Thai-Wasserschlacht der Superlative für Kinder und Junggebliebene
VON Melona Schneidewind Alle Länder Asien
Unser Gregorianischer Kalender beschert mit dem 1. Januar das erste Neujahrsfest in der jährlichen Serie. Dicht gefolgt wird unser traditionelles vom Chinesischen Neujahrsfest, welches natürlich schon aus der Feierlaune der Thais gleich zünftig mitgefeiert wird. Der Chinesische Mondkalender schiebt den Start des neuen Jahres auf einen Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar. Hier wechselt dann auch das Chinesische Tierkreiszeichen.
Das für das Königreich Thailand wohl wichtigste Neujahrsfest ist aber Songkran. Es gibt für dieses Fest keinen Veranstaltungsort, gefeiert wird landesweit. Speziell für Touristen haben Brauereien und Gastrobetriebe die Khaosan Road zu einer Partymeile gemacht. Doch deren Trinkexzesse und Schaumpartys haben nicht viel mit dem eigentlichen Songkranfest zu tun.
In dieser kleinen Gasse tummeln sich dicht gedrängt Tausende junger Menschen. Besondere Checkpoints mit Schleusen der Polizei an den Zugängen für die Besuche verhindern die Mitnahme von Alkohol und Waffen. Die Hardcore-Feiermeute zuckt zu Technoklängen, die überlaut aus riesigen Lautsprechern die Menge beschallen. Diese Feierversion gibt es nur in den Backpackerzonen und Rotlichtregionen des Landes.
Die Hotels haben Hochkonjunktur, denn zu Songkran zieht es viele Touristen nach Bangkok. Vorausbuchungen sind empfehlenswert. Der Touristenort Pattaya (nur 100 km südöstlich von Bangkok gelegen) feiert seine „Wan Lai“ genannte Version des Songkran-Festivals immer mit einer rund einwöchigen Verzögerung. Das gibt echten Fans des Festivals die Gelegenheit, es gleich zweimal mehrtägig innerhalb von zehn Tagen zu feiern.
Überall sonst sind die öffentlichen Strassen in jeder Provinz der Austragungsort einer heftigen Wasserschlacht. Die Parteien bestehen aus stationären Feierwilligen mit Schöpfkellen oder Wasserpistolen an der Strassenseite und mobilen Kampfplattformen auf den Ladeflächen von Pickup-Trucks. Beide bedienen sich grosser Fässer zum Nachladen der „Waffen“. Nicht selten wird hier auch ein Riesenklotz Eis in das oben offene Vorratsfass gestellt.
Das senkt übrigens die Temperatur der flüssigen Munition erheblich. Die Aussentemperaturen bewegen sich über der 30-Grad-Marke um diese Jahreszeit, jeder ist patschnass und alle sind glücklich. Thailändische Stimmungsmusik vernimmt der Besucher überall, das Vorhaben, selbst trocken zu bleiben, scheint ein sinnloses Unterfangen zu sein. Generationsübergreifend feiert jeder Passant ausgelassen mit. Einen „Seniorenrabatt“ gibt es aber schon allein aus Respekt vor der älteren Generation. Den Senioren unter den Feiernden und den Eltern reibt man behutsam eine Puderpaste ins Gesicht.
Das Talkumpuder gibt es an kleinen Verkaufsständen entlang der Routen, es ist oft mit Farbstoffen versetzt und wird in Schüsseln gleich vor Ort mit Wasser vermengt. Der Ruf „Sawasdee Phi Mai!“ erschallt allerorts häufig. Das ist aber kein Kampfschrei, sondern ein „Frohes Neues Jahr!“ auf Thai.
Die hohen Tropentemperaturen sorgen für luftige Bekleidung der Protagonisten. Auf den Pickups sind auch viele weibliche Schönheiten der jüngeren Generation auszumachen. Manchmal etwas verstohlen blicken betrachtende Herren in Begleitung auf die Parade des landesweiten „Wet T-Shirt Contests“ in der Hoffnung, dabei nicht etwa von ihren Begleiterinnen bzw. Ehefrauen ertappt zu werden.
Besonders viel Spass am Songkran haben wohl die Kinder im Kindergarten- und Schulalter. Natürlich ist im gesamten Land schulfrei, das Feiern steht im absoluten Brennpunkt. Nicht immer treffen die Kleinsten ihre Ziele, aber der nahezu unbegrenzte Nachschub an „Munition“ für die Wasserspritzen kommt über flink verlegte Gartenschläuche aus umliegenden Häusern nonstop.
Businsassen der in Bangkok so beliebten Songthaeos (Minibus mit Aufbau auf Pickup-Basis) werden einfach gleich mit nassgemacht. Sein Fahrtziel erreicht nur trocken, wer das Glück hat, ein Taxi mit Zentralverriegelung zu erhaschen. Zahlreiche Überführungen für Fussgänger laden den Besucher Bangkoks an den mehrspurigen Ausfallstrassen zum Fotografieren des Spektakels ein, der Verkehr kriecht ohnehin nur und die Wasserspritzer konzentrieren sich auf das Fahrbahnlevel. Der Transport einer wertigen Kamera dorthin erfordert allerdings die Mehrfachverpackung in Plastikbeuteln oder eine wasserfeste Fotoausrüstung.
Das Bangkok Songkran währt über alle drei Tage ungebremst, und die irre hohe Luftfeuchtigkeit macht das Atmen etwas anstrengend. Der Standort auf einer Fussgängerbrücke hat noch den grossen Vorteil, dass man etwas Wind abbekommen kann und nicht so sehr mit den Abgasen der Fahrzeuge konfrontiert wird. Überdachte Varianten der Fussgängerbrücken sind selten, ein mitgeführter Schirm kann aber etwas Schatten spenden.
Das Spritzfestival gipfelt in den Nachmittagsstunden und klingt gegen Abend aus. Nun bewegen sich die Leute in grosse Biergärten mit Livemusik oder feiern in Parks und den Vergnügungszentren weiter. Reisen sind im gesamten Land zu dieser Periode nicht anzuraten, sehr viele Arbeitnehmer aus den entlegeneren Provinzen nutzen die arbeitsfreien Tage zu Familienbesuchen daheim. Das Personenzug- und Linienbussystem Thailands ist chronisch und hoffnungslos überfordert.
Oberstes Bild: Songkran heisst das buddhistische Neujahrs- oder Wasserfest (© JJ Harrison, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Thailand&hl=de&ll=15.876809,100.986328&spn=23.556176,43.286133&sll=11.824341,96.503906&sspn=23.959492,43.286133&oq=Thailand&hnear=Thailand&t=m&z=5″ size=“350″]