Rosenlaui: Wildromantisches Tal und mystische Gletscherschlucht

Gut anderthalb Autostunden von Bern versteckt sich auf rund 1‘350 Höhenmetern das Rosenlaui-Tal – ein schönes Ausflugsziel mit einer spektakulären Schlucht, der Gletscherschlucht Rosenlaui. Es ist ein wunderbares Wandergebiet hier oben mit Blicken, die bereits frühere Generationen faszinierten und etliche berühmte Reisende hierher lockten.

Denn das Rosenlaui-Tal ist so etwas wie eine Keimzelle des Schweizer Tourismus, auch wenn das dem heutigen Besucher etwas fremd erscheinen mag. Es war die Zeit der Romantik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die viele Künstler, Dichter und Schriftsteller die Anziehungskraft der Bergwelt entdecken liess – einer geheimnisvollen Schönheit, die immer auch etwas Erschreckendes und Bedrohliches an sich hatte.

Es überrascht daher nicht, dass diese Epoche zur Initialzündung für den Schweiz-Tourismus wurde, denn die Schweiz erfüllte wie kaum ein anderes Land Europas die „Berg-Erwartungen“. Das Rosenlaui-Tal passte dabei ideal in die Vorstellungen.


Rosenlauigletscher (Bild: Yesuitus2001)

Bergeinsamkeit – schwärmerische Vorstellung der Romantik

So durchwanderte manche Berühmtheit die Wiesen und Wege entlang des Reichenbachs oder Rychenbachs, der von der Grossen Scheidegg kommend das Tal durchfliesst, um später in dramatischen Wasserkaskaden im Bereich der Gemeinde Schattenhalb nach unten zu stürzen und schliesslich bei Meiringen in die Aare zu münden.

Leo Tolstoi gefiel die Bergeinsamkeit allerdings nicht. „Stille wie im Winter“, lautete sein Urteil. Richard Wagner meinte dagegen prosaisch „herrlich ist es hier“. Lord Byron beschrieb die Gegend als „rein und ungetrübt – einsam, wild und patriarchalisch“ und Goethe notierte etwas umständlich „kein Gedanke, keine Beschreibung noch Erinnerung reicht an die Schönheit und Grösse der Gegenstände“.

Bedeutende romantische Maler – Caspar Wolf, Joseph Anton Koch und François Diday – bannten die sich vom Tal aus bietenden Blicke auf Leinwand. Bekannt ist zum Beispiel das Gemälde „Das Wetterhorn von der Rosenlaui aus“ von Joseph Anton Koch aus dem Jahre 1824. Die Rosenlaui ist so etwas wie der Mittelpunkt des Tales. Ein Ort – oder genauer gesagt ein Hotel mit ein paar Nachbargebäuden –, der sich selbst als „kleinste Ortschaft der Schweiz“ bezeichnet. Auch wer heute von hier aus die Blicke auf das Wetterhorn und den Rosenlauigletscher schweifen lässt, wird sich der Faszination der umgebenden Bergwelt nicht entziehen können.


Historisches Hotel Rosenlaui (Bild: Migel – Shutterstock.com)

Gletscherschlucht Rosenlaui – UNESCO-Weltnaturerbe

Dem Gletscher ist auch eine weitere Attraktion des Tales zu verdanken: die Gletscherschlucht Rosenlaui. Sie ist Teil des UNESCO-Weltnaturerbes Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch. Über unzählige Jahrtausende hat das Gletscherwasser hier in einem engen, tief eingeschnittenen Felsspalt steinerne Kunstwerke geformt.

Die bis zu 80 Meter aufragenden Wände scheinen sich oben fast zu berühren und lassen dem Tageslicht kaum Platz, nach unten zum Wasserlauf durchzudringen. Das verstärkt die mystische Atmosphäre des Ortes noch. Menschliche Phantasie mag in einigen Formationen Gestalten erkennen – eine Nase, einen Elefantenkopf, einen Dom. Um die Schlucht atemberaubend zu finden, ist das sicher nicht notwendig. Es genügt, die Kraft des Wassers in den rauschenden Wirbeln und nach unten drängenden Wassermassen zu erahnen. Heute führt ein fast 600 Meter langer, künstlich angelegter Weg durch die Schlucht. Sie ist nur in der wärmeren Jahreszeit zwischen Mai und Oktober zugänglich.


Die Gletscherschlucht Rosenlaui (Bild: mdd – Shutterstock.com)

Erschreckende Schönheit

Trotz der in unseren Tagen guten Erreichbarkeit, das Rosenlaui-Tal ist bis dato kein Ort des Massentourismus, auch wenn die Zeit der Bergeinsamkeit wie in der Romantik sicher vorbei ist. Um die „erschreckende Schönheit“ der Schweizer Bergwelt zu erfahren, ist hier aber immer noch ein sehr gutes Ziel zu finden.



Fazit

Das Rosenlaui-Tal und die Gletscherschlucht Rosenlaui sind ein Ausflugziel von faszinierender Schönheit im Berner Oberland. Berühmte Dichter und Künstler entdeckten hier die Schweizer Bergwelt.

 

Artikelbild: © PBérod, Wkimedia, CC

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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