Salvador da Bahía - Brasiliens afrikanischen Wurzeln auf der Spur

Salvador da Bahía, Brasiliens drittgrösste Stadt, ist das unbestrittene afrikanische Herz des Landes. Seit Jahrhunderten prägen die Nachkommen afrikanischer Sklaven die Kultur, Religion und Küche der Hafenstadt, die bis 1763 als Hauptstadt das wirtschaftliche und kulturelle Leben Brasiliens bestimmte.

Gesäumt von einer faszinierenden Küstenlandschaft mit traumhaften Stränden, vorgelagerten Inseln und tropischer Vegetation, zeichnet sich Salvador wie kaum eine andere brasilianische Metropole durch seine ungeschliffene, farbenprächtige Schönheit aus. Neben der malerischen kolonialen Altstadt ist es vor allem die Lage an den Hängen einer Bergkette, die der Stadt einen ganz eigenen Charme verleiht.

Zwischen der Oberstadt Cidade Alta und der 70 m tiefer gelegenen Unterstadt Cidade Baixa erlaubt der städtische Aufzug Lacerda einen atemberaubenden Blick auf die grösste Bucht Brasiliens, und auf den kopfsteingepflasterten Plätzen der Altstadt treffen Besucher immer wieder auf Capoeira-Gruppen, Künstler und Musiker, die den historischen Gassen neues Leben einzuhauchen scheinen.


Acarajé-Verkäuferin (Bild: Rodrigues Pozzebom / Wikimedia / CC)


Sklavenhafen, Hauptstadt, revolutionäres Zentrum

Bis zur portugiesischen Eroberung war die Gegend um Salvador da Bahía von den Tupinambá und anderen indigenen Volksgruppen bewohnt. Die ersten Europäer siedelten sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Region an, als Überlebende eines Schiffbruchs an der brasilianischen Küste Zuflucht suchten. Mit der Stadtgründung im Jahr 1549 begann der Zustrom portugiesischer Einwanderer, die der jungen Stadt innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem bedeutenden Aufschwung als Zuckerexporteur verhalfen. Noch bis Mitte des 17. Jahrhunderts war Salvador die grösste Metropole der südlichen Erdhalbkugel und aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung auch bis zum Jahr 1763 die brasilianische Hauptstadt.

Zu verdanken war Salvadors wirtschaftlicher Wohlstand vor allem den afrikanischen Sklaven, die auf den Zuckerrohrplantagen im Umland den Preis für den Reichtum der Stadt zahlen mussten. Dass sich gerade Salvador da Bahía zu einem Zentrum des Sklavenhandels entwickelte, ist auf die ortsansässigen Jesuiten zurückzuführen, die die indigene Bevölkerung vor der Versklavung bewahrten und so indirekt die Einfuhr afrikanischer Sklaven begünstigten. Ab dem 18. Jahrhundert gingen von Salvador auch die ersten Bestrebungen aus, den Sklavenhandel abzuschaffen, ein Ziel, das jedoch erst im Jahr 1888 in ganz Brasilien Wirklichkeit wurde. Seither gilt Salvador da Bahía als Wiege der afrobrasilianischen Kultur mit einer ganz besonderen Mischung kultureller und religiöser Traditionen.


Am Strand von Salvador (Bild: Hermann Luyken / Wikimedia / CC)


Salvador zwischen kolonialem Charme, Traumstränden und Karneval

In seiner heutigen Form entstand Salvador da Bahía Ende des 19. Jahrhunderts, als der Hafen der Stadt aufgeschüttet und ausgebaut wurde. Am Fusse der Oberstadt mit der kolonialen Altstadt entstand das moderne Stadtzentrum und heutige kommerzielle Zentrum Salvadors. Rund um die Innenstadt wird die Bucht gesäumt von traumhaften Stränden und einer neu eingerichteten Strandpromenade, die bis zum Leuchtturm von Barra am Eingang der Bucht führt. Der Leuchtturm bietet besonders zum Sonnenuntergang einen traumhaften Panoramablick über die Stadt und die Küstenlinie.

Salvadors historisches und touristisches Herzstück ist die koloniale Altstadt Pelourinho in der Oberstadt, eine aussergewöhnlich farbenfrohe Mischung aus Kopfsteinpflastergassen und historischen Wohnhäusern, aus prachtvollen Kirchen, Klöstern und Museen. Aber auch viele Restaurants, Terrassencafés und Kunstmärkte bevölkern mittlerweile die Strassen von Pelourinho, nachdem das historische Viertel lange Zeit völlig verwahrlost war und erst ab den 1990er Jahren aufwendig saniert wurde. Heute ist Pelourinho vor allem bei Künstlern, Schriftstellern und Musikern beliebt, und in den kolonialen Gassen präsentieren regelmässig Capoeira- und Tanzgruppen ihr Können. 1985 wurde die koloniale Altstadt von Salvador da Bahía in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.


Historische Fassaden im Altstadtviertel Pelourinho (Bild: Leandro Neumann Ciuffo / Wikimedia / CC)


Neben Salvadors afrikanischstämmiger Kultur, den Stränden und der kolonialen Altstadt ist der Karneval die mit Abstand grösste Attraktion der Stadt. Die alljährlichen Karnevalsfeiern von Salvador da Bahía gelten gemeinsam mit dem Karneval von Rio als grösster Strassenkarneval weltweit, und neben ganzen Scharen von ausländischen Touristen zieht es auch viele Brasilianer aus allen Landesteilen im Februar in die Hafenstadt, wenn die Strassen von Salvador eine Woche lang von Umzügen, Konzerten und Tanzveranstaltungen dominiert werden. Zu den Zentren der Karnevalsfeiern zählt unter anderem die Altstadt Pelourinho, in der vor allem traditionelle Kostüme und Tänze präsentiert werden, während der Hauptzug entlang der Uferpromenade einmal quer durch die Innenstadt zieht.

Brasiliens afrikanische Metropole

Seiner besonderen Rolle als Zentrum des Sklavenhandels verdankt Salvador da Bahía eine aussergewöhnliche kulturelle Mischung, die unter den brasilianischen Städten einzigartig ist. Die Afrobrasilianer sind in Salvador so stark vertreten wie in keiner anderen Metropole, und die Gerüche des traditionellen afrikanischstämmigen Bohnengerichts Acarajé folgen dem Besucher auf Schritt und Tritt, während die weissen Baumwollkleider und farbenfrohen Kopftücher der Verkäuferinnen vielerorts das Stadtbild prägen. Auch die Capoeira, der traditionelle brasilianische Kampftanzsport, hat seinen Ursprung in der afrikanischen Sklavenkultur von Salvador da Bahía.


Capoeira-Gruppe beim Karneval von Salvador (Bild: Fabio Rodrigues Pozzebom/ABr / Wikimedia / CC)


Bemerkenswert ist vor allem die aussergewöhnliche religiöse Mischung in Salvador, die charakteristisch für die afrobrasilianisch geprägten Teile Brasiliens ist. Der Candomblé, eine Mischung von Glaubenselementen afrikanischen Ursprungs, hat seinen Ursprung in Salvador da Bahía, und die alten Rituale und spirituellen Handlungen des Candomblé werden bis heute in unzähligen Tempeln praktiziert. Die Religion basiert auf dem Glauben an verschiedene Orixás, die eine ähnliche Stellung wie die katholischen Heiligen einnehmen und in der Zeit des Candomblé-Verbots häufig mit ihnen verschmolzen.

 

Oberstes Bild: Koloniale Altstadt Pelourinho (Bild: Laughlin Elkind / Wikimedia / CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“]


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