Quedlinburg – Weltkulturerbe am Harz
VON Stephan Gerhard Alle Länder Europa
Osterpfalz ottonischer Herrscher
Die Stadt liegt im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt am Flüsschen Bode. Mit rund 25.000 Einwohnern ist Quedlinburg heute eher eine Kleinstadt, und man würde kaum vermuten, dass hier einmal so etwas wie das politische Zentrum unseres Nachbarlandes war. Dies ist allerdings lange her. Im 10. Jahrhundert wurde Quedlinburg zu der Königspfalz bestimmt, in der die ottonischen Herrscher häufig das Osterfest verbrachten. Diese Funktion behielt der Ort bis ins 12. Jahrhundert auch unter den Nachfolgern der Ottonen. Hier wurde Reichsgeschichte geschrieben. Die dramatischen Ereignisse um die Thronfolge des Kind-Kaisers Otto III. sind wesentlich in Quedlinburg verortet.
Auch nach dieser Ära konnte sich die Stadt dank ihres wirtschaftlichen Erfolges gut entwickeln. In dieser Zeit entstanden die meisten, heute noch zu sehenden Fachwerkbauten. Die Blütezeit hielt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an.
Quedlinburger Dom und Domschatz
Das weithin sichtbare Zeichen der Ottonen-Zeit ist die Stiftskirche St. Servatius auf dem Schlossberg – auch als Quedlinburger Dom bezeichnet. Der doppeltürmige Bau stammt in seiner heutigen Form aus dem 11. Jahrhundert und zeigt eine typische romanische Gestaltung mit Rundbögen und Säulen im Inneren. Die Kirche diente als Grablege für König Heinrich I. Zur Erinnerung an den König wurde hier ein Damenstift errichtet, dessen erste Äbtissin Mathilde grossen politischen Einfluss besass und zeitweise die deutsche Regentschaft ausübte.
Unbedingt sehenswert ist der berühmte Quedlinburger Domschatz, der wertvolle Evangeliare und andere Stücke enthält. Er kehrte nach einer Odyssee nach dem Zweiten Weltkrieg erst in den 1990er-Jahren wieder nach Quedlinburg zurück. Gegenüber der Stiftskirche liegt das Schloss. Dabei handelt es sich um einen Renaissancebau, der dem Damenstift für Wohn-, Repräsentations- und Wirtschaftszwecke diente. Vom Schlossberg bietet sich ein wundervoller Blick auf die roten Dächer Quedlinburgs.
Fachwerk aus sechs Jahrhunderten
Im Bereich der Altstadt gibt es noch weitere architektonisch wertvolle Kirchenbauten, zum Beispiel die ebenfalls romanische St.-Wiperti-Kirche oder die gotischen Kirchen St. Nikolai und St. Aegidii. Die Hauptattraktion des historischen Zentrums bilden aber zweifelsohne die Fachwerkhäuser. Die meisten von ihnen sind im 17. und 18. Jahrhundert entstanden. Es empfiehlt sich, einfach durch die alten Gassen zu schlendern und die Fachwerk-Architektur auf sich wirken zu lassen. Viele Bauten sind reich verziert, andere präsentieren sich eher in strengen geometrischen Formen und schlicht. Man kann sicher nicht allen Details folgen, sondern muss das Gesamtensemble der Altstadt betrachten. Insgesamt sechs Jahrhunderte Fachwerkbau sind hier bis heute gegenwärtig.
Wehrtürme und alte Mauern
Obwohl das Fachwerk dominiert, gibt es auch ein paar sehenswerte Steinbauten. Dazu gehört zum Beispiel das Rathaus am Marktplatz. Es ist eines der ältesten Rathäuser in diesem Teil Deutschlands und entstand als gotischer Bau im 13. Jahrhundert. Ein anderer schöner Bau ist das sogenannte Stadtschloss, ein Werk im Stil der Renaissance. Es wird heute als Hotel genutzt. Es sind auch noch etliche Teile der mittelalterlichen Stadtmauer mit ihren typischen Wehrtürmen erhalten.
Ein Besuch in Quedlinburg ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Ein Abstecher in die alte Stadt – zum Beispiel bei einer Reise in den Harz oder einem Aufenthalt in Magdeburg, der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt – ist ein besonderes Erlebnis.
Oberstes Bild: Quedlinburg gehört wegen seiner Fachwerk-Architektur zum UNESCO-Weltkulturerbe. (© Z thomas, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Quedlinburg&hl=de&sll=51.358062,10.415039&sspn=10.613057,19.753418&oq=Quedlinburg&hnear=Quedlinburg,+Sachsen-Anhalt&t=m&z=12″ size=“350″]