zentralen Platz in der Dusni-Strasse. Es ist eine etwas eigenartige, weil surrealistische Verneigung vor dem eigenwilligen Autor: Kafka thront sitzend auf den Schultern eines grossen, aber kopflosen Mannes.

Natürlich ist für Kafka-Verehrer der Besuch des Kafka-Museums ein Muss. Hier bekommt man Einblick in alle Erstauflagen und findet auch viele Fotografien und die Tagebücher. Sehr modern, mit audiovisueller Begleitung, ist die Ausstellung überaus lebendig und informativ. Das Museum Franz Kafka befindet sich in der Cihelna 2b.


Kafka-Denkmal in Prag (Bild: Øyvind Holmstad, Wikimedia, CC)


Kafka verstarb sehr früh im Alter von 40 Jahren nahe Wien. Beerdigt wurde er auf dem neuen Friedhof Prag in der Grabstätte der Eltern. Hier wird auch daran erinnert, dass Kafkas Schwestern wegen ihrer jüdischen Herkunft im KZ starben. Auf dem Weg durch Prag entdeckt man auch Spuren anderer bedeutsamer Menschen, die dort gelebt und gewirkt haben.

Beispielhaft seien genannt; Max Brod, selber Autor und Verleger Kafkas, Vaclav Havel, früherer tschechischer Präsident, Carl Ferdinand Cori, weltbekannter Pharmakologe, oder Madeleine Albright, US-amerikanische Aussenministerin von 1997 bis 2001. Das historische Prag ist leicht zu Fuss und auch mit der recht modernen U-Bahn zu erschliessen. Taxifahren ist erschwinglich, wenn man vorher einen festen Preis aushandelt.

 

Oberstes Bild: Für Kafka-Verehrer ist der Besuch des Kafka-Museums in Prag ein Muss. (© Matěj Baťha, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Prag,+Tschechische+Republik&hl=de&sll=46.813187,8.22421&sspn=2.154157,5.410767&oq=Prag&hnear=Prag,+Tschechische+Republik&t=m&z=10″ size=“350″]

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