Jerusalem, Teil 2 – Faszinierende Archäologie und erschütternde Geschichte

Kaum eine Stadt dieser Welt kann kultur- und geschichtsinteressierten Touristen so viel bieten wie die etwas mehr als 800 000 Einwohner beherbergende Hauptstadt Israels.

Zahlreiche Museen, Gedenkstätten und archäologische Fundstellen machen eine Reise nach Jerusalem zu einem bewegenden und unvergesslichen Erlebnis, das nicht selten für weitere Besuche begeistert.

Die wohl ergreifendste und eindrücklichste Gedenkstätte in Jerusalem und darüber hinaus ist die Gedenktstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust,  hebräisch Yad Vashem. Auf einem sehr grossen Gelände befinden sich hier ein Museum zur Geschichte des Holocaust und eine ganze Reihe von Denkmälern.

Das Museum birgt einen unermesslichen Reichtum an Video- und Fotomaterial, Dokumenten, Kunstwerken und Exponaten aus der Zeit der Judenverfolgung. Mit dem Leben der Juden in Europa vor der Zeit des Holocaust beginnend bekommt der Besucher einen umfassenden und schockierenden Einblick in die unbegreiflichen Gräuel der Judenverfolgung und erfährt so viel wie an kaum einem anderen Ort über das Leben und Sterben der Juden in den Ghettos und in den Konzentrationslagern und über die Situation derer, die den Holocaust überleben konnten. Zu den Denkmälern gehören unter anderem die von dem israelisch-kanadischen Architekten Moshe Safdie erdachte Halle der Namen, das Denkmal für die Kinder, die Halle der Erinnerung und das Denkmal zur Erinnerung an die Deportierten. Dieses Museum sollte man sich bei einem Aufenthalt in Jerusalem unter keinen Umständen entgehen lassen, auch wenn die fröhliche Reisstimmung dabei für einige Zeit selbstverständlicherweise einem Zustand von Fassungslosigkeit und Trauer weicht.

Im Jerusalemer Stadtteil Ein Kerem befindet sich die Hadassah-Universitätsklinik. Die zwölf Fenster der sich dort befindenden Synagoge wurden zu Beginn der 1960er Jahre von dem französischen russisch-jüdischen Maler Marc Chagall gestaltet. Jedes Fenster handelt von einem der zwölf Söhne Jakobs und damit der zwölf Stämme Israels und dem dazugehörigen Segensspruch. Durch die Farben der Fenster wird die Synagoge in ein wundervolles Licht getaucht, was bei vielen Besuchern für Begeisterung sorgt.

Unerlässlich ist auch ein Besuch des Israelmuseums, das im Jahr 1965 erbaut und 2010 aufwendig erweitert wurde. Innerhalb der ungefähr 50 000 m2  umfassenden Fläche gibt es eine Reihe hochinteressanter Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Im Schrein des Buches, einem Gebäude aus Beton mit einem aussergewöhnlichen Dach, werden antike Schriftrollen aus dem Alten Testament aufbewahrt, darunter auch eine Nachbildung der weltberühmten Jesajarolle, die im Jahr 1969 bei den Höhlen von Qumran entdeckt wurde und einen beeindruckenden Beweis für die fehlerfreie Überlieferung der Bibel liefert. Auf dem Gelände befindet sich ausserdem der Billy-Rose-Kunstgarten mit seinen zahlreichen Skulpturen namhafter Bildhauer, wie Pablo Picasso oder Alexander Archipenko. Einen weiteren Höhepunkt, besonders für Besucher, die sich für Geschichte interessieren, bildet das Modell des Zweiten Jerusalemer Tempels, das den im Jahr 515 v. Chr. fertiggestellten Tempel und die Stadt Jerusalem kurz vor der Zerstörung des Tempels im Jahr 70. n. Chr. zeigt.



Unweit des Israelmuseums befindet sich das israelische Parlamentsgebäude, die Knesset. 120 Abgeordnete versammeln sich hier, eine Zahl, die aus dem alttestamentlichen Buch Nehemia übernommen ist, in dem zur Zeit des zweiten Tempels von 120 jüdischen Gelehrten die Rede ist, die damals den jüdischen Rat bildeten. Auch hier hat Marc Chagall seine künstlerischen Fähigkeiten eingebracht, sodass ein Bodenmosaik und drei grosse Wandteppiche mit biblischen Motiven das Foyer des Gebäudes bereichern. Ausserhalb des Gebäudes ragt ein Geschenk des britischen Parlaments empor, eine grosse bronzene Menora, ein siebenarmiger Leuchter, mit vier Tonnen Gewicht und fünf Metern Höhe, auf deren Armen Ereignisse der jüdischen Geschichte dargestellt sind.

Touristen, die von Archäologie begeistert sind oder dies werden wollen, sollten in der Davidsstadt viel Zeit verbringen. Diese bildet das älteste Viertel Jerusalems und ist nicht weit vom Tempelberg entfernt. Bei Ausgrabungen fanden Forscher hier unter anderem Tonscherben, die sich auf die Zeit zwischen 4500 bis 3500 v. Chr. datieren lassen. Darüber hinaus konnte eine Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert v. Chr. ausgegraben werden. Weitere beeindruckende archäologische Funde sind der Teich von Siloah und der Hiskija-Tunnel, durch den Touristen aus aller Welt noch heute wandern können.



Wer damit noch nicht genug hat, kommt im Rockefeller-Museum voll und ganz auf seine Kosten. Das 1927 erbaute Museumsgebäude, dessen Errichtung massgeblich von dem US-Amerikaner John D. Rockefeller Jr. finanziell unterstützt wurde, ist eines der grössten archäologischen Museen in Israel. Das Gebäude ist von dem britischen Architekten Austin Harrison in neogotischem Stil errichtet und enthält eine grosse Sammlung von Artefakten. In verschiedenen Galerien können Besucher antike Fundstücke aus der Römerzeit, aber auch mesopotamische, ägyptische und eine Vielzahl anderer Fundstücke bestaunen.



 

Titelbild: Muzeum Yad Vashem © sebgow / fotolia.com

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Geboren und aufgewachsen bin ich in einem kleinen Ort, der zu Heilbronn gehört, studiere aber mittlerweile in Heidelberg, einer der schönsten Städte Deutschlands, Germanistik und Anglistik, wodurch das Verfassen von Texten eine meiner Hauptaufgaben darstellt.

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