Die Olivenölmühle EL Tendre, Teil 2: Seit sechs Generationen an der Ölpresse

Wir machen mit unserer Führung weiter. Unerwartet werde ich Zeugin des Arbeitsalltags. Ein englisches Paar ist gekommen und hat seine eigene Olivenernte mitgebracht. Ein paar Handvoll Oliven werden gleich zermalmt. Der dunkle noch nach Feld riechende Brei wird in eine spezielle Maschine geschoben, wo er nach seinem Fettgehalt untersucht wird.

Die verarbeiteten Oliven stammen aus dem eigenen Anbau oder von in der Nähe liegenden bäuerlichen Betrieben. Aber auch Privatpersonen, die auf ihren Grundstücken Olivenbäume haben, können die eigene Ernte zur Mühle bringen und mit dem daraus gewonnenen Olivenöl nach Hause fahren. Das ist gar nicht so unwichtig, denn viele Nordeuropäer, die an der spanischen Costa Blanca ein Haus kaufen wollen, müssen plötzlich der Tatsache ins Gesicht sehen, dass die Häuser nach der jüngsten Regelung nur mit einem zehn Hektar grossen Grundstück verkauft werden. Es gibt auch kleinere Grundstücke, diese stammen aber aus den Zeiten, als es noch keine klaren Gesetze diesbezüglich gab, und wurden später in der vorhandenen Fläche als legal anerkannt. Aber auf jeden Fall sind Häuser mit zwei bis fünf Hektar umliegenden Landes gang und gäbe.

Dies ist ein Bericht über die Olivenölmühle El Tendre in zwei Teilen. Hier das Inhaltsverzeichnis:

1. Teil: Die Olivenölmühle El Tendre: Spaniens flüssiges Gold

2. Teil: Die Olivenölmühle EL Tendre: Seit sechs Generationen an der ÖlpresseSo werden zahlreiche Engländer, Deutsche oder Schweden zu den stolzen Besitzern nicht nur von einem Häuschen in sonnigem Spanien, sondern auch von einer Zitronen-, Orange-, oder Olivenbaumplantage. Die letzten wurden besonders gern von den spanischen Bauern in kleinere Grundtücke aufgeteilt und verkauft. Der Grund dafür: Die EU-Subventionen erwiesen sich als äusserst kontraproduktiv. Die Zahlungen erfolgen pro Hektar Land oder pro Liter produzierten Öls anstatt pro Olivenbaum. Die Massnahme förderte im Ergebnis die gewinnorientierten Grossplantagen mit Monokulturen, für die Kleinbauern oder die ökologischen Produktionsstätten bedeutete sie den Ruin.

Noch eine interessante Tatsache erfahre ich über die konzerndominierte Olivenölbranche. Nur das Olivenöl gewonnen durch die schonenden Methoden der ersten Kaltpressung ohne Verwendung von chemischen Zusatzstoffen dürfte die Produktbezeichnung „Natives Olivenöl extra“ tragen. In Wirklichkeit kaufen die Grosskonzerne bei den traditionellen Olivenölmühlen die Rückstände aus der Presse. Aus diesen gewinnen sie dann mit der Verwendung aller durch die gesetzlichen Schlupflöcher erlaubten chemischen Methoden das Olivenöl, das sie immer noch mit der Bezeichnung „Virgen extra“ verkaufen. Ausserdem wird das Öl absichtlich erhitzt damit es an Volumen zunimmt, wodurch natürlich die Anzahl der verkauften Flaschen wesentlich steigt. Bei natürlichem Olivenöl kann man diesen Prozess erst in der Pfanne beobachten.


Das Museum El Tendre (Bild: Olivenölmühle El Tendre)


Als Nächstes betreten wir das Museum. Das Unternehmen ist nämlich schon fast zwei Jahrhunderte alt. 1839 gründete der Urur-und noch einige Male Ur-Grossvater des heutigen Firmeninhabers das Unternehmen. Im 19. Jahrhundert war es durchaus üblich, dass die wohlhabenden Familien, die viel Land in Besitz hatten, eigenen Wein und Olivenöl produzierten. In einer solchen familiären, zu Beginn für den eigenen Gebrauch bestimmten Olivenölmühle hat der heutige hochmoderne Betrieb seine Ursprünge.

Das alte Werkzeug als Museumexponate (Bild: Olivenölmühle El Tendre)


Alte Fotos, Gründungsurkunden, offizielle Papiere, die gelblichen mit Tinte beschriebenen Geschäftsbücher erzählen die Geschichte der Familie Sempere und seines Unternehmens. Auch viele Gegenstände des alltäglichen Lebens schildern kuriose Details über das Spanien der zwei letzten Jahrhunderte. Und vor allem sind hier jede Menge Exponate zu sehen, die anschaulich die altertümliche Art und Weise der Ölproduktion darstellen: die alten Masse, Steinpressen, die Schöpfer aus getrockneten Kürbissen, dann aber auch die ersten elektrischen Geräte, die im 20. Jahrhundert das letzte Wort des technischen Fortschritts in der Branche waren.

Im Laden werden Olivenöl und mediterrane Spezialitäten verkauft (Bild: Olivenölmühle El Tendre)


Und als letzer Punkt im Programm begeben wir uns in den Laden. Hier treffen wir die Eltern des Chefs, die immer noch ganz aktiv mitarbeiten. Die wunderschöne weisshaarige Oma mit strahlenden Augen bedient die Kunden und scheint alles über Olivenöl zu wissen. Hier im Laden kann man nun das eigene Olivenöl „El Tendre“ kaufen aber auch viele begleitende Produkte, die typisch für die mediterrane Diät sind – wie Wein, eigelegtes Gemüse, getrocknete Tomaten, aromatische Essige und Salze. Das Olivenöl selbst gibt es sowohl in einfacheren Flaschen aus Plastik, bestimmt für den Gebrauch zu Hause, als auch in Blechbüchsen oder edlen Glasflaschen von normal schön bis Geschenkvariante.

Olivenöldegustation (Bild: Olivenölmühle El Tendre)


Im hinteren Teil des Ladens werden Vorträge und Degustationen durchgeführt. Die einzelnen Besucher oder ganze Touristengruppen können hier nach der Führung und dem Museumsbesuch erstmals ihren Wissenshunger stillen und viel über Olivenanbau, Olivensorten, Methoden der Olivenölherstellung, die Arten von Olivenöl, seine Eigenschaften und positive Wirkung auf die Gesundheit erfahren. Dann wird auf Anfrage eine Degustation, die sogenannte „cata“ angeboten, wo man endlich das probieren kann, wovon man nur erzählt bekommen hat. Das goldene aromatische Olivenöl begleitet mit dem frischen Weissbrot wird bei jedem zweifelsohne nach dem Besuch einen angenehmen Nachgeschmack hinterlassen.

 

Oberstes Bild: Die alten Maschinen und Ölpressen (Bild: Olivenölmühle El Tendre)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.com/maps?q=Partida+Alzabaras+Alto,+Alzabares+Alto,+Espa%C3%B1a&hl=es&ie=UTF8&ll=38.253819,-0.673857&spn=0.037812,0.084543&sll=38.2613,-0.692568&sspn=0.037808,0.084543&oq=alzabaras&hnear=Partida+Alzabaras+Alto,+03290+Alzabares+Alto,+Alicante,+Espa%C3%B1a&t=m&z=14″ size=“350″]

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Natalia Muler

Ich schreibe, seit ich schreiben kann, und reise, seit ich den Reisepass besitze. Momentan lebe ich im sonnigen Spanien und arbeite in der Modebranche, was auch oft mit Reisen verbunden ist, worüber ich dann gerne auf den Portalen von belmedia.ch berichte. Der christliche Glaube ist das Fundament meines Lebens; harmonisches Familienleben, Kindererziehung, gute Freundschaften und Naturverbundenheit sind meine grössten Prioritäten; Reisen und fremde Kulturen erleben meine Leidenschaft; Backen und Naturkosmetik meine Hobbys und immer 5 Minuten zu spät kommen meine Schwäche.

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-16').gslider({groupid:16,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});