Yverdon-les-Bains – Badetradition im Kanton Waadt

Etwa dreissig Kilometer nördlich von Lausanne liegt Yverdon-les-Bains – ein traditionsreicher Badeort im Kanton Waadt. Schon die Römer kannten die Heilwirkung der schwefelhaltigen Thermalquellen vor der Stadt und wussten sie zu nutzen.

Trotz dieser langen Badetradition führt Yverdon das „le Bains“ erst seit 25 Jahren im Namen. Den zahlreichen Kur- und Badegästen, die den Ort am Südwestende des Neuenburger Sees aufsuchen, mag das gleichgültig sein.

Bade-Tourismus im heutigen Sinne erlebte im 18. Jahrhundert in Yverdon eine erste Blütezeit. Damals entstand das heutige Grand Hôtel des Bains mit seiner charakteristischen Kuppel, der Orangerie und dem Brunnen. Als Siedlungsort ist Yverdon allerdings wesentlich älter. Erste Siedlungsspuren stammen bereits aus dem Neolithikum um 4‘000 vor Christus. Die Römer nutzten eine bestehende keltische Bezeichnung und nannten die von ihnen hier errichtete Militärsiedlung „Eborodunum“. Daraus wurde später Yverdon.


Neuenburger See (Bild: Zacharie Grossen, Wikimedia, CC)

Unter der Herrschaft Savoyens

Im frühen Mittelalter erlebte Yverdon sehr wechselvolle Zeiten. Das änderte sich erst mit der Erbschaft und Inbesitznahme des Ortes durch die Grafen und späteren Herzöge von Savoyen im 13. Jahrhundert. Graf Peter II. von Savoyen liess die Stadt an der Stelle des heutigen historischen Zentrums neu errichten, befestigte und erbaute das Wahrzeichen Yverdons – das Schloss. Erst im 16. Jahrhundert begann mit der Berner Herrschaft die Schweizer Geschichte der Stadt.

Obwohl im Mittelalter begründet, atmet die Altstadt von Yverdon eher den Geist des Barock oder Rokoko – mit unübersehbar französisch-italienischem Charme. Dazu trägt unter anderem die reformierte Kirche mit ihrer typisch barocken Fassade bei. Sie ist zweifellos der eindrucksvollste Barockbau der Stadt – mit einer reich gegliederten Frontseite und einem schlichten Inneren, ganz im protestantischen Geist. Mit der Berner Herrschaft hatte die Reformation zuvor Einzug in die vorher katholische Stadt gehalten. Auch zahlreiche Bürgerhäuser und Repräsentativbauten im Zentrum zeigen sich im charakteristischen Stil des 17. und 18. Jahrhunderts.


Hôtel de Ville in Yverdon-les-Bains (Bild: Olivier Anh, Wikimedia, GNU)

Eine feste Burg neben barocker Heiterkeit

Demgegenüber wirkt das Schloss fast wie ein Fremdkörper – und ist tatsächlich ein Bau aus einer anderen Zeit. Vierflügelig im Grundriss, mit einem massiven Rundturm an jeder Ecke und nur wenigen Fenstern ausgestattet bildet es einen starken Kontrapunkt zu der barocken Heiterkeit ringsum. Genau genommen ist es eine Burg, weniger ein Schloss.

Und die Wehrhaftigkeit war auch der Hauptgedanke bei der Errichtung des Baus im 13. Jahrhunderts. Der berühmte Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi richtete hier im 19. Jahrhundert eine Schule ein – das Pestalozzidenkmal gleich nebenan erinnert daran. Heute dient das Schloss als Heimstatt für das „Musée d’Yverdon“ – es zeigt Fundstücke aus 6‘000 Jahren Ortsgeschichte – und für Wechselausstellungen des Schweizer Modemuseums.

Wenn Sie den steinzeitlichen Spuren von Yverdon folgen wollen, empfiehlt sich ein Besuch des „Alignements von Clendy“ am Ostrand der Stadt. Die prähistorische Steinallee besteht aus 45 Menhiren und Statuenmenhiren. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt wurde sie erst in den 1970er Jahren wiederhergestellt. Sie ist in dieser Form in der Schweiz einmalig. Den noch erhaltenen römischen Fundamenten von Eborodunum können Sie dagegen in der Rue de Valentin begegnen.


Das Schloss von Yverdon (Bild: Claudio Giovanni Colombo – Shutterstock.com)

Badekultur – schon von berühmten Philosophen geschätzt

Oder Sie widmen sich dem, was Yverdon in besonderer Weise ausmacht – der Badekultur der Stadt. Im 18. Jahrhundert galt Yverdon als Bad der Philosophen, Wissenschaftler und Schriftsteller – ein Grund, warum es zu dieser Zeit alleine sieben Druckereien in Yverdon gab. Zu den berühmten Gästen der Stadt gehörte u. a. Jean-Jacques Rousseau, der hierher zu seinem Freund Rougin geflüchtet war.

Einen neuen Aufschwung nahm der Badebetrieb im ausgehenden 19. Jahrhundert, als man die Hydrotherapie und ihre Anwendungen entdeckte. Das Casino, das heutige Théâtre Benno Besson, ist ein Beispiel für die typische Architektur dieser Zeit. Heute bietet das moderne Thermalzentrum von Yverdon-les-Bains den Kur- und Badegästen Ruhe und Entspannung. Dabei kommt noch immer das schwefelhaltige Wasser zum Einsatz, das bereits die Römer vor 2‘000 Jahren zu schätzen wussten. Die Eröffnung des Thermalzentrums brachte dem Badebetrieb neuen Schwung.


Théâtre Benno Besson (Bild: Σπάρτακος, Wikimedia, CC)

Am Lac de Neuchâtel die Seele baumeln lassen

Wenn Sie danach noch immer Ruhebedürfnis haben, hilft Ihnen vielleicht ein Spaziergang am Seeufer mit seinen Grünanlagen, zum Beispiel dort, wo das Flüsschen Orbe in den Lac de Neuchâtel mündet. Beim Blick auf den See können Sie die Seele baumeln lassen.


Lac de Neuchâtel (Bild: Mihai-Bogdan Lazar – Shutterstock.com)

Fazit

Yverdon-le-Bains im Kanton Waadt kann auf eine lange Badetradition zurückblicken. Auch heute bieten die Thermalquellen Kurgästen Ruhe und Erholung.



 

Artikelbild: Stadtkirche von Yverdon (© Stefano Ember – Shutterstock.com)

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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