Rügen - Inselträume werden wahr
VON Winfried Meyer Europa
Und das nicht nur im Sommer. Auf Rügen kann man zu allen Jahreszeiten erlebnisreiche Tage ganz nach persönlichem Gusto verbringen.
Eine Insel voller Highlights
Es ist vor allem die Vielfalt, die mich auf Rügen jedes Mal aufs Neue fasziniert. Fantastische Strände, vor allem an der Nordküste, dem Tromper und Prorer Wiek und an der Südostküste zwischen Sellin und Thiessow. Begeistert bin ich auch jedes Mal vom Nationalpark Jasmund mit seinen prachtvollen Buchenwäldern und der sagenhaften Kreideküste. Was man dort zu sehen bekommt, wird unvergessen bleiben. Sehr zu empfehlen ist eine Schiffsreise entlang der Kreideküste und von zahlreichen Orten an der Küste, wie Sassnitz oder Binz, werden Touren angeboten.
Der Anblick ist überwältigend und es lässt sich sehr gut erkennen, wie das Wasser an der Küste nagt. Stille Winkel findet man auf Rügen ebenfalls. An den zahlreichen Boddenküsten ist es wesentlich ruhiger als direkt an der Ostsee. Schon wenige Schritte abseits der wenigen Orte herrscht eine himmlische Ruhe, unterbrochen nur vom Geschnatter der Wasservögel und dem über den Schilfgürtel streichenden Wind.
Ein weiteres Highlight der Insel sind für mich die architektonischen Besonderheiten und alten Kulturdenkmäler. Vitt ist ein schmuckes Fischerdorf unweit von Kap Arkona, dem nördlichsten Punkt von Rügen. Die reetgedeckten Häuschen schmiegen sich in einen engen Taleinschnitt und vermittelt einen Eindruck von längst vergangenen Tagen. Glücklicherweise ist das kleine Dorf nicht mit dem Auto zu erreichen.
Ganz anders hingegen die Seebäder an der Ost- und Südostküste. Binz, Sellin, Baabe und Göhren begeistern mit ihren wunderschönen Häusern, die im Stil der Bäderarchitektur erbaut wurden. Die Fassaden, Veranden und Balkone sind mit zahlreichen Verzierungen versehen und wirken fast so, als wäre ein Zuckerbäcker am Werk gewesen. Herrschaftliche Häuser, alte Gutshöfe und prächtige Alleen, all das gehört ebenso zu Rügen wie die tollen Bademöglichkeiten und ursprüngliche Natur.
Von Hühnergöttern und Donnerkeilen
An den Stränden von Rügen findet man Menschen zuhauf, die in gebückter Haltung, ausgestattet mit Beuteln und Rucksäcken nach Strandgut suchen. Und auch ich gehöre ab und an zu dieser Gattung. Und es lässt sich wahrlich vieles an den Stränden finden. Hühnergötter sind Steine mit einem oder mehreren Löchern, die auf natürliche Weise durch Auswaschungen entstanden sind.
Meist sind es Ablagerungen aus Kreide, die ausgeschwemmt wurden und so zu den löchrigen Steinen führen. Sie gelten als Glücksbringer und meinen Schreibtisch ziert ein ganz besonders schönes Exemplar. Auch Donnerkeile gehören zum Strandgut auf Rügen. Dabei handelt es sich um fossile Versteinerungen von Belemniten, ähnlich den heutigen Kalmaren, die in der Kreidezeit lebten. Zu finden sind vor allem Bruchstücke, aber auch fast vollständig erhaltene Donnerkeile, die fast wie ein Geschoss aussehen. Mancher Sammler hofft natürlich, einen Bernstein zu finden. Die beste Zeit, um ein solches Exemplar zu ergattern, sind Herbst und Winter. Vor allem nach Stürmen aus nordöstlichen Richtungen ist die Chance groß, einen Bernstein zu entdecken.
Reminiszenz an die gute alte Zeit
Da ist man in den Seebädern an der Ostküste wie Binz oder Sellin genau richtig. Zahlreiche Hotels, Villen und private Unterkünfte befinden sich in Gebäuden, die im Stil der sogenannten Bäderarchitektur am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Nach der Wende wurden die allermeisten dieser Häuser liebevoll restauriert und erstrahlen in altem Glanz.
Zu den Seebädern gehören auch die typischen Seebrücken, die von den Strandpromenaden hinaus in die Ostsee führen. Sie sind zum Teil mehrere 100 Meter lang und kann in Sellin mit einem Restaurant und einer Tauchgondel aufwarten, welche die Besucher unter die Wasseroberfläche der Ostsee bringt. Es ist eine spannende Sache und ermöglicht einen Einblick in die Unterwasserwelt. In den Seebädern lässt es sich auch herrlich flanieren und shoppen. Und ein Mitbringsel von der Ostsee lässt sich ganz bestimmt finden.
Eine Perle des Klassizismus
Viele Urlauber fahren auf dem Weg in die Seebäder durch Putbus. Dabei lohnt es sich aber, mal aus dem Auto auszusteigen, um sich in dem kleinen Städtchen umzuschauen. Die Stadt wurde erst im Jahr 1810 gegründet und der Schlossherr Wilhelm Malte I. Fürst zu Putbus veranlasste, dass das Stadtbild zum Schloss und dem herrschaftlichen Park passen musste. Dadurch entstand ein einzigartiges Stadtbild im Stil des Klassizismus und ist ein herausragendes Beispiel für diese Epoche des 19. Jahrhunderts.
Das Schloss steht heute zwar nicht mehr, aber bei einem Spaziergang durch den Schlosspark eröffnen sich tolle Ausblicke auf die nur wenige Kilometer entfernte Boddenlandschaft von Rügen. Genau gegenüber des Parks steht das Residenztheater, das fast durchgehend nur als Sommertheater genutzt wurde. Berühmt sind die Putbus-Festspiele, die jedes Jahr im Mai Gäste aus ganz Deutschland hierher locken.
Für mich hat Rügen zu allen Jahreszeiten eine ganz besondere Ausstrahlung. Wer gerne baden möchte, findet in den Sommermonaten tolle Bade- und Wassersportmöglichkeiten. Aber für mich hat auch der Winter seinen ganz besonderen Reiz. Die Insel ist nicht überlaufen und bei Spaziergängen und Wanderungen an der frischen und klaren Winterluft schöpfe ich die Kraft für kommende Aufgaben. Und wenn dann die Ostsee wie im Winter 2012 zum Teil zugefroren ist, wird die Winterreise nach Rügen zum Traum.
Oberstes Bild: Die Ostseeküste auf Rügen – © Rico K. – Fotolia.com[vc_text_separator title=“Hier liegt dieses Reiseziel“ title_align=“separator_align_center“]
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