Alpiner Tourismus im Aufwind
VON Natalia Muler Schweiz
Der Franken ist und bleibt stark, der Klimawandel macht Sorgen, und auch im Nachwuchsbereich läuft nicht alles glatt. Dennoch oder teils gerade deshalb rechnen die Schweizer Touristiker mit einer weiteren positiven Entwicklung des alpinen Tourismus.
Nach Ansicht von Schweiz-Tourismus-CEO Jürg Schmid werden die zunehmenden Temperaturen in den Städten und am Mittelmeer zu einer „Renaissance der alpinen Sommerfrische“ führen. Zugleich werden seiner Einschätzung nach die vielfältigen Herausforderungen in der Branche einen neuen Innovationsschub auslösen. Es müsse allerdings gelingen, die besten Köpfe wieder in den Tourismus zu bringen, das Berufsbild attraktiver zu machen. „Die Branche muss sich bewegen“, so Schmid.
Unter dem Motto „Re-Invent Mountains – aber wie?“ gab Schmid in der Top Speaker Lounge der Handelskammer Schweiz, Liechtenstein und Österreich im Novomatic Forums einen Überblick über die Herausforderungen des Alpintourismus, der in Schweiz ebenso wie in Österreich oder Frankreich unter steigenden Kosten und sinkender Profitabilität leide.
Die kürzere Aufenthaltsdauer der Gäste müsse durch ein Mehr an Gästen wettgemacht werden, stagnierende Gästezahlen durch die Erschliessung neuer Märkte insbesondere in Fernost. Zu bewältigen seien zudem der fehlende Ski-Nachwuchs, fehlende Schneesicherheit und Verlust zahlreicher Skigebiete ebenso wie die fehlende „Coolness“ im Sommer.
Qualität statt Preiskampf
Der Tourismus wird auch künftig von Sinnsuche, Erlebnissen und Innovationen bestimmt, zeigte sich Schmid überzeugt. Die Chance liegt dabei immer im „Billiger oder Besser“ als andere. Für die Schweiz sei klar, die „Preisführerschaft“ werde man nicht erringen können, und die „Erlebnisführerschaft“ nur über ein Optimieren auf allen Ebenen von Infrastruktur x Qualität x Differenzierung x Leidenschaft. Wenn nur ein Faktor dieser Multiplikation null ist, sei auch das ganze Ergebnis null, erklärte der Tourismusmanager. Der Alpentourismus müsse mit Sehnsucht und Emotionen arbeiten, mit Sightfeeling statt Sightseeing.
Die Schweiz entdecken, erleben und geniessen
Schmid skizzierte einige Antworten der Schweizer Touristiker auf die vielfältigen Herausforderungen: die Wiederentdeckung bäuerlicher Werte, Authentizität, Nachhaltigkeit ohne Entbehrung, Volonteering und Naturnähe für gestresste Städter als Milliardenmarkt und natürlich Innovationen wie „Mein erster Schnee – Das all-in-one Erlebnis“ für Asiaten, „Orte der Ruhe – Destinations of a Lifetime“, neue Bewegungsformen im Winter für Nicht-Skifahrer oder eine „Cabrio-Bahn“ für das Bergerlebnis.
Mit der „Grand Tour of Switzerland“ hat Schweiz Tourismus im vergangenen Jahr eine eigene 1.643 Kilometer lange Autoroute zur Entdeckung der Eidgenossenschaft entwickelt, die sehr gut angenommen wird.
Safety first
In der anschliessenden Diskussionsrunde war man sich einig, dass die Alpenregion von den krisenhaften Entwicklungen im arabischen Raum und ihren Auswirkungen im Mittelmeer profitieren wird. Die Irritationen durch Krieg, Terrorismus und Flüchtlinge hätten derzeit grosse Auswirkungen auf das Reiseverhalten, die Befindlichkeit werde deutlich sensibler, so Franz Gredler vom Reiseveranstalter Eurotours. Zuhause bleiben ja, aber ob das Urlaub im eigenen Land bedeute, sei noch fraglich.
Rummel oder Ruhe?
Laut Tourismusberater Arnold Oberacher müsse sich jede Alpendestination in der Angebotsgestaltung zwischen „Rummel oder Ruhe“ entscheiden. Ob Spass und Vergnügen oder Genuss, Wellness und Wohlfühlen: Die Frage sei am Ende, wie wir die vorhandenen hohen Bettenkapazitäten am besten füllen. Die zentrale Wertschöpfung in den Alpen erfolgt heute im Winter, wichtig wäre es nun, den Sommer wieder weiterzuentwickeln. Vielen Orten fehle das Profil für die warme Jahreszeit.
Artikel von: pressetext.com
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