Yorkshire – Englands mystischer Norden
von Stefanie Röfke Europa Grossbritannien
Wer den Roman „Sturmhöhen“ der englischen Schriftstellerin Emily Brontë gelesen hat, findet darin einen Landstrich beschrieben, der keineswegs frei erfunden ist. Die geheimnisvoll ruhenden Hochmoore, eindrucksvollen Kalksteinformationen, tiefgrünen Hügel und fruchtbaren Täler – all das ist charakteristisch für den eigentümlichen Zauber Yorkshires, dem sich niemand entziehen kann, der je hier gewesen ist.
Auf einer Fläche von rund 11.900 km², eingebettet zwischen den rauen Küstenlandschaften der Nordsee im Osten und den massiven Sandsteinfelsen des Pennine-Gebirges im Westen, bietet die ehemals grösste englische Grafschaft ein abwechslungsreiches Naturschauspiel.
Englands grün schimmernde Perle
Nicht zu Unrecht sind in Yorkshire gleich drei Nationalparks angesiedelt, die Yorkshire Dales, der Peak Distrikt und die North York Moors. Verwunschene Wanderpfade und anspruchsvolle Radrouten schlängeln sich durch die teils menschenleere Landschaft, mitten durch purpurne Heidekrautfelder und saftig grüne Wiesen, auf denen Schafherden friedlich vor sich hin weiden. Sie führen vorbei an verschlafenen Dörfchen, einsamen Cottages, rauschenden Flüssen und kraftvoll aus den Felsen hervorbrechenden Wasserfällen. Die massiven, während der Eiszeit bizarr geformten Kalksteinfelsen mit ihren geheimnisvollen Schluchten und dunklen Höhlen laden Abenteurer und Kletterer zu waghalsigen Unternehmungen ein, lassen Wanderer staunend verharren.
Auf den Spuren der Geschichte
Auf Streifzügen durch die sanften Hügellandschaften der Yorkshire Dales trifft man allerorts auf Spuren, die von vergangenen Zeiten erzählen. Stein für Stein setzt sich hier regional das Mosaik der englischen Geschichte zusammen. Seien es die rätselhaften Steinkreise der ersten keltischen Siedler, die Überbleibsel römischer Festungen oder die mächtigen Ruinen der mittelalterlichen Klosterabteien, die in die Landschaft hineinragen – all das will erforscht und erkundet werden, eröffnet der Phantasie Raum und Zeit. Besonders an regnerischen Tagen, an denen ein silbrig schimmernder Nebel über den Tälern Yorkshires liegt, versinkt die Landschaft in einer eigentümlichen Mystik, die seit Jahrhunderten Stoff für Sagen und Legenden ist.
God`s Own County
Doch nicht nur die Natur ist reich an Entdeckungen in dieser vielfältigen Region. Auch kulturell hat Yorkshire, das von seinen Bewohnern selbstbewusst „God`s Own County“ genannt wird, einiges zu bieten. Nicht ohne Stolz prangt auf der landeseigenen Flagge das Wahrzeichen der weissen Rose, das Emblem des Hauses York, das im 15. Jahrhundert mit dem benachbarten Haus Lancaster in den „Rosenkriegen“ um die englische Krone stritt. Die typischen, zuweilen etwas spröde klingenden Yorkshire-Dialekte, die Eigenheiten der regionalen Küche und die zahlreichen lebendig gebliebenen Traditionen und Bräuche zeichnen den einzigartigen Charme der nordenglischen Grafschaft aus.
York – Englands Ewige Stadt
Obwohl Yorkshire grösstenteils ländlicher Natur ist, lohnt sich ein Besuch in den Metropolen des Countys. Die bedeutendste und historisch reizvollste Stadt, deren faszinierende Geschichte bis in die Römerzeit zurückreicht, ist York. Aufgrund seiner durch die Jahrhunderte zentralen Bedeutung auch als „Eternal City“ (Ewige Stadt) bezeichnet, gilt York als eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte Englands. Auch heute noch bietet die nordenglische Metropole mit ihrer bunten Palette an Sehenswürdigkeiten und lokalen Veranstaltungen ein reichhaltiges Kulturangebot. Vielfältige Einkaufsmöglichkeiten sowie moderne und traditionelle Bars und Pubs verleihen York ein facettenreiches, farbenfrohes Angesicht.
Wer auch immer in diesen besonderen Zauber einer zwar dünn besiedelten, aber keineswegs kargen Landschaft eintauchen will, der packe seine sieben Sachen und mache sich auf nach Yorkshire, einer inspirierenden Region voller Mystik und Geschichte.
Oberstes Bild: © Stefanie Röfke