Das Berliner Stadtschloss – Baudenkmal der Vergangenheit und Zukunft

Es gibt viele Baustellen in der deutschen Hauptstadt. Nicht nur der neue Berliner Flughafen sorgt dabei immer wieder für Schlagzeilen, sondern auch das Berliner Stadtschloss, an dem derzeit kräftig gebaut wird. Immerhin die Nachrichten dieses Projektes sind positiv. Bau und Kosten sind im Plan: Wenn alles klappt, wird der Rohbau noch Ende dieses Jahres fertig, ab 2019 soll die Nutzung als Humboldt-Forum erfolgen. Dann besitzt Berlin eine neue alte Sehenswürdigkeit in seiner Mitte.

Bis 1918 Königs- und Kaiserresidenz

Wer derzeit die Baustelle gegenüber von Berliner Dom und Lustgarten besucht, sieht vor allem Betonwände, die in bemerkenswerter Geschwindigkeit nach oben wachsen, und die Humboldt-Box – ein futuristisch anmutendes Gebilde, das sich mit der Geschichte des Ortes und des Baus befasst. Tatsächlich befindet man sich hier an einem Platz, der wie kaum ein anderer die Wechselfälle deutscher Geschichte widerspiegelt.

An dieser Stelle errichtete einer der zahlreichen Brandenburger Kurfürsten im 15. Jahrhundert sein Residenzschloss, damals noch mehr eine Burg. Unter seinen Nachfolgern wurde der Bau dann erneuert, erweitert und immer wieder verändert. Zunächst dominierte im Erscheinungsbild der Renaissance-Stil, daraufhin wurde unter Preussens erstem König Friedrich I. das Schloss in barocker Weise grundlegend neu gestaltet. Der geniale Baumeister Andreas Schlüter prägte dabei den Bau entscheidend und machte ihn zum bedeutendsten Werk des protestantisch-weltlichen Barock in Deutschland. Den preussischen Königen und späteren deutschen Kaisern diente das Stadtschloss bis 1918 als ihr Sitz.


Das Berliner Stadtschloss um 1900 (Bild: Wikimedia)


Paradeplatz und Palast der Republik

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt, ein möglicher Wiederaufbau wurde aber von den kommunistischen Herrschern in Ostberlin aus ideologischen Gründen abgelehnt. 1950 wurde das Gebäude gesprengt. Danach diente der leere Schlossplatz über Jahrzehnte als Aufmarsch- und Kundgebungsgelände. In den 1970er-Jahren wurde an der Stelle des Schlosses der Palast der Republik errichtet, ein Repräsentativbau der DDR im Stil der Zeit. Er war Sitz der Volkskammer der DDR und wurde für Kulturveranstaltungen genutzt. Zu seiner Zeit galt er als Aushängeschild des ostdeutschen Staates. Jedoch verlor nach der Wiedervereinigung der Palast seine Funktion, Asbestverseuchung bewirkte schliesslich seinen Abriss. Damit stellte sich erneut die Frage nach der Nutzung des Platzes.


Modell des durch Schlüter barockisierten Schlosses (Bild: Mark Ahsmann, Wikimedia, CC)


Rekonstruktion und Neuschöpfung

Nach einer kontrovers geführten Diskussion entschied man sich für den Wiederaufbau des alten Stadtschlosses in veränderter Form. Der jetzt entstehende Bau ist daher nicht einfach eine Rekonstruktion, sondern stellt in Teilen auch eine Neuschöpfung dar. Rekonstruiert werden vor allem die historischen West-, Süd- und Nordfassaden mit der markanten Kuppel in der Mitte der Vorderfront. Auch Teile der früheren Innenhöfe, Eosander-Hof und Schlüter-Hof, werden wiedererrichtet. Zur Ostseite und im Bereich der Innenhöfe zeigt das Schloss dagegen künftig auch ein modernes Gesicht. Damit wird ein Vorschlag des italienischen Architekten Franco Stella umgesetzt, der den zum Neubau veranstalteten Architekten-Wettbewerb gewonnen hat.


Freigelegte Kellerreste des Berliner Stadtschlosses (Bild: Pcanterino, Wikimedia, CC)


Berlins historische Mitte komplett

Mit der Wiedererrichtung des Schlosses erhält Berlin seine historische Mitte zurück. Die wiederhergestellten Fassaden des Stadtschlosses ergänzen sich harmonisch zum Berliner Dom, den Bauten der Museumsinsel und der Strasse Unter den Linden in unmittelbarer Nachbarschaft. Hier klaffte seit der Sprengung des Schlosses eine grosse Lücke, die auch durch den – wie ein Fremdkörper wirkenden – Palast der Republik nicht geschlossen werden konnte.



Ort der Weltneugier und des Weltwissens

Nach der Fertigstellung wird das Berliner Stadtschloss zu einem Ort der Wissenschaft, Kunst und Kultur werden. So ist geplant, die bisher in Berlin-Dahlem angesiedelten Museen Ethnologisches Museum und Museum für Asiatische Kunst künftig im Schloss unterzubringen. Ausserdem sollen die wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität sowie aussereuropäische Literaturbestände der Berliner Landes- und Zentralbibliothek hier zusammengeführt werden. Das neue Humboldt-Forum soll ein Ort der Weltneugier und des Weltwissens werden.

 

Oberstes Bild: Baustelle des Stadtschlosses in Berlin-Mitte Ende Mai 2014 (© Miriam Guterland, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=berlin&hl=de&sll=52.463732,13.299538&sspn=0.239713,0.676346&oq=berlin&hnear=Berlin,+Deutschland&t=m&z=10″ size=“350″]

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem grossen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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