Matera - Weltkulturerbe in der Basilikata
VON Stephan Gerhard Alle Länder Europa
Vor allem von Individualtouristen ist die Basilikata in den letzten Jahren als Reiseziel entdeckt worden. Dazu hat nicht nur ihre abwechslungsreiche Landschaft beigetragen – es gibt hier fast alpine Berglandschaften wie die lukanischen Dolomiten oder das Pollino-Massiv im Nationalpark Pollino. Auch sehenswerte Orte hat die Basilikata zu bieten. Dazu gehört ganz sicher Matera.
Stadt der Sassi
Matera liegt etwa eine Autostunde südwestlich von Bari in der östlichen Basilikata und ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Rund 60’000 Menschen leben hier. Matera weist eine malerische Lage am Rande einer Schlucht auf und ist bereits seit Jahrtausenden besiedelt. Die Stadt bildet damit eine der ältesten Siedlungen Italiens überhaupt. Was Matera so besonders macht, sind die Sassi genannten Höhlensiedlungen der Altstadt, die seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.
Das weiche Tuffgestein der Region bot bereits vor Urzeiten ideale Voraussetzungen, um Höhlen anzulegen. Damit waren hier ähnliche geologische Voraussetzungen für eine menschliche Nutzung gegeben wie zum Beispiel in Kappadokien in der Türkei. Ursprünglich wurden zunächst vorhandene natürliche Höhlen zum Wohnen verwandt. Später wurden diese Höhlen dann erweitert und auch mit Vorbauten versehen. So entstand im Lauf der Jahrhunderte eine ganze Stadt aus Höhlenhäusern auf mehreren Ebenen, die Matera heute so einzigartig machen.
Ganze Kirchen, Kapellen und Klöster wurden neben Wohnungen in das Felsgestein hineingegraben. Die meisten von ihnen sind im Hochmittelalter entstanden und zeigen zum Teil noch alte Fresken – auch das ist eine Parallele zu den Felskirchen Kappadokiens. Hier lebten einst viele Mönche. Insgesamt bietet die Altstadt von Matera einen verwirrenden Komplex von Gassen, Treppen und Höhlenbauten, der sich fast ungeordnet an den Hängen der Schlucht ausbreitet.
Einst verpönt – heute wieder begehrt
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lebten hier rund 15’000 Menschen – zum Teil unter erbärmlichen hygienischen Bedingungen. Lange galten die Höhlenwohnungen als eine nationale Schande und ein Zeichen übergrosser Armut. Daher wurden die Bewohner schliesslich umgesiedelt und die Altstadt verfiel. Erst später entdeckte man den historischen und kulturellen Wert der Siedlung und kümmerte sich um ihren Erhalt. Die Ernennung zum Weltkulturerbe bildete hierfür einen wichtigen Impuls.
Heute sind die Höhlen zum Teil wieder begehrt. Sie bieten Raum für Szenewohnungen, Restaurants, Hotels und Bars. In der sogenannten Casa Grotta ist ein Museum eingerichtet worden, das noch eine Vorstellung vom ursprünglichen Leben in einer Höhle vermittelt. Die urtümliche Höhlenwelt von Matera bildete in den letzten Jahrzehnten eine beliebte und bevorzugte Filmkulisse für Werke, die sich mit biblischen und neutestamentarischen Themen befassen. So wurde hier ein Grossteil der Aussenszenen von Mel Gibsons ‚Passion Christi‘ gedreht – nur ein Beispiel unter vielen.
Von Matera zum Golf von Tarent
Auch ausserhalb der Sassi hat Matera Sehenswertes zu bieten: die mächtige Festung Castello Tramontano aus dem 16. Jahrhundert, die Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert und einige barocke Kirchenbauten im Bereich der Stadt. Im nahen Parco della Murgia Materana lässt sich die typische Karstlandschaft der Gegend erleben, die die geologische Voraussetzung für die Höhlenbildung geschaffen hat.
Von Matera aus erreicht man übrigens gut den nahen Golf von Tarent am Ionischen Meer. Hier gibt es ausgezeichnete Strände und Bademöglichkeiten, zum Beispiel im Badeort Policoro – ein schöner Kontrast zum Besuch in Matera.
Oberstes Bild: Matera in der süditalienischen Basilikata (Tango7174, WIkimedia, GNU)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Matera,+Italien&hl=de&sll=46.813187,8.22421&sspn=2.154157,5.410767&oq=Matera,+&hnear=Matera,+Basilicata,+Italien&t=m&z=13″ size=“350″]