Besonderes Highlight auf Ihrer Reise - ein Opernabend

Menschliche Wahrnehmungen und Emotionen werden in der Oper auf ganz besondere Weise angesprochen. Das unterscheidet sie auch von anderen Sparten des Theaters. Als Form der darstellenden Kunst besitzt sie im besten Sinne des Wortes Event-Charakter, weil sie sich an das Publikum richtet und es miterleben lässt.

Jede Opernaufführung ist ein Gesamtkunstwerk, das sich im Zusammenspiel von Klängen, Bildern und Akteuren formt und so zum Ereignis wird. Dabei kommt der individuellen Inszenierung des Stückes eine bedeutende Rolle zu, denn sie entscheidet über die gewünschte Wirkung.

Besondere Spielstätten

Schon allein die Aufführungsorte können mit ihrem Ambiente für einen ausgefallenen Rahmen sorgen. So sind Opernabende in der berühmten antiken Arena von Verona oder auf der Seebühne zu Bregenz herausragende Erlebnisse. Andere Veranstaltungen zielen mehr auf ein gesellschaftliches Event hin, so beispielsweise in Bayreuth oder zu den Salzburger Festspielen, wo sich der Höhepunkt darauf verlagert, sehen und gesehen zu werden.

Doch die meisten Opernaufführungen müssen auf solch prominente Orte oder Gäste verzichten. Allerdings können viele Häuser durch ihre Architektur und ihr Umfeld beeindrucken, was man nicht ausser Acht lassen sollte. Das Publikum möchte mehr, faszinierende Musik oder die Handlung alleine reichen nicht. In der Regel werden Werke gespielt, die sehr lange bekannt sind und sich deshalb einer gewissen Beliebtheit unter den Zuschauern erfreuen. Die Anzahl neuer Opern ist schliesslich überschaubar.


Oper „Aida“ von Giuseppe Verdi in der Arena di Verona (Bild: Nicolai Schäfer, Wikimedia, GNU)


Inszenierung zeigt Wirkung

Es ist die Inszenierung, die dem Opernabend das gewisse Extra verleiht. Als typischer Theaterbegriff steht das Wort Inszenierung dafür, ein Werk in Szene zu setzen, es auf der Bühne dem Publikum darzubieten. Dafür kommen geeignete äusserliche Mittel zum Einsatz, die die Absichten des Komponisten umsetzen und ergänzen, um die gewünschte Wirkung zu verstärken. Dies findet im Bühnenbild, in der Bühnenausstattung und bei den Kostümen seinen Ausdruck. Deshalb heisst Inszenierung bedeutend mehr als nur Bebilderung.

Das ist die Theorie. In der Praxis bieten Inszenierungen immer wieder den Anstoss für rege Diskussionen. Denn ein Werk kann sehr unterschiedlich interpretiert werden. Die Auslegungen der Regisseure scheinen sich mitunter weit vom Ansinnen des Komponisten zu entfernen. Selbst für ein und dieselbe Oper kann von einem bunten Spektrum möglicher Inszenierungen ausgegangen werden. Das reicht von geschichtlich authentischen bis zu heutigen Gestaltungen, von überaus reich ausgestatteten bis zu puristischen Darbietungen, von gefälligen bis zu provokanten Vorführungen.


Bregenzer Festspiele, Seebühne für „Andrea Chénier“, 2011 (Bild: Andreas Praefcke, Wikimedia, CC)


Aufmerksamkeit versus Skandal

Insbesondere Letztere sorgen auch schon mal für Eklats. So führte im vergangenen Jahr eine Inszenierung des Tannhäuser an der Düsseldorfer Oper zu einem Skandal. Der Regisseur hatte das Wagner-Werk in Beziehung zu den Nazi-Verbrechen im Zweiten Weltkrieg gesetzt. Schauspieler traten in SS-Uniformen auf die Bühne, eine Erschiessungsszene wurde in die Handlung eingefügt. Es gab nach der Premiere heftige Proteste, sodass das Stück abgesetzt und nur noch konzertant zur Aufführung gelangte. In diesem Jahr führte das Debüt der Oper Universums-Stulp in Wuppertal zumindest zu Kopfschütteln. Im Stück geht es um absonderliche Fantasien eines drogensüchtigen Schriftstellers, die in Bild und Ton umgesetzt werden. Hier befremdete nicht nur die Inszenierung, sondern das Werk an sich.

Einerseits neigt man vielleicht dazu, solche Inszenierungen eher abstossend zu finden, zumal sie häufig mit den Absichten des Komponisten nur wenig gemeinsam haben. Andererseits bieten diese kontroversen Darstellungen aber auch neue Zugänge zu bisher unbekannten oder unbewussten Sichtweisen und stellen das jeweilige Werk in einen anderen Zusammenhang. Schliesslich erfreute sich längst nicht jede Oper, die heute die Ränge füllt, zu ihrer Zeit so grosser Beliebtheit. Das wird am Beispiel von Wagners Oper Tannhäuser deutlich, denn bereits 1851 gab es bei ihrer Pariser Premiere wegen einer Ballett-Einlage an vermeintlich falscher Stelle zu einem riesigen Skandal. Jedoch wurde gerade dadurch die Neugier des Publikums angeregt und so gelangte das Werk zu seiner enormen Popularität.


„Tannhäuser“ Schlussszene, Bayreuther Festspiele 1930 (Bild: Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst – Zentralbild, Wikimedia)


Multimediale Inszenierung

Der Einsatz moderner Mittel muss nicht zwingend zum Eklat führen. Andere Musikveranstaltungen wie beispielsweise Musicals nutzen bereits seit Längerem die neuen Medien zur Ausgestaltung.

Vor zwei Jahren erwies sich ein multimediales Opernspektakel in Stuttgart als besonderer Erfolg. Mozarts Don Giovanni wurde dabei bewusst als Event auf mehreren Kanälen inszeniert und parallel zur klassischen Opernaufführung als Ereignis im Fernsehen, im Radio und im Internet übertragen. Zusätzlich zeigte man das Werk im Rahmen einer Public-Viewing-Veranstaltung, wie es anlässlich grosser Sportereignisse wie der Fussball-WM schon seit Jahren praktiziert wird. Bei der Internet-Präsentation konnten die Zuschauer sogar zwischen sechs Perspektiven wählen, aus denen sie die Vorstellung betrachten wollten. In einer der beiden Fernsehübertragungen erklärte ein bekannter Entertainer das Geschehen, führte hinter die Kulissen und an die Bar der Oper. So war es möglich, das traditionsreiche Haus mit seinen unterschiedlichen Räumen und unter verschiedener Sichtweise zu erleben.



Operninszenierung oder Eventdienstleistung – der Unterschied

Auch bei Eventdienstleistungen ist die Kunst der Inszenierung wichtig. Es geht hierbei aber nicht nur um die praktische Umsetzung einer Event-Dramaturgie. Der feststehende Begriff der Event-Inszenierung umfasst den Bereich von den Vorarbeiten wie Werbung und PR bis zur Nachbereitung und nachträglicher Kommunikation. Insofern ist Inszenierung als Aufgabe hier weiter gefasst als bei einer Opernaufführung. Die Event-Inszenierung kann aber wiederum auch von der Opern-Dramaturgie profitieren. Hier besteht die in Jahrhunderten gewachsene Erfahrung, eindrückliche Wirkung zu erzielen. Das ist es schliesslich, was ein Event erreichen will.

 

Oberstes Bild: Ungarisches Royal Opernhaus (T photography / Shutterstock.com)

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem grossen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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