Facettenreiches Tirana: auf Endeckungstour in Albaniens junger Hauptstadt

Die albanische Hauptstadt Tirana zählt nicht gerade zu den typischen Reisezielen im Osten Europas. Mehr noch, viele Menschen verbinden den Gedanken an albanische Städte automatisch mit den zweifelhaften Machenschaften der albanischen Mafia. Umso grösser ist die Überraschung beim Besuch in Tirana, denn Albaniens Hauptstadt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer quirligen, jungen Metropole entwickelt, in der das gefährlichste wohl der Verkehr ist.

Tirana ist traditionell geprägt von seiner Lage zwischen Ost und West, von der Nähe zu Italien und Europa ebenso wie von seiner Sowjet-Vergangenheit und einer grossen muslimischen Gemeinschaft. Filigrane Minarette wechseln sich im Stadtbild mit kommunistischen Wandbildern ab, und zwischen all den Spuren einer wechselhaften Vergangenheit laden die trendigen Boutiquen, Cafés und Bars des Prachtboulevards Blloku zum Bummeln ein.

Was auch immer den Besucher nach Tirana führt, sei es das pulsierende Nachtleben der Stadt, die unzähligen Museen und kulturellen Einrichtungen oder einfach das staubige und zugleich so farbenfrohe Gesicht einer Stadt, die nie wirklich zur Ruhe zu kommen scheint – ein Besuch in der albanischen Hauptstadt eröffnet ein ganz neues Bild von einer vielfach missverstandenen Nation.


Weltzentrum des islamischen Bektaschi-Ordens in Tirana (Bild: Albinfo / Wikimedia / public domain)


Vom Marktflecken zur Hauptstadt

Obwohl die Ursprünge der Ortschaft Tirana bis mindestens ins Mittelalter zurückreichen, war die heutige albanische Hauptstadt lange Zeit nicht viel mehr als ein unbedeutender Marktflecken. Dass die Siedlung am Berg Dajti die grösseren Städte Shkodra, Korça, Skopje und Prizren schliesslich an kultureller und politischer Bedeutung überholte, hat seinen Grund in der Entscheidung des Nationalkongresses, Tirana 1920 zur albanischen Hauptstadt zu machen. Erst ab diesem Zeitpunkt entstanden innerhalb von kurzer Zeit die städtischen Strukturen, die bis heute das Stadtbild von Tirana prägen – nicht zuletzt auch mit italienischer Unterstützung, was die italienischen Einflüsse in den Gebäuden rund um den zentralen Skanderberg-Platz erklärt.

Der wirtschaftliche Aufschwung seit Beginn des 21. Jahrhunderts führte zu einer umfassenden Modernisierung der städtischen Architektur, die Tirana zu neuer Attraktivität und Vielseitigkeit verholfen hat. Neben traditionsreichen kulturellen Einrichtungen wie der albanischen Nationalbibliothek oder dem Kulturpalast mit dem staatlichen Opern- und Balletttheater laden auch viele bedeutende Museen in Tirana zu einem Besuch ein, allen voran das Historische Nationalmuseum mit über einer Million Besuchern pro Jahr, in dem Hunderte von Objekten und Ikonen von der Antike bis zur Zeit der kommunistischen Herrschaft ausgestellt sind. Auch das Archäologische Nationalmuseum und die Nationale Kunstgalerie zählen zu den bedeutendsten Museen des Landes.


Grösstes Museum Albaniens: das Historische Nationalmuseum (Bild: Dori / Wikimedia / CC)


Erinnerungen an osmanische und sowjetische Zeiten

Der osmanischen Herrschaftszeit hat Tirana einige seiner ersten wichtigen Bauwerke zu verdanken, und Monumente wie die Et’hem-Bey-Moschee oder der 35 m hohe Uhrturm von Tirana direkt neben der Moschee prägen bis heute das Stadtbild. Der charakteristische viereckige Glockenturm, der zwischen 1822 und 1830 auf Befehl des Paschas Et’hem Bey errichtet wurde, war noch bis 1970 das höchste Gebäude der Stadt und zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Tirana.

Auch die Zeit der kommunistischen Herrschaft hat das Stadtbild der albanischen Hauptstadt wesentlich geprägt – zum einen mit Monumentalbauten wie der Piramida, einem ehemaligen Museum und heutigen Veranstaltungszentrum, zum anderen aber auch mit den charakteristischen sowjetischen Plattenbauten. Diese erwecken mittlerweile auf ganz ungewöhnliche Weise die Aufmerksamkeit der Besucher, denn im Rahmen öffentlicher Mal-Aktionen wurden die alten grauen Plattenbau-Fassaden vor einigen Jahren komplett umgestaltet und mit extravaganten Mustern und Farben in urbane Kunstwerke verwandelt.


Neugestaltete Plattenbauten in Tirana (Bild: The Central Intelligence Agency / Wikimedia / public domain)


Kultur und Kunst in Tirana erleben

Als kulturelles Zentrum Albaniens verfügt Tirana über eine Vielzahl kultureller Einrichtungen, darunter alteingesessene Institutionen wie das staatliche Opern- und Balletttheater, das Historische Nationalmuseum und das Archäologische Nationalmuseum, aber auch viele innovative junge Kulturstätten. Das Nationale Kunstmuseum am Bulevardi Deshmoret e Kombi ist das grösste Kunstmuseum Albaniens mit weit über 4000 Werken albanischer und internationaler Künstler, und auch unzählige Kunstgalerien sind entlang der grossen Boulevards der Stadt angesiedelt.

Ein ganz anderes Erlebnis bietet ein Besuch der Festung Petrela südlich der Stadt. Das mächtige Gemäuer aus frühbyzantinischer Zeit zählt zu den besterhaltenen Festungsanlagen in Albanien und bietet neben traumhaften Ausblicken auch einen authentischen Eindruck von der Zeit der ottomanischen Bedrohung, als von Festungsanlagen wie der von Petrela Ausschau nach ottomanischen Truppen gehalten wurde, die von der 40 km entfernten Adriaküste ins Landesinnere eindrangen. Heute ist in der Festung Petrela ein Restaurant geöffnet, das regelmässig Besucher aus Tirana und aus der näheren Umgebung anlockt.


Festung Petrela südlich von Tirana (Bild: Albinfo (/ Wikimedia / CC)


Ausspannen und feiern in Albaniens Hauptstadt

Tirana ist heute das unbestrittene Zentrum des albanischen Nachtlebens, und vor allem entlang des Prachtboulevards Blloku reihen sich die angesagten Bars, Clubs und Diskotheken. Aber auch für Besucher, die sich ein wenig vom Stadttrubel erholen möchten, bieten die ausgedehnten Parkanlagen der Innenstadt unzählige Möglichkeiten, einen Tag im Grünen zu geniessen. Ein beliebtes Ausflugsziel der Einwohner ist der Stadtpark Parku i madh im Süden der Stadt, der an einem künstlichen See mit viel Natur am Fusse der umgebenden Berge lockt. Ein ganz besonderes Erlebnis ist ausserdem eine Seilbahnfahrt zu Tiranas Hausberg, dem Dajti, auf dem neben einem spektakulären Ausblick auf Tirana auch viele Wanderrouten und Sportmöglichkeiten für Erholung sorgen.

 

Oberstes Bild: Skanderberg-Platz mit Uhrturm, Et’hem-Bey-Moschee und Ministerien (Bild: Julo / Wikimedia / CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“]


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