Schön, wild, Geheimtipp: Rumäniens Schwarzmeerküste

Rumänien ist unglaublich facettenreich. Hohe Berge, pulsierende Städte, eine bewegte Geschichte und die weithin bekannte Gastfreundschaft und Offenheit der Einwohner machen das Land am östlichen Rand der EU zu einem höchst interessanten Reiseziel. Sogar Badeurlauber und Freunde des mediterranen Flairs kommen auf ihre Kosten – und das zu immer noch sehr moderaten Preisen.

Rumäniens Schwarzmeerküste kann man immer noch als Geheimtipp bezeichnen. Breite und zum Teil naturbelassene Strände, belebte Badeorte und das weltweit einmalige Biosphären-Reservat Donaudelta lassen jedoch kaum Wünsche offen. Wir waren dort und haben für Sie die schönsten Plätze erkundet.

Das politische und wirtschaftliche Zentrum des „Litoral“, wie die Rumänen ihre Schwarzmeerküste nennen, ist Constanța. Die 300’000-Einwohner-Stadt hat tiefe historische Wurzeln: Schon im römischen Reich war „Tomis“, wie es damals hiess, eine lokale Grösse, wenn auch auf Ebene des Imperium Romanum eher als Diaspora betrachtet.



Der Dichter Ovid wurde hierhin ins Exil geschickt. Ihm zu Ehren errichtete man im antiken Zentrum eine Statue, auch eine Universität wurde nach ihm benannt. Den antiken Hafen Tomis gibt es übrigens, in leicht veränderter Form, immer noch. An diesen grenzt einer der schönsten Strände der Stadt, die „Plaja Modern“. Die Hafenmeile wurde vor wenigen Jahren komplett erneuert und steht nun den schönen Flanierpromenaden Italiens in nichts nach.

Im „On Plonge“ bekommen Sie sogar den besten Fisch in Constanta, und das für weniger als die Hälfte gegenüber einem vergleichbaren Schweizer Restaurant.

Einen schönen und sorgenfreien Strandurlaub können Sie verbringen, indem Sie einfach im Hotel Ibis Constanța einchecken (Preise ab ca. 70 €/Tag für Übernachtung und Frühstück), das Badetuch nehmen und es sich an der Plaja Modern gemütlich machen. Tipp: Buchen Sie im Voraus ein Zimmer mit Meerblick.

Es lohnt sich! Das Ibis gehört zu einer internationalen Kette  und besticht mit Sauberkeit, einem überaus freundlichen und professionellen Personal sowie überdurchschnittlich grossen und gut ausgestatteten Zimmern. In der Hochsaison von Anfang Juli bis Mitte August ist zwar am Strand viel los, aber durch dessen grosszügige Breite gibt es nie Platzmangel.



Das Schwarze Meer läuft an dieser Stelle sehr flach aus, so dass auch Kinder problemlos am Wasser spielen können. Die Wassertemperatur beträgt selbst Anfang September noch 25 °C – da denkt noch keiner an den Herbst.

Der klassische Badeort des Litoral, der auch von den Rumänen am stärksten frequentiert wird, ist jedoch Mamaia. Die Stadt liegt auf einem schmalen Festlandstreifen am Nordrand von Constanța, mit den Süsswasserseen Techirgiol und Sudghiol im Westen sowie dem Meer im Osten.

Mamaia hat neben einer langgezogenen Strandmeile auch eine wahrscheinlich weltweit einmalige Einrichtung zu bieten: eine Seilbahn, die statt einen Berg zu erklimmen den Ort in Nord-Süd-Richtung überspannt. Von hier aus hat man einen wunderbaren Überblick über den ganzen Litoral.

Weitere bekannte Badeorte sind Eforie, Mangalia und Vama Veche direkt an der bulgarischen Grenze. Letzterer hat eine grosse Salsaschule des kolumbianischen Aussiedlers Willmark Rizzo Hernandez zu bieten, in der Tanzwütige sich abends austoben können.


Die „Telegondola“ von Mamaia

Wer einen noch schöneren, ja einen absoluten Traumstrand sucht, muss ein paar Kilometer Fahrt in Kauf nehmen. In Vadu, etwa 40 Kilometer von Constanța, liegt hinter den Dünen des hier beginnenden Biosphären-Reservats Donaudelta weisser, feiner Sand. So weit das Auge reicht, sieht man keine einzige Strandbar, kein Geschäft und kein Hotel. Optimal also für Ruhe Suchende. Die Bukarester kommen oft über das Wochenende mit grossen Familienzelten hierher.



Mit dem Taxi kostet die Fahrt hin und zurück circa 50 Euro. Wer es abenteuerlicher und günstiger möchte, kann bis Corbu den Bus nehmen und von hier ab per Anhalter weiterfahren. Wer von mitteleuropäischen Verhältnissen ausgeht und sich somit auf stundenlanges Warten einstellt, wird positiv überrascht. Uns kostete es genau eine Frage, um völlig kostenlos zum Strand gefahren zu werden – von einem netten Herrn, der noch nicht einmal einen Weg hierhin vorhatte.

Constanțas Hinterland – die sogenannte Dobrogea (auf Deutsch Dobrudscha) ist landwirtschaftlich geprägt. Hier liegen die besten Böden Europas, auf denen Getreide, Mais, Raps und Sonnenblumen angebaut werden. Durch die vielen Sonnenstunden bietet die Dobrogea ausserdem gute klimatische Bedingungen für den Weinbau. In Murfatlar, der „Weinhauptstadt Rumäniens“, können Sie die
verschiedenen Sorten kosten, bevor Sie sich entscheiden.



Die pure Natur gibt es im Donaudelta. Dieses zweitgrösste Delta Europas ist seit 1993 UNESCO-Weltnaturerbe und steht selbstverständlich unter Naturschutz. Deshalb kann man hier auch aussergewöhnliche Beobachtungen machen, von Pelikan- und Kormoranschwärmen über ausgedehnte Schilfgebiete bis hin zu einsamen Muschelinseln an der Mündung ins Schwarze Meer. In vielen Dörfern scheint zudem die Zeit stehen geblieben zu sein.



Eine Tagestour ins Delta buchen Sie am besten als Pauschalangebot direkt in Constanța oder Tulcea. Wollen Sie das Delta auf eigene Faust erkunden, empfiehlt sich die Anreise nach Tulcea, von wo es mit kleinen Booten weitergeht. In vielen der Dörfer und Siedlungen im Delta befinden sich kleine Pensionen, in denen Sie sehr günstig übernachten können.

Sie sehen also: Rumäniens Schwarzmeerküste hat sehr viel mehr zu bieten, als man denkt!

 

Artikelbilder: © Alin Cucu


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