Disentis im schönen Kanton Graubünden: Vorreiter der rätoromanischen Kultur

Nicht viele Menschen in der Schweiz sprechen noch Rätoromanisch. Was nicht heisst, dass die rätoromanische Sprache und Kultur im Begriff sind auszusterben. In Disentis schlägt ihr pulsierendes Herz!

Doch in noch einer weiteren Hinsicht ist Disentis eine „Trutzburg“. Und ein touristisches Juwel obendrein.

Eigentlich hat die Gemeinde ja eine Doppelbezeichnung: Disentis/Mustér. Beide Namen spiegeln dabei einen charakteristischen Aspekt des Alpendorfs wider. Disentis kommt vom lateinischen „desertina“, was soviel wie „unbewirtschaftete Gegend“ bedeutet.


Disentis/Mustér – Blick nach Westen (Bild: Adrian Michael, Wikipedia, GNU, CC BY-SA 3.0)

Wie der bergige Grossteil des Kantons Graubünden ist auch Disentis landwirtschaftlich gesehen eher schwieriges Territorium, wobei heutzutage immerhin circa die Hälfte der Bodenfläche als fruchtbar gilt. Mustér wiederum entstammt dem lateinischen „monasterium“, Kloster. Um 720/750 gründete der burgundische Benediktinermönch Sigisbert hier ein Kloster. Damit reicht die verbürgte Geschichte von Disentis/Mustér fast 1300 Jahre zurück.

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Benediktinerkloster Disentis
Via Claustra 1
CH-7180 Disentis/Mustér

+41 (0)81 929 69 04 (Tel.)

kkd@kloster-dientis.ch (Mail)
www.kloster-disentis.ch (Web)

Besagtes Kloster ist auch heute noch kulturelles Zentrum nicht nur der Region, sondern ganz Graubündens. Zwischendurch war es lange Sitz eines Kirchenstaats, dessen Macht erst mit der Gründung des Grauen Bunds im ausgehenden Mittelalter zu schwinden begann.


Benediktinerkloster Disentis (Bild: DHD-Media)

Politische Macht ist heute im Kloster Disentis vollständig abwesend, sein Einfluss liegt vielmehr in seiner Rolle als Zentrum der rätoromanischen Kultur, die sich in der Region allen Widrigkeiten zum Trotz gehalten hat. Nicht zuletzt sicherlich aufgrund des klösterlichen Gymnasiums, das überregionale Reputation geniesst.

Die Robustheit der rätoromanischen Kultur zeigt sich unter anderem darin, dass „Romontsch Sursilvan“, wie der regionale Dialekt genannt wird, in Disentis/Mustér Amtssprache ist.


Blick auf Disentis mit dem Kloster (Bild: SCK_Photo – shutterstock.com)

Disentis hat rund 2200 Einwohner. Zur Hochsaison, vor allem im Winter, dürften es fast noch einmal so viele Touristen sein. Die Ortschaft hat viel zu bieten, für Wintersportler zunächst einmal das Skigebiet „Disentis 3000“, das sich bis auf namensgebende Seehöhe hinaufschwingt. Daneben existieren rund 30 km Langlaufloipen sowie ein bedeutendes Sport- und Kulturzentrum.


Disentis – ein traumhaftes Winterreiseziel (Bild: makasana photo – shutterstock.com)

Sommerurlauber haben gut 150 km Wanderwege zur Verfügung. Ein weiteres Highlight ist der Campingplatz in Fontanivas, wunderschön an einem Badesee gelegen. Nebenan kann man sich ein bisschen wie im Eldorado fühlen und Gold aus dem Vorderrhein waschen.


Badesee beim Campingplatz Fontanivas (Bild: Adrian Michael, Wikipedia, GNU, CC BY-SA 3.0)

Wirtschaftlich ist Disentis vor allem durch zwei Unternehmen geprägt. Die Zai AG stellt Ski, Skibekleidung und Golfschläger her – im Skibereich ist Zai der einzige Hersteller, dessen Ski einen Kern aus Gneis besitzen. Leider musste aus finanziellen Gründen die Produktion ins Aargau auswandern, Service und After Sales blieben jedoch in Disentis.

In jedem Fall hält Zai ganz im Sinne seines Hauptsitzes die rätoromanische Sprache hoch: Die Namen sämtlicher Modelle stammen aus dem Rätoromanischen. Beim zweiten Hauptarbeitgeber, der Distec AG, werden Metall-Präzisionsteile für die Aviatik, den Fahrzeugbau und die Industrie gefertigt.


Rhätische Bahn bei Disentis (Bild: SCK_Photo – shutterstock.com)

Ein ganz besonderer Leckerbissen für alle, die sich für Geschichte und Militär interessieren, ist das Stalusa-Festungsmuseum. Die Stalusa ist eine Infanteriefestung, die im Kalten Krieg eingerichtet wurde. Heute ist sie zwar nicht besetzt, aber auch nicht (!) desarmiert.



Überhaupt verbergen sich an der „unschuldigen“ Via Sursilvana zwischen Disentis und Somvix einige militärische Überraschungen wie maschinengewehrbestückte Bunker oder sprengbare Brücken. In diesem Sinne ist Disentis nicht nur sprachlich und kulturell eine „Trutzburg“.

 

Titelbild: Milosz Maslanka – shutterstock.com
Bild im blauen Kasten: © DHD-Media

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